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StartseiteWissenNewsEinfach zu vermeiden
12. Mai 2023
Im Bereich der Leitungswasserschäden bilden Installationsfehler einen Schwerpunkt, wie die langjährige Erfahrung des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer (IFS) zeigt. Über 20 % der vom IFS untersuchten Leitungswasserschäden sind auf Undichtigkeiten an Verbindungen zurückzuführen. Bei fast der Hälfte der Verbindungen handelt es sich um Press- oder Klemmverbindungen, zu denen auch die Konusverschraubungen gehören. Dabei handelt es sich zumeist nicht um komplizierte Missgeschicke, sondern um einfache Unachtsamkeiten, die einfach zu vermeiden wären. Wir stellen beispielhaft einige typische Fehlerquellen vor.
(Euro-)Konusverschraubungen sind der Quasi-Standard beim Anschluss von Kunststoff- und Mehrschichtverbundrohrleitungen an Heizkörper oder Heizkreisverteiler. Das Funktionsprinzip ist simpel und millionenfach bewährt. Allerdings kommt es aufgrund der Vielzahl der verbauten Verbindungen auch häufig zu Undichtigkeiten und in der Folge zu teils umfangreichen Leitungswasserschäden. Zwar ist die austretende Wassermenge aufgrund des üblicherweise geschlossenen Heizungssystems begrenzt. Doch das austretende Wasser gelangt oft direkt an den Leitungen in die Estrichdämmschicht. Meist fallen diese Schäden erst auf, wenn es hinter Fußleisten oder Möbeln zu Schimmelbildung kommt. Dann ist der Bodenaufbau oft schon massiv befallen.
Über 20 % der vom IFS untersuchten Leitungswasserschäden sind auf Undichtigkeiten an Verbindungen zurückzuführen. Bei fast der Hälfte der Verbindungen handelt es sich um Press- oder Klemmverbindungen, zu denen auch die Konusverschraubungen gehören.
Das Prinzip der (Euro-)Konusverbindungen ist stets dasselbe: Zunächst wird das anzuschließende Rohr gerade abgelängt und dann nach den Herstellervorgaben entgratet. Anschließend werden der Überwurf und ein Klemmring auf das Rohrende gesteckt. Das Rohr wird dann auf einen Messingstützkörper gesteckt, der üblicherweise mit einem O-Ring abdichtet. Die andere konusförmige Seite des Stützkörpers dichtet ebenfalls per O-Ring die Gewindeverbindung, die anschließend zwischen dem Überwurf und dem Heizkörper, dem Heizkörperanschlussblock oder dem Heizkreisverteiler erstellt wird. Beim Anziehen der Verbindung wird der Klemmring auf dem Rohr komprimiert, wodurch das Rohr fest in der Verbindung gehalten wird.
Die Ursachen für die Undichtigkeiten an den Konusverschraubungen sind vielfältig. Typische Fehler bei der Erstellung von Konusverschraubungen sind:
Nachfolgend stellen wir einige Fallbeispiele vor.
Schadenbeispiel 1
Durchfeuchteter Fußbodenaufbau in einer Kindertagesstätte
In der vom Schaden betroffenen Kita war es zu einer umfangreichen Durchfeuchtung des Fußbodenaufbaus gekommen. An einem Heizkreisverteiler wiesen rostbraune Ablaufstellen an den Heizungsleitungen und Verschraubungen auf mehrere Undichtigkeiten hin. Vor Ort erfuhr der beauftragte IFS-Gutachter, dass die Leitungen und der Heizkreisverteiler etwa drei Jahre zuvor im Rahmen der Sanierung eines Vorschadens installiert worden waren. Besonders ärgerlich war in diesem Fall, dass auch der Vorschaden auf Undichtigkeiten an den Heizkreisverteilern zurückzuführen war. An den Heizkreisverteiler waren sowohl Kreise der Fußbodenheizung als auch Heizkreise mit Heizkörpern angeschlossen.
An drei der zehn Anschlüsse des Heizkreisverteilers fand der Gutachter äußerlich Hinweise auf Undichtigkeiten. Die Ursachen der Undichtigkeiten waren von außen jedoch nicht zu ermitteln. Darum wurde der Heizkreisverteiler mitsamt Abschnitten der angeschlossenen Leitungen demontiert und im IFS-Labor untersucht.
