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StartseiteThemenBetriebsausstattung„Es passiert extrem viel, in alle Richtungen“

„Es passiert extrem viel, in alle Richtungen“



„Es passiert extrem viel, in alle Richtungen“Bild: Renault
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Bild: Privat 

9. Juni 2022

Interview mit Sebastian Henßler, Geschäftsführer und Chefredakteur des Newsblogs Elektroauto-News.net

Die Elektromobilität hat in den vergangenen Jahren in Deutschland einen deutlichen Schub erfahren. Die Zulassungszahlen zeigen steil nach oben und E-Autos gehören mittlerweile zum gewohnten Straßenbild. Im Interview mit Sebastian Henßler wollten wir Trends, Baustellen und Notwendigkeiten der E-Mobilität möglichst objektiv thematisieren.

IKZ-ENERGY: Was macht Tesla besser oder anders als die deutschen Autobauer bisher?

Sebastian Henßler: Die Frage lässt sich nicht komplett beantworten. Sicher ist, dass verschiedene Faktoren eine Rolle spielen. Tesla hatte den ganz großen Vorteil, sozusagen auf dem weißen Blatt Papier das E-Auto ganz neu zu erfinden. Es gab und gibt bei Tesla keine markentypische Bindung, keine eigene Automobil-Historie oder Zwänge, wie das bei anderen Automobilhersteller der Fall ist, insbesondere bei den Deutschen, mit denen Tesla immer verglichen wird. Tesla konnte in dieser Hinsicht als Start-Up frei agieren, musste also weniger Kompromisse eingehen und hat deshalb viele Dinge anders gemacht. Außerdem nimmt Tesla ziemlich viele Produktionsschritte selbst in die Hand, setzt also auf In-House-Lösungen, was zu kürzeren Produktionsketten führt. Zudem baute Tesla schon früh Sensoren in die Fahrzeuge ein, die von der Straße Rückmeldung an die Entwicklung und die Produktion geben. Tesla lernt somit aus jedem Fahrzeug und gibt die dann umgesetzten Neuerungen sehr schnell über Over-the-air-Updates weiter. Eine Entwicklung, welche sich nun auch bei anderen Automobilhersteller einstellt.

IKZ-ENERGY: Was sind aus Ihrer Sicht die vorhandenen und ggf. neuen Herausforderungen und Probleme, wenn wir nicht mehr nur bei 1 Mio. E-Autos in Deutschland stehen wie aktuell schon erreicht, sondern bei 2, 3 oder mehr Mio.?

Sebastian Henßler: Die zentrale Aufgabe wird sein, dass die Ladeinfrastruktur passend mitwächst. Das bedeutet konkret, dass das Auto überall dort laden kann, wo es lange steht, z. B. am Arbeitsplatz oder zu Hause. Es wird die Aufgabe sein, die Stehzeiten eines Autos zum Laden zu nutzen und damit nicht so sehr nur darauf zu fokussieren, dass man unterwegs überall und dort dann schnell laden kann. Denn Studien zeigen, dass die meisten Autofahrten in Deutschland weniger als 70 – 90 km am Tag betragen. Das schafft jedes E-Auto von der Reichweite her. Es wird darum gehen, an den Häusern intelligente Wallboxen zu installieren, die z. B. ge timed werden können, wenn mehrere Nutzer an dem Ladegerät hängen. Diskutiert wird ja auch seit längerem, E-Autos als fahrende Batteriespeicher zu nutzen, die das Netz entlasten können, wenn es z. B. viel Strom aus Wind oder Sonne gibt, und diesen ggf. auch wieder ins Netz einzuspeisen. Dafür muss es Fahrzeuge geben, die bidirektional laden können. Technisch gibt es das bereits, aber gesetzlich ist vieles diesbezüglich noch nicht geregelt.

IKZ-ENERGY: Was sind die fahrzeugtechnischen Herausforderungen, die die Hersteller weiter angehen bzw. wo sie bisher Erreichtes weiter verbessern müssen?

