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StartseiteWissenNewsArgumente für die Beratungspraxis
4. April 2022
Der Absatz von Pelletfeuerungen ist im abgelaufenen Jahr 2021 erneut stark gestiegen. Das ist erfreulich. Auf der anderen Seite begegnen dem Handwerker in der Praxis skeptische Verbraucher, die die CO2-Einsparung bei Holzpelletheizungen generell infrage stellen, an der Versorgungssicherheit zweifeln oder die Störanfälligkeit der Kessel – oftmals vom Hörensagen – herausstellen. Was ist dran an diesen Behauptungen und mit welchen Argumenten lassen sie sich entkräften? Antworten erhielt IKZ-Chefredakteur Markus Sironi von Martin Bentele, Geschäftsführer des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbands (DEPV) und des Deutschen Pelletinstituts (DEPI).
IKZ-HAUSTECHNIK: Fangen wir positiv an. Der Absatz von Pelletkesseln und -öfen hat sich in 2021 erneut positiv entwickelt. Das dürfte unstrittig sein. Welche Zuwächse gab es im abgelaufenen Jahr 2021?
Martin Bentele: Es gab eine Steigerung auf 86 500 Feuerungen, wozu wir alle mit Pellets betriebene Zentralheizungen und Kaminöfen zählen. 2020 waren es mit knapp 62 000 rund ein Viertel weniger. Insgesamt sind momentan etwa 570 000 Pelletkessel und Pelletkaminöfen in Deutschland in Betrieb.
IKZ-HAUSTECHNIK: Die Hersteller dürft en in der Produktion ausgelastet sein, dazu kommt der Engpass bei elektronischen Bauteilen und hohe Stahlpreise. Wie stark drückt das aktuell auf die Preise?
Martin Bentele: Durch die an allen Märkten zu verzeichnende Materialknappheit kommt es auch bei der Herstellung von Feuerungen zu Preissteigerungen. Für den Verbraucher kompensiert sich die Situation aber durch die seit 2021 mit der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) deutlich erhöhte und auch erweiterte Förderfähigkeit.
IKZ-HAUSTECHNIK: In der Praxis gibt es immer wieder kritische Stimmen, die die CO2-Einsparung ebenso wie das Thema Nachhaltigkeit oder die Ökobilanz bei Holzpelletheizungen generell infrage stellen. Was sagen Sie diesen Verbrauchern?
Martin Bentele: Diese Meinungen basieren auf Unkenntnis sowohl über die nachhaltige Forstwirtschaft in Deutschland, wo der Holzvorrat auch heute noch weiter zunimmt, als auch über den CO2-Kreislauf bei der Holzenergie, der deutlich schneller abläuft als bei fossilen Brennstoffen und daher nicht mit ihm gleichgesetzt werden kann. Ansonsten verweise ich darauf, dass der Gesetzgeber Holzpellets als CO2-neutralen Energieträger anerkennt, auf dessen Nutzung keine CO2-Abgabe wie für Öl und Gas anfällt.
IKZ-HAUSTECHNIK: Umso mehr verwundert der Vorstoß vom Präsidenten des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, der einen Abschied vom Heizen mit Holz in Haushalten ins Spiel brachte. Die Feinstaubbelastung werde durch Holz stärker vorangetrieben als durch Autos. Holz solle in langlebigen Produkten verwendet werden oder im Wald verbleiben. Sind diese Argumente für Sie nachvollziehbar?
Martin Bentele: Nein, das sind sie natürlich nicht. Sie sind wie immer, wenn ideologisch gegen Holzenergie argumentiert wird, sehr undifferenziert. Moderne, automatisch betriebene Holzfeuerungen wie Pelletheizungen haben doch gerade dazu geführt, dass die Emissionen beim Hausbrand in den letzten 10 Jahren deutlich rückläufig sind. Pelletheizungen und Pelletkaminöfen machen heute gerade einmal 0,3 % an der bundesweiten Feinstaubbelastung aus (PM10; UBA 2020, DBFZ 2014).
Diese Entwicklung wird sich aufgrund von Stilllegungsfristen für Kaminöfen weiter fortsetzen. Die Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen (1. BImSchV) regelt diese Außerbetriebnahmen von alten Anlagen bereits.
Moderne, automatisch betriebene und vom Staat geförderte Holzfeuerungen sind heute so sauber wie noch nie. So werden die gesetzlich vorgegebenen Staubgrenzwerte von 0,02 g/m3 Abluft vom Schornsteinfeger regelmäßig kontrolliert. Darüber hinaus sind in den gesetzlichen Mindestanforderungen zur Förderung von Holzfeuerungen in der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) weitergehende Beschränkungen (0,015 g/m3 Abluft ) vorgeschrieben. Der BEG-Innovationsbonus fordert gar eine Emission von unter 0,0025 g/m3, wofür heute alle Hersteller von Pelletkesseln im DEPV entsprechende Modelle anbieten. Der Austausch alter Kaminöfen durch neue Technik muss deshalb dringend fortgesetzt und sogar noch beschleunigt werden. Dass Holz parallel in langlebigen Produkten verwendet werden soll ist zur energetischen Nutzung des beim Sägen anfallenden Restholzes überhaupt kein Widerspruch. Für Pellets werden keine Bäume gefällt.
