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StartseiteWissenNewsBedarfsabhängiges Spülen der Trinkwasser-Installation
29. August 2022
Hygienespülsysteme stellen sicher, dass drohendes Stagnationswasser rechtzeitig abfließt − mit Marktübersicht
Hygienespülsysteme bewirken einen kontrollierten Wasserwechsel, der sowohl auf die Installation als auch auf die Nutzung des Gebäudes abgestimmt werden kann. Diese Automatisierung ermöglicht dem Betreiber eine wirtschaftliche und rechtssichere Durchführung von Hygienespülungen. Je nach Anforderung stehen Hygienespülsysteme für die Integration in die gesamte Trinkwasser-Installation, für einzelne Entnahmestellen sowie auch für die Umrüstung vorhandener Sammelsicherungen zur Auswahl.
Die Vermeidung von Stagnation und kritischen Temperaturbereichen gelten als oberste Prinzipien für einen bestimmungsgemäßen Betrieb der Trinkwasser-Installation. Ein nicht bestimmungsgemäßer Betrieb ist nach der Definition der VDI-Richtlinie 6023 [1] eine „geänderte Betriebsweise einer Trinkwasser-Installation, die zu Beeinträchtigungen oder Gefährdungen für Anlagenteile führt und die Trinkwasserbeschaffenheit verändert.“ Hierzu zählt nach dem Wortlaut der Richtlinie auch „die längere Nichtnutzung einer Trinkwasser-Installation“.
Unerheblich ist bei der „Nichtnutzung“, ob die gesamte Installation oder nur Teile davon nicht oder kaum in Gebrauch bzw. Betrieb sind. Beides wirkt sich nachteilig auf die Trinkwasserhygiene aus, weil zum Beispiel eine mikrobiologische Belastung aus einem Stagnationsbereich auch in die Teile der Trinkwasser-Installation zurückwirken kann, die ausreichend durchströmt werden.
Nutzungsunterbrechungen und Erwärmung des Kaltwassers
Zu den Hauptursachen für Stagnation und unzulässige Erwärmung zählen nicht oder selten genutzte Entnahmestellen, zu geringe Fließgeschwindigkeiten in zu groß dimensionierten Rohrnetzen und unzureichende Rohrdämmungen. Weitere Einflussfaktoren sind die Art und Weise der Gebäudenutzung und die Beschaffenheit der Trinkwasser-Installation. So muss in Gebäuden wie Schulen, Sportstätten, Hotels oder Krankenhäusern mit zeitweisen Nutzungsunterbrechungen gerechnet werden. Besonderes Augenmerk gilt es auf Trinkwasser-Installationen in Krankenhäusern sowie Alten- und Pflegeeinrichtungen zu richten. Diese Gebäude sind zwischen 25 und 100 Jahre alt. Daher kann davon ausgegangen werden, dass ein Großteil der Installationen aus veraltetem Material besteht und überdimensioniert ist.
Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) verfolgt den Zweck, dass vom Lebensmittel Trinkwasser keine Gefährdung für die Allgemeinheit oder für einzelne Personen ausgehen darf. Die Verantwortung für einen bestimmungsgemäßen Betrieb liegt im Sinne der Trinkwasserverordnung beim „Unternehmer oder sonstigen Inhaber der Trinkwasser-Installation“.
Tipp der Redaktion
Dieser Artikel ist dem Sonderheft „Trinkwasserhygiene 2022“ entnommen. Das 88 Seiten starke Heft fasst den aktuellen Stand der hygienegerechten Planung und Ausführung von Trinkwasser-Installationen in Gebäuden zusammen. Es kann zum Preis von 10 Euro inkl. MwSt. und Versand unter leserservice@strobelmediagroup. de bestellt werden.
Es gilt der Grundsatz, dass Wasser fließen muss, um einer hygienischen Beeinträchtigung wirksam vorzubeugen. Kann dies nicht gewährleistet werden, muss der Erhalt der Trinkwassergüte durch regelmäßige Zwangsspülungen sichergestellt werden. Erfolgen diese Spülungen manuell, muss genau bekannt sein, welche Entnahmestellen wie lange zu spülen sind, um den nötigen Wasseraustausch sicherzustellen. Manuelle Spülungen erfordern jedoch personellen Einsatz, werden meist in zu großen oder zu kurzen Zeitabständen durchgeführt und können eine zuverlässige Spülung aller betreffenden Entnahmestellen nicht gewährleisten.