Beim Lösen einer der undichten Konusverschraubungen fielen sofort die bräunlichen Ablagerungen an dem Kunststoffklemmring und dem Rohr auf. Hier war es offensichtlich zum bestimmungswidrigen Leitungswasseraustritt gekommen. Ein Vergleich des Rohrs am Nachbaranschluss zeigte, dass bei der undichten Verbindung nur schwach ausgeprägte Abdrücke des Rings auf dem Rohr vorhanden waren. Bei der dichten Verbindung waren diese Abdrücke hingegen deutlich stärker ausgeprägt. Die Klemmringe waren jedoch baugleich und die Rohre zwar von unterschiedlichen Herstellern, aber in Bezug auf die Abmessungen identisch. Unterschiedlich waren allerdings die verwendeten Stützkörper.
Während bei der undichten Verbindung ein Standardstützkörper verwendet wurde, handelte es sich bei dem Stützkörper an der dichten Verbindung um eine Ausführung mit einer besonders breiten „Krempe“, die den Klemmring weit umfasste. Hierdurch wurde der spezielle Kunststoffklemmring beim Anziehen der Verbindung komprimiert und auf das Rohr gedrückt. An der undichten Verbindung passten Stützkörper und Klemmring nicht zusammen: Eine radiale Einschnürung des Klemmrings erfolgte beim Anziehen der Verbindung kaum. Damit fehlte auch der Anpressdruck des Rohrs auf die Stützhülse mit der O-Ringdichtung. Dieselbe Ursache ergab sich auch für eine zweite Verbindung.
Die dritte der undichten Verbindungen ist einfach nicht fest genug angezogen worden. Der Metallklemmring hatte ebenfalls kaum Abdrücke auf dem Rohr hinterlassen. Auch hier fehlte der Anpressdruck auf die Stützhülse. Alle drei Undichtigkeiten waren eindeutig durch Fehler bei der Installation verursacht worden. Ein solcher Mangel fällt bei der Dichtigkeitsprüfung nicht unbedingt auf.
Schadenbeispiel 2
Mehrere unbewohnbare Wohnungen
In diesem Fall wurden nach einem Feuchteschaden in einer Wohnung mehrere undichte Konusverschraubungen an Heizkörperanschlussblöcken mehrerer Wohnungen festgestellt. Auch in den anderen Wohnungen war der Bodenaufbau bereits durchfeuchtet und von Schimmel befallen. Zwei Heizkörperanschlussblöcke mit jeweils zwei Konusverbindungen wurden dem IFS zur Laboruntersuchung zugesandt. An den in Längsrichtung aufgetrennten Rohrstücken mit Stützkörpern war der O-Ring aus seiner Nut herausgeschoben worden. Die O-Ringe lagen jeweils in einer Schleife zwischen der gezackten Stützhülse und dem Mehrschichtverbundrohr eingequetscht. Diese mechanische Belastung war auf Dauer zu viel für die O-Ringe, sodass sie im verquetschten Bereich rissen. Anhand von dunklen Verfärbungen auf den Stützhülsen war der Pfad, den das Wasser genommen hatte, eindeutig nachvollziehbar. Das Herausdrücken der O-Ringe aus der jeweiligen Nut war beim Aufstecken des Rohrs auf die Stützhülse geschehen. Die Rohre waren entgegen den Herstellervorgaben nach dem Ablängen nicht entgratet worden, das zeigten die Laboruntersuchungen.
Die verbliebenen Grate an den zusätzlich schräg abgelängten Rohrenden schoben die O-Ringe während des Aufsteckens der Rohre aus den Nuten.
Derartige Fehler fallen häufig nicht bei der Dichtigkeitsprüfung, sondern erst später auf, weil die O-Ringe erst im Laufe der Zeit aufgrund der zusätzlichen Wechselbelastungen und der üblichen alterungsbedingten Schwächung diesen überhöhten mechanischen Belastungen nicht standhalten.
Schadenbeispiel 3
Durchfeuchteter Fußbodenaufbau in einem Bürogebäude
Die ersten beiden Beispiele haben gezeigt, welche Fehler auf der Rohrseite der Verbindung zu Schäden führen können. Auch auf der Seite des Heizkreisverteilers oder Heizkörperanschlussblocks sind Schäden möglich, wie das dritte Schadenbeispiel zeigt: In diesem Fall hatte es ein Bürogebäude getroffen. An einem Heizkreisverteiler war ein Doppelnippel, die Verbindung zwischen dem Verteilerbalken und der Konusverschraubung, gebrochen. Dies führte zu einem massiven Leitungswasseraustritt, da sich allein aufgrund der schieren Größe des Gebäudes eine große Menge Wasser in den Fußbodenheizungsleitungen befand.