IKZ-HAUSTECHNIK: Angesichts der stark gestiegenen Preise für Öl und Gas scheinen auch die Pelletpreise anzuziehen. Wir hören von deutlichen Preissteigerungen – insbesondere bei Sackware – und mitunter Schwierigkeiten bei der Brennstoffb eschaff ung. Diese Entwicklung gab es vor einigen Jahren schon einmal und das hatte die Branche seinerzeit ausgebremst. Wiederholt sich die Geschichte?
Martin Bentele: Die Preisbildung bei Holzpellets findet unabhängig von den fossilen Energien statt und basiert allein auf der Verfügbarkeit der zur Produktion notwendigen Späne. Die sind aktuell aufgrund der Entwicklung an den internationalen Holzmärkten relativ knapp, was sich bald ändern wird. Ansonsten verweisen wir auf den über das letzte Jahrzehnt konstanten Preisverlauf bei Pellets. Die durchschnittliche jährliche Steigerung lag von 2012 bis 2021 bei 0,24 %; inflationsbereinigt ist das sogar ein faktischer Preisrückgang von 1,44 %.
IKZ-HAUSTECHNIK: Unabhängig davon stellt sich die Situation derzeit anders dar: die Preise steigen. Was macht Sie so zuversichtlich, dass sich diese Preisentwicklung wieder umkehren wird? Die Befürchtung, dass mit der steigenden Nachfrage auch der Preis steigt, dürft e doch nicht unbegründet sein.
Martin Bentele: Es zeichnet sich bereits jetzt wieder eine deutlich steigende heimische und internationale Nachfrage nach Bauholz ab. Diese Tendenz wird angesichts der aus der Klimaschutzpolitik folgenden weiter steigenden Holzbauquote meiner Einschätzung nach anhalten. Aktuell nehmen die Sägeaktivitäten bereits wieder zu, so dass mit einer Entspannung der Situation mit Winterende zu rechnen ist. Der Pelletpreis wird dann wieder zurückgehen – nach meiner Einschätzung aber nicht mehr auf ein sehr niedriges Niveau vom ersten Halbjahr 2021. Das muss auch nicht sein, denn Pelletheizungen sollten nicht mit niedrigen Pelletpreisen beworben werden. Stand heute sind Pellets immer noch günstiger als Heizöl und Gas.
IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Argumente geben Sie dem Handwerk fürs Beratungsgespräch an die Hand?
Martin Bentele: Für Heizungsbetreiber gilt es, das jahrelang übliche Kaufverhalten, Pellets im Sommer einzulagern, wieder stärker zu praktizieren. Aufgrund der im letzten Jahrzehnt saisonal kaum wahrnehmbaren Preisunterschiede ist dieses ökonomisch sinnvolle Vorgehen zunehmend in den Hintergrund getreten. Zudem sollten Heizungsbauer ihren Kunden kompetente Pellethändler empfehlen. Die sind am ENplus-Zeichen zu erkennen (Anmerkung der Red.: siehe auch www.enplus-pellets.de) und i. d. R. auch bei der Pelletbevorratung professioneller aufgestellt als Händler ohne ENplus-Zeichen.
IKZ-HAUSTECHNIK: Ein Argument, welches kritische Verbraucher im Beratungsgespräch immer wieder anführen, ist die angebliche Störanfälligkeit der Pelletfeuerungen. SHK-Betriebe, die sich im Schwerpunkt auf Pelletheizungen spezialisiert haben, bestätigen das nicht. Dennoch halten sich derartige Behauptungen. Ist da doch etwas dran?
Martin Bentele: Dass Pelletheizungen wie auch Wärmepumpen komplexere Anlagen als Öl- und Gasheizungen sind und daher besondere Kompetenz bei Planung und Installation verlangen, ist bekannt. Das erfordert Schulungsaufwand beim SHK-Handwerk, dem wir mit dem Siegel „Pelletfachbetrieb“ nachkommen. Den komfortablen Betrieb von Pelletheizungen zu gewährleisten ist seit jeher unser Anliegen. Dazu haben wir auch mit dem ENplus-Qualitätssiegel für Pelletproduktion und den Handel vor zwölf Jahren den entscheidenden Schritt getan. Heute nutzen über 140 Pellethändler das Zeichen und lassen ihre Fahrer schulen, damit die Anlieferung professionell verläuft. ENplus und Pelletfachbetrieb sind entscheidende Faktoren, dass die Störanfälligkeit von Pelletfeuerungen in den letzten zehn Jahren deutlich abgenommen habt. Das äußert sich auch in der geringen Anzahl an Verbraucherbeschwerden.