Sebastian Henßler: Man merkt schon, dass hier extrem viel passiert, in alle Richtungen. Es ist aber auch so, dass es hier nach 5 Jahren Hype noch keine Standards gibt wie nach 100 Jahren beim Verbrennungsmotor. Sicher wird es weitere Entwicklungen geben z. B. hinsichtlich der Akku-Technik, z. B. auf Batterien hin, die mit weniger oder ohne Kobalt auskommen. Bei dieser dynamischen Entwicklung muss man aufpassen, dass die Skeptiker nicht Oberhand gewinnen, die neue Technologien von einem bestimmten Status-Quo aus dann hochrechnen, z. B. wie das seinerzeit mit der Photovoltaik in den Anfängen geschah. Aber wie hat sich die Technologie in den vergangenen 20 Jahren weiterentwickelt! Das wird auch bei der E-Mobilität der Fall sein.

IKZ-ENERGY: Ein großes Hemmnis für die weitere Verbreitung von E-Mobilität ist die immer noch vorhandene Abenteuerlichkeit des Ladens, sobald man sich als E-Mobilist in die Gefahr begibt, mit dem Auto die Stadt zu verlassen und größere Strecken zu fahren. Wo sehen Sie die Schwachpunkte, ggf. auch Fehlentwicklungen und wie lassen sich diese aus Ihrer Sicht beheben bzw. was muss gemacht werden?

Sebastian Henßler: Hand aufs Herz: Neue Technologien muss man auch erst einfach lernen. Das mussten die Menschen, die seinerzeit vom Pferd auf den Verbrenner umgestiegen sind oder vom Fahrrad aufs Auto. Die heute schon vorhandene Ladeinfrastruktur, kombiniert mit Internet und Apps, und auch, was die Autohersteller selbst inzwischen anbieten, das ist richtig vorzeigbar und es wird von Tag zu Tag besser. Fehlentwicklungen sehe ich eher in der Richtung, dass nicht alltägliche Großfahrten zum Beurteilungs-Maßstab angelegt werden, wie gut die Ladeinfrastruktur ist. Wann fährt man schon mal eine Strecke von 600 – 700 km? Die wenigsten werden das im Alltag tun, vielleicht in den Ferien. Aber auch dann stellt sich die Frage, ob das in einem Stück geschehen muss. Das hat nicht nur mit E-Mobilität, sondern auch mit Reisekultur zu tun. Es erscheint mir sinnvoller, 300 – 400 km zu fahren, dann eine Pause einzulegen, egal ob mit Verbrenner oder E-Auto.

IKZ-ENERGY: Sehen Sie an Ladesäulen von Seiten der Betreiber einen Trend hin zu Abzocke und Intransparenz? Wie ließe sich dem entgegen wirken?

Sebastian Henßler: Nein, einen Trend hin zu Abzocke und Intransparenz sehe ich nicht so. Über Kartensysteme, Benutzerkonten oder Apps wird bereits sehr gut visualisiert, was z. B. 100 km Reichweite kosten. Man muss sich allerdings mit den Angeboten beschäftigen, aber das sollte man ja immer, bevor man etwas abschließt und die notwendige Beschäftigung ist kein Beweis für Intransparenz. Die Transparenz beginnt heute schon beim Autokauf. Die Hersteller bieten z. B. in Verbindung mit dem Autokauf Ladekarten an. Man muss hier mal wieder den Vergleich zum Verbrenner ziehen: Dort fragt keiner nach der möglichen Benzinpreis-Entwicklung, wenn er ein Auto kauft.

IKZ-ENERGY: Werden wir in Zukunft weiter Lithium-Batterien in Elektroautos haben oder gibt es perspektivisch inzwischen auch andere Lösungen?

Sebastian Henßler: Lithium-Batterien wird es noch eine ganze Weile geben, wenn auch in unterschiedlichen Zusammensetzungen. Ein Thema in Zukunft werden Festkörperbatterien sein, die mit anderen Reichweiten daherkommen. Der Markt wird regeln, wohin die Reise geht. Am Ende wird es auch wieder eine Kostenfrage sein: Was ist ein Kunde bereit als Preis zu zahlen? Da muss sich dann jeder an die eigene Nase fassen.