Um den notwendigen regelmäßigen Wasseraustausch sicherzustellen, können auch automatisch gesteuerte Lösungen eingesetzt werden. Ihr Hauptanwendungsbereich ist die Absicherung von stagnationsgefährdeten Teilen.
Erhalt der Trinkwassergüte hat Vorrang vor Wassersparen
Bei der Verwendung von Trinkwasser stehen zwei wesentliche Aspekte im Fokus: Die Einhaltung der Trinkwasserhygiene und der sparsame Umgang mit Trinkwasser. Weil bei der Hygienespülung aber wertvolles Trinkwasser ungenutzt in das Entwässerungssystem abgeleitet wird, stehen Hygieneanforderung und Sparsamkeitsgebot im Widerspruch zueinander. Für die Trinkwasser-Installation gilt insbesondere, dass Stagnation und kritische Temperaturen zu vermeiden sind. Daraus ergeben sich folgende Aufgabenstellungen:
Hygienespülungen für weitere Anwendungsbereiche
WimTec: Spülung direkt an der Entnahmearmatur
Entnahmestellen, die heute ausreichend genutzt werden, können schon morgen ein mitunter erhebliches Gesundheitsrisiko durch unzureichende oder gar keine Wasserentnahme darstellen. WimTec, Spezialist für Sanitärelektronik, hat ein Gesamtkonzept zur Sicherstellung der Trinkwasserhygiene entwickelt, das alle Wasserabgabestellen umfasst. Automatisch arbeitende „HyPlus“-Armaturen können auf bestehende Wasserabgabestellen nachgerüstet und zusätzlich zu ihrer üblichen Funktion als Spülstation genutzt werden.
Das „HyPlus“-Gesamtkonzept setzt seinen Fokus auf Hygiene, Komfort und Kostenersparnis bei Waschtisch, Küche, Dusche, Wanne, WC und Urinal. Das stagnierende Wasser wird laut WimTec bei allen Entnahmestellen bedarfsgerecht ausgespült, um auch während Nutzungsunterbrechungen den regelmäßigen Wasseraustausch in allen Anlagenteilen zu gewährleisten. Die Freispülung erfolgt nur bei unzureichender Nutzung und Betriebsunterbrechung. Bei ausreichender Entnahme wird sie nicht ausgelöst, denn die „HyPlus“-Armatur weiß, wann und wie lange sie genutzt wurde.
Das „HyPlus“-Gesamtkonzept setzt seinen Fokus auf Hygiene, Komfort und Kostenersparnis bei Waschtisch, Küche, Dusche, Wanne, WC und Urinal. Das stagnierende Wasser wird laut WimTec bei allen Entnahmestellen bedarfsgerecht ausgespült, um auch während Nutzungsunterbrechungen den regelmäßigen Wasseraustausch in allen Anlagenteilen zu gewährleisten. Die Freispülung erfolgt nur bei unzureichender Nutzung und Betriebsunterbrechung. Bei ausreichender Entnahme wird sie nicht ausgelöst, denn die „HyPlus“-Armatur weiß, wann und wie lange sie genutzt wurde.
Aalberts: Umrüstung von Rohrbelüftern zu Hygienespülungen
In vielen bestehenden Gebäuden sind Trinkwasser-Installationen in Betrieb, die nach der früheren Fassung der DIN 1988 mit Sammelsicherungen ausgerüstet sind. So existieren noch in zahllosen Mehrfamilienhäusern Strang-Rohrbelüft er, deren Anbindestrecken nicht durchströmt werden. Gemessen ab dem letzten Steigleitungsabgang handelt es sich dabei um nicht durchströmte Rohrlängen mit Längen von mindestens 30 cm. Ein Rückbau dieser Rohrleitungen wäre in den meisten Fällen nicht ohne Abbrucharbeiten möglich. Aalberts bietet hierfür einen Spül-Nachrüstsatz an, der gegen einen vorhandenen Rohrbelüfter getauscht wird. Mit einem batteriebetriebenen Magnetventil wird der bisherige Rohrbelüfter damit zur automatischen Hygienespülstation. Zur Ableitung des Spülwassers dienen die bei Rohrbelüftern der Bauform E vorhandenen Ablauftrichter. Aalberts hat neun Ausführungen konzipiert, um den unterschiedlichen Einbauweisen Rechnung zu tragen. So gibt es beispielsweise eine Aufputz- oder Unterputzlösung sowie einen doppelten Nachrüstsatz für Kalt- und Warmwasser.
