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StartseiteWissenNewsVon der Planung bis zur Lagerhaltung: Alles auf einen Klick
5. November 2019
Wie die Digitalisierung Arbeitsprozesse in SHK-Handwerksbetrieben optimieren kann
SHK-Betriebe sind längst auf dem Weg zum digitalisierten Arbeiten. Die Auswahl einer Software, welche die spezifischen Anforderungen ihres Alltagsgeschäfts bedient, kann jedoch zur Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen werden. Zwei Unternehmen berichten von ihrem Weg.
Die Digitalisierung kommt Schritt für Schritt in den
Installationsbetrieben an. Kleine Schritte haben jedoch oft auch
Insellösungen zur Folge. Für die Terminplanung wird Outlook geöffnet.
Für die Routenplanung kommt Google Maps zum Einsatz. Aufträge und
Protokollierung erfolgen in den Microsoft-Programmen. Wer sich in den
Anfangsjahren der Digitalisierung eine spezielle Software zugelegt hat,
ärgert sich heute, weil zu den Nachbarsystemen keine Anbindung
existiert und Daten nur über Umwege ausgetauscht werden können. Oder
weil sich mittlerweile doch einiges geändert hat.
Heiko Kießling,
Leiter des technischen Kundendienstes beim Heizungshersteller Rotex
Heating Systems GmbH, erinnert sich noch gut an diese Zeit. „Wir mussten
z. B. die Dokumentation von eingehenden Zusatzinformationen und die
Auftragserteilungen in einem Zusatzprogramm vornehmen. Für Routenplanung
war ein extra Routenplanungstool notwendig.“ Alles in allem ein hoher
Aufwand. Dabei hatte Rotex früh mit der Digitalisierung begonnen. 2005
entschied sich der 1973 gegründete Hersteller und Installateur von
Heizungssystemen, ein eigenes System zur Abwicklung und Dokumentation
von Serviceeinsätzen zu entwickeln. Das Problem kam mit dem Wachstum des
Unternehmens. Die Software konnte den sich ändernden Anforderungen
nicht mehr standhalten. Also wurde an vielen Ecken nachgebessert oder
hinzugekauft. Am Ende war der digitale Prozess aufwendiger als der zuvor
analoge. „On- und Offline-Bearbeitung waren kombiniert, was oft zu
einer doppelten Belastung der Techniker führte. Nicht zuletzt
erschwerten Freitexte in den Berichten die Auswertung“, berichtet
Kießling. Nach gut zehn Jahren war Zeit für eine Ablösung.
Auch beim
Handwerksbetrieb für Haus-, Gebäude- und Industrietechnik, Berning GmbH,
war die unvollständige Digitalisierung ein Problem. Das 1963 gegründete
Unternehmen kämpfte mit der Zettelwirtschaft und Informationsverlusten
durch mündliche Absprachen. „Die Arbeitsvorbereitung wurde mehrheitlich
mündlich und per Zettel den Monteuren übertragen. Aufmaß und Stunden
wurden händisch auf dem Stundenzettel erfasst, der dann mehrere Runden
lief, bevor final gebucht werden konnte“, erinnert sich Felix Berning,
der die Projektsteuerung für den Bereich Industrie und Gewerbe bei
Haustechnik Berning (Minden/NRW) verantwortet. Die Arbeitsweise war
fehleranfällig, weil die Monteure oft Sachen vergaßen oder
missverstanden. „Die Bearbeitungszeit war natürlich auch sehr lang.“
Von Anfang bis Ende digital
Beide Unternehmen
führen heute die Auftragsverwaltung in einer zentralen Software namens
„Mobile Field Report“ (kurz: „mfr“). Die Branchensoftware unterstützt
die Mitarbeiter beider Unternehmen mit den wichtigsten organisatorischen
Funktionen des Alltags: Die Disponenten führen am Desktop die Routen-,
Termin- und Mitarbeiterplanung durch, kommunizieren mit den Kunden und
Servicetechnikern und überführen die Arbeitsprotokolle automatisiert in
Berichte und Rechnungen. Die Servicetechniker können über eine
synchronisierte App auf ihren mobilen Android- oder iOS-Geräten die
Aufträge bearbeiten, dokumentieren und relevante Informationen zu den
Aufträgen und Anlagen abrufen.
Die anderen Softwarelösungen sind
dabei nicht zwangsläufig aufgegeben worden. Neben „mfr“ arbeitet
Haustechnik Berning mit weiteren Softwares. So kommt für die
Personalwirtschaft das Programm „Datev“ zum Einsatz. Über „Labelwin“
erfolgt die Angebotserstellung, Zeiterfassung und Abrechnung. Die
Rechnungen werden mit „ELO“ archiviert. Anstelle Rechnungen jedoch
weiter als Insellösungen zu führen, werden sie über Schnittstellen
flexibel an das zentrale „mfr“ angebunden. Für Felix Berning ist dieses
Ineinandergreifen im Alltag entscheidend: „Die Synchronisierung der
Daten sollte zwischen den verschiedenen Programmen möglichst automatisch
und umgehend erfolgen. Bei uns betrifft das vor allem die
Schnittstellen Labelwin / mfr.“ Die Daten sollen schließlich fehlerfrei
und vollständig aus der Angebotserstellung in die Einsatzplanung
überführt werden.