IKZ-ENERGY: Wo sehen Sie die Brennstoffzelle im deutschen Straßenverkehr – hat sie aus Ihrer Sicht auch eine Chance in Pkw`s verbaut zu werden?

Sebastian Henßler: Ich stehe dem skeptisch gegenüber. Denn man kann sie gar nicht so klein skalieren ohne dass es im Auto weniger Platz gibt. Außerdem hat sie eine Lebensdauer von 7 Fahrzeugleben, wovon der Fahrzeugbesitzer überhaupt nicht profitiert, aber für sie zahlt. Das ist wirtschaftlich und fahrzeugtechnisch nicht sehr effizient.

IKZ-ENERGY: Sind E-Autos aus Ihrer Sicht zu teuer, z. B. auch, weil sie so stark staatlich gefördert werden und das die Anstrengungen der Hersteller hinsichtlich Preissenkungen bremst?

Sebastian Henßler: Nein. Man muss sehen, wie immens derzeit der Aufwand ist. Neue Technologien haben ihren Preis, man kann das bei jeder Technologie sehen, z. B. beim Fernseher, der günstiger wird, je mehr und mehr er in die Masse kommt. Ich glaube außerdem nicht, dass die Hersteller die Situation ausnutzen. Sie sind u. a. daran interessiert, ihren CO2-Verpflichtungen nachzukommen. Wenn sie diese nicht einhalten, bedeutet das Strafen. Warum sollten sie also über überhöhte Preise den Absatz einer Technologie behindern, die ihnen hinsichtlich der Einhaltung der Verpflichtungen hilft? Diese Zusammenhänge dokumentieren sich z. B. über günstige Leasing-Angebote.

IKZ-ENERGY: Welches Forschungsprojekt zum Thema E-Mobilität finden Sie persönlich aktuell am spannendsten und warum?

Sebastian Henßler: Ein konkretes kann ich da nicht benennen. Aber bidirektionales Laden wird ein Thema sein – und auch, welchen Einfluss die E-Mobilität auf unsere Lebensweise nimmt.

IKZ-ENERGY: Was werden aus Ihrer Sicht die Trends in den nächsten 5 Jahren beim Thema Elektromobilität sein, was werden wir sehen und womit müssen/können wir rechnen?

Sebastian Henßler: Natürlich wird der Anteil der E-Mobilität in Deutschland deutlich steigen und sie wird mehr und mehr zum Alltag gehören. Technisch gesehen werden die Reichweiten steigen. Aber es gilt auch, sich nicht zu sehr nur auf das Auto zu fokussieren, denn es werden sich viele unterschiedliche Mobilitätsvarianten auf elektrischer Basis durchsetzen, die für den einzelnen Bedarf maßgeschneidert sind, z. B. Scooter oder Fahrzeuge wie den Opel Rocks-e, ein Zweisitzer, den Jugendliche bereits ab 15 Jahren mit Führerscheinklasse AM fahren dürfen.


Über Elektroauto-News.net
Sebastian Henßler ist Geschäftsführer und Chefredakteur der Internet-Plattform Elektroauto-News.net. Der Blog wurde im März 2011 gegründet. Henßler übernahm ihn im Juni 2016 und hat ihn seitdem zu einer Plattform mit regelmäßigen Informationen über die Entwicklungen im Bereich der Elektro- und Hybridmobilität entwickelt. Das Portal bietet neben News auch Erstberatungen, Übersichten, Checklisten, Vergleiche und Testberichte an und liefert dreimal in der Woche einen Newsletter (rd. 15 000 Abonnenten). Die Plattform hat in den vergangenen Jahren eine exponentielle Entwicklung hingelegt und verzeichnet derzeit einen Zugriff von um die 34 000 Besuchern pro Tag. Das Redaktionsteam besteht neben Henßler aus mittlerweile vier Redakteuren.

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