Temperaturerhöhung für Trinkwasser kalt vermeiden
Von der öffentlichen Trinkwasserversorgung bis zum Hausanschluss fließt das Trinkwasser durch unterirdisch verlaufende Rohrleitungen, wo in den meisten Fällen sowie jahreszeitlich bedingt eine Temperatur unterhalb 20 °C herrscht. Innerhalb der Hausinstallation darf sich das kalte Trinkwasser auf nicht mehr als 25 °C erwärmen. Kritisch wirken sich hierbei vor allem die parallele Leitungsführung zu Heizung und Trinkwasser warm.
Regelmäßiger Austausch des Trinkwassers kalt und warm
Anzustreben sind möglichst geringe Leitungsinhalte, ausreichend hohe Fließgeschwindigkeiten und die Vermeidung von überdimensionierten Trinkwassererwärmungsanlagen.
Leitungen zu wenig genutzten Entnahmestellen vermeiden
Als kritisch sind zum Beispiel die Leitungen zu bewerten, wie sie in sehr vielen Heizräumen und Sanitärverteilungen vorzufinden sind: Entleerleitungen am Verteiler, Anschlussleitungen für Ausgussbecken und Gartenbewässerung oder für die Nachfüllung der Heizungsanlage.
Durchströmung in Stockwerksinstallationen sicherstellen
Reihen- und Ringleitungssysteme für die Objektanschlüsse in Bädern und Sanitärräumen unterstützen durch Zwangsdurchströmung den bestimmungsgemäßen Betrieb. Bei Ringleitungssystemen sollte ein Hauptverbraucher am Ende der Stockwerksleitung angeordnet sein – also zum Beispiel WC oder Handwaschbecken.
Netzwerkfähige Spülsysteme
Zeit-, Intervall- oder temperaturgesteuert: Automatische Hygienespülsysteme sorgen abhängig von den Parametern Verweildauer oder Temperatur für den nötigen Wasseraustausch. Im Neubau oder bei Sanierungen lässt sich so auch bereits während der Bauphase die Einhaltung der Trinkwasserhygiene sicherstellen, wenn sowohl Trinkwasser- als auch Abwasserinstallation sowie die Hygienespülstation betriebsbereit sind. Dadurch lässt sich vermeiden, dass über die oft langen Bauzeiten erhebliche hygienische Beeinträchtigungen eintreten, bevor die Trinkwasser-Installation überhaupt in Betrieb genommen wurde.
Mittels Temperatursensoren können auch Zirkulationsleitungen und Leitungsabschnitte, die zum Beispiel in Deckenabhängungen oder Schächten nahe an warmgehenden Trinkwasser- oder Heizungsleitungen, sollwertabhängig in die Überwachung mit einbezogen werden.
Installateure und Anlagenbetreiber können bei einigen der am Markt verfügbaren Systeme über eine App auf die Funktionen zugreifen und Einstellungen vornehmen oder ändern. Für die lückenlose Dokumentation von Spülvorgängen sind Statistiken über sämtliche Vorgänge abrufbar. Ausgelöste Spülvorgänge oder Störungen werden über die Gebäudeleittechnik oder per E-Mail übermittelt.
Automatische Hygienespülsysteme vermeiden Stagnation in den Leitungen und stellen die Einhaltung der vorgeschriebenen Temperaturbereiche für kaltes und warmes Trinkwasser sicher. Die Marktübersicht stellt aktuelle Entwicklungen bei Hygienespülstationen für den Einsatz in Neubauinstallationen sowie für die nachträgliche Absicherung in bestehenden Trinkwasser-Installationen vor.
Literatur:
Marktübersicht: Hygienespülsysteme für Trinkwasser-Installationen.
[1] VDI 6023 Blatt 1, Hygiene in Trinkwasser-Installationen – Anforderungen an Planung, Ausführung, Betrieb und Instandhaltung
Eine Marktübersicht zum Thema finden Sie im nachfolgen Download-Link.
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