Die Untersuchung des Messingdoppelnippels zeigte, dass der Bruch in dem Anschlussgewinde zum Verteilerbalken auf Spannungsrisskorrosion zurückzuführen war. Für diese Korrosionsart gibt drei Voraussetzungen: ein Werkstoff wie zum Beispiel Messing, der dafür anfällig ist, ein spezifisches Angriffsmedium, zum Beispiel das Heizungswasser plus gegebenenfalls Sauerstoff von außen und Zugspannungen im Material. Eine Materialprüfung zeigte, dass der Werkstoff die Spannungen, die zu dem Bruch geführt hatten, nicht herstellungsbedingt mitbrachte. Sie mussten nachträglich durch eine überhöhte Krafteinwirkung erzeugt worden sein.
Wie war das geschehen? An dem Überwurf, der an der Konusverbindung des Doppelnippels angeschlossen war, gab es Werkzeugspuren, die belegten, dass sie zu fest angezogen wurde. Teilweise war das Werkzeug über die Kanten des Außensechskants gerutscht. Im Zuge dessen ist auch der Doppelnippel weiter in den Verteilerbalken hineingeschraubt worden. Der Sechskant an dem Doppelnippel hatte dadurch tiefe Kratzer in dem Werkstoff des Verteilerbalkens hinterlassen. Beim Anziehen der Verbindung hätten die beiden Teile gekontert werden müssen. Dem Spurenbild nach wurde das hier vergessen. Beim Kontern liegt an beiden Seiten ein identisches Drehmoment an, sodass Druckspuren an dem Sechskant des gebrochenen Doppelnippels hätten vorhanden sein müssen. Auf den Sechskantgriffflächen selbst fehlten jedoch sämtliche Spuren, die auf ein Kontern am Doppelnippel hätten hinweisen können.
Im Zuge der Untersuchungen stellte sich heraus, dass bereits mehrere weitere Doppelnippel an dem Verteilerbalken kurz vor dem Versagen standen.
Überall waren Montagespuren an den Überwürfen, nirgends jedoch Konterspuren auf den Doppelnippeln zu finden.
Wie können Schäden vermieden werden?
Die Erstellung von Konusverschraubungen ist kein Hexenwerk. Die vorgestellten Beispiele zeigen, dass sich durch das Befolgen der Herstellervorgaben bereits viel Schäden vermeiden ließen. Hierzu zählt unter anderem das korrekte Vorbereiten der Rohr enden vor der Verbindungserstellung. Gerade abgelängte und korrekt entgratete beziehungsweise angefaste Rohre gleiten leicht über die O-Ringe auf den Stützkörpern hinweg, sodass Schäden an den Dichtelementen verhindert werden. Das Anschließen von Heizkörpern und Fußbodenheizungen an einen Heizkreisverteiler ist im Normalfall überhaupt kein Problem. Sollten aber Komponenten aus unterschiedlichen Systemen verwendet werden, so ist besondere Vorsicht geboten. Die Komponenten der einzelnen Verbindungen müssen selbstverständlich zueinander kompatibel sein. Zu guter Letzt gilt es die Verbindungen mit dem richtigen Drehmoment festzuziehen. Angaben dazu stehen gewöhnlich in den Montageanleitungen der Hersteller. Dabei sollte stets darauf geachtet werden, dass ein geeignetes Werkzeug zum Kontern verwendet wird.
Nur eine der drei hier vorgestellten Ursachen lässt sich bereits bei einer korrekt durchgeführten Druckprüfung erkennen. Umso wichtiger ist die sorgfältige Installation. In vielen Fällen wird das Schadenausmaß vergrößert, weil Nachfülleinrichtungen entgegen den Herstellervorgaben dauerhaft geöffnet werden. Sie sollten darum nur manuell zum Zwecke der Nachfüllung geöffnet werden oder mit einem elektronischen Zähler und einer entsprechenden Abschaltlogik ausgestattet sein. Sollte eine Heizungsanlage wegen Druckverlust regelmäßig auf Störung schalten, so sollte man hellhörig werden und dem Wasserverlust auf den Grund gehen.
Autor: Dr. Sven Bornholdt, Physiker und IFS-Gutachter für Leitungswasserschäden
Merkblätter fürs SHK-Handwerk
Die Beispiele dieses Beitrags stammen aus dem IFS-Merkblatt „Konusverschraubungen – die häufigsten Installationsfehler“. Weitere Merkblätter gibt es zu den Schadenschwerpunkten Pressverbindungen von Kunststoff- und metallischen Leitungen, zu Eckventilen oder flexiblen Schläuchen. Download unter www.ifs-ev.org/schadenverhuetung/service.
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