Wo ist der 10er-Schlüssel?
Zusätzlich geht es
auch um die Schnittstelle zwischen bereits digitalen und noch immer
analogen Prozessen. Was die Auftragsplanung für die Disponenten und die
Dokumentation für Servicetechniker, ist die Betriebsmittel- und
Werkzeugverwaltung für das Controlling. Und diese erfolgt in den meisten
Betrieben noch händisch oder über Papierbestandslisten im Lager – ein
Horror für jeden Controller. Es fällt nicht nur schwer, die verbrauchten
Materialien auf die entsprechenden Aufträge zu buchen. Für Einkauf und
Controlling ist das Vorratsmanagement ein Katz- und Mausspiel. Auch die
Servicetechniker selbst sind davon betroffen. Wenn mal wieder erst im
Lager erkannt wird, dass die Kabel-Klimasteuerung für den Auftrag fehlt
oder der 10er-Schlüssel mit dem Kollegen unterwegs ist, kann es mitunter
teuer werden. Vom Reputationsverlust ganz abgesehen.
Über „mfr“
werden Lieferungen und Großhandelseinkäufe bei Haustechnik Berning und
Rotex mittlerweile direkt ins System gescannt. Die Betriebs- und
Werkzeugverwaltung bei den Servicetechnikern erfolgt zudem nach
Fahrzeug. Möglich wird das mit der Funktion „mobiles Warenlager“. Dazu
wird jedem Servicetechniker ein Fahrzeug zugeordnet. Lagerentnahmen
scannt der Servicetechniker mit seiner „mfr“-App direkt auf den
jeweiligen Auftrag. Überschüssiges Material bringt der Techniker wieder
ins Hauptlager und lässt es dort von seinem Fahrzeugbestand
zurückbuchen. Damit kann das Controlling den Verbrauch nicht nur den
Rechnungen, sondern auch Mitarbeitern zuordnen. Letzteres unterstützt
nicht nur bei der Vermeidung von Fehlbeständen, sondern auch bei der
Prozessoptimierung und Suche nach vermissten Werkzeugen.
Ergänzt
wird der Prozess durch eine Bestellfunktion. Die Techniker können bei
Bedarf über ihre Endgeräte Materialien bestellen und erhalten bei
Lagereingang eine automatische Notiz und Verbuchung auf ihr mobiles
Lagerkonto. Typische Verbrauchsmaterialien können mit Mindestmengen
versehen werden, sodass das Fehlen der passenden Schraube oder
Lüsterklemme nicht erst vor Ort auffällt.
Mehr Qualität, mehr Zeit
Bei Berning und Rotex
laufen die Aufträge mittlerweile papierfrei und ohne Reibungsverluste.
Insbesondere für die Servicetechniker haben sich die Abläufe
vereinfacht. Alles läuft über das Tablet oder Smartphone und kann direkt
vor Ort bearbeitet werden. Die meist lückenhafte Protokollierung nach
Feierabend oder Übertragung der nur schlecht lesbaren händischen
Mitschriften sind Vergangenheit. Neben der Zeitersparnis ist dies auch
ein Zugewinn an Qualität, welche die Kunden zu schätzen wissen.
„Die
Terminplanung ist verbessert durch eine Übersicht in den einzelnen
Abteilungen, und der Kunde bekommt direkt am Telefon eine Info über den
aktuellen Status seines Auftrages“, fasst Felix Berning die Erfahrungen
zusammen. „Unsere Prozesse können durch die Lösung vereinfacht werden
und der Innendienst erhält zudem eine bessere Übersicht von der
Baustelle, ohne herausfahren zu müssen.“ Bei einem Team von über einem
Dutzend Projektleitern ist das auch kostenseitig nicht unerheblich.
Bei
Rotex hat sich seitdem auch die Zusammenarbeit mit den Subunternehmern
wesentlich verschlankt, teilt der Hersteller mit. Immerhin muss das
Unternehmen über 80 Servicepartner koordinieren und auf gleichbleibendem
Qualitätsstand halten. „Unsere Disposition hat eine bessere Übersicht
über den aktuellen Stand der einzelnen zugewiesenen Aufträge, ohne die
Servicepartner hierzu telefonisch kontaktieren zu müssen. Wir haben
zudem den Eindruck, dass die Servicepartner sowohl die Vereinfachungen,
als auch die geführten Reparaturen dankbar annehmen und dadurch noch
motivierter sind“, berichtet Heiko Kießling.
Fazit
Für Rotex und Haustechnik Berning haben
sich mit „mfr“ die zuvor aufwendigen und mitunter verworrenen Prozesse
enorm vereinfacht. Zwischen Disponenten und Servicetechnikern gibt es
keine Missverständnisse mehr. Die Dokumentation ist vollständig und
fehlerfrei. Und im Lager herrscht Transparenz und Abrechenbarkeit.
Autor: Jens Pacholsky, freier Journalist und Texter
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