IKZ-HAUSTECHNIK: Die Förderung für Pelletkessel in Rahmen der BEG ist mit bis zu 55 % bei Austausch gegen eine Ölheizung attraktiv wie nie. Einige Bundeslänger gewähren darüber hinaus weitere Zuschüsse, die sich kumulieren lassen. Etwa NRW mit dem Programm „progres.NRW“. Bleibt der Förderrahmen im neuen Jahr bestehen oder rechnen Sie mit Anpassungen?
Martin Bentele: Ich bin kein Hellseher, aber wenn die Bundesregierung Verbraucher mit Maßnahmen wie CO2-Abgabe auf fossile Brennstoff e und einem ab 2026 gesetzlich notwendigen erneuerbaren Anteil beim Heizungstausch von 65 % ordnungspolitisch fordert, wird sie auf der anderen Seite nicht auf finanzielle Zuschüsse verzichten können. Da darf man zuversichtlich sein. Dass Förderbedingungen aber auch immer wieder angepasst werden, vor allem was die technischen Mindestanforderungen an die bezuschussten Anlagen betrifft, ist ebenso Realität.
IKZ-HAUSTECHNIK: Blicken wir auf die Technik. Hier scheint es einen leichten Trend hin zu Pellet-Brennwertgeräten zu geben. Immer mehr Hersteller bieten diese Technik an, obwohl sie niedrige Rücklauftemperaturen erfordert und Pelletkessel überwiegend im Bestand eingesetzt werden. Rücklauft emperaturen von 35 °C lassen sich in vielen alten Bestandsbauten nicht ohne Heizflächenanpassungen realisieren. Zudem hat eine höhere Rücklauftemperatur bei einigen Herstellern gleichsam eine Erhöhung des notwendigen Spülvolumenstroms zur Folge. Ist der Einsatz von Brennwertheizungen im Bestand da überhaupt sinnvoll?
Martin Bentele: Verbraucher kennen den fossilen Brennwertkessel und fragen ihn daher auch bei Pellets nach. Aber auch mit Pellets betriebene Heizwertkessel sind technisch ausgereift e, effiziente und erprobte Anlagen. Aus meiner Sicht muss nicht pauschal in jedem Gebäude Brennwerttechnik eingesetzt werden. Wir raten dazu, diese Entscheidung von handwerklichen Fachkräften wie Pelletfachbetrieben treffen zu lassen, die die Situation vor Ort einschätzen können.
IKZ-HAUSTECHNIK: Abschließend die Frage: Welche Absatz-Prognose im Bereich der Pelletkessel und -öfen geben Sie für das Jahr 2022?
Martin Bentele: Mit Prognosen gehen wir beim DEPV eher konservativ um. Die Nachfrage nach Wärmeerzeugern wird immer auch von der politischen Großwetterlage beeinflusst. Da scheint durch die anhaltende Pandemiesituation die Attraktivität von Investitionen in die eigenen vier Wände weiter hoch zu sein. Insofern gehe ich davon aus, dass sich der jährliche Absatz weiter in Richtung 100 000 Feuerungen entwickeln wird.
FAKTEN ZU PELLETHEIZUNGEN
Pelletproduktion steigt
Die Holzpelletproduktion lag in Deutschland im 4. Quartal 2021 bei rund 840 000 t. Damit liegt der Wert zwar 2,5 % unterhalb der erzielten Menge des Vorquartals (861 000 t), übersteigt jedoch um 4,2 % den Wert im Zeitraum Oktober bis Dezember 2020 (806 000 t). Insgesamt erreicht die Pelletproduktion im Jahr 2021 mit 3,35 Mio. t einen neuen Rekord (Vorjahr: 3,1 Mio. t).
Sackware im Trend
93,1 % und damit der Großteil der im 4. Quartal produzierten Menge an Holzpellets stammen wie üblich aus Sägerestholz. Als „lose Ware“ werden knapp Dreiviertel der in Deutschland produzierten Pellets per Lkw geliefert. Der Anteil an Sackware ist leicht gestiegen, sowohl im Vergleich zum dritten Quartal (26,1 %) als auch zum Vorjahresquartal (26,0 %) und hat mit 29,1 % einen Höchststand erreicht. Der Exportanteil ist mit 17,2 % zwar im Vergleich zu Q3/21 (15,2 %) und auch zu Q4/20 (14,8 %) leicht gestiegen, der Gesamtdurchschnitt 2021 liegt mit 15,8 % jedoch leicht darunter.
Preisvorteil gegenüber fossilen Energieträgern
Im Februar 2022 ist der Preis für Holzpellets in Deutschland erneut leicht angestiegen. Hauptgrund ist die noch eingeschränkte Verfügbarkeit von Sägespänen. Bei einer Liefermenge von 6 Tonnen (t) kosten Pellets im Bundesdurchschnitt 373,86 Euro/t. Das sind 2,0 % mehr als im Vormonat und 58,1 % mehr als im Februar 2021. Es besteht weiterhin ein deutlicher Preisvorteil zu den fossilen Energieträgern Gas (rd. 34 %) und Öl (rd. 21 %). Ein Kilo Pellets kostet 37,39 Cent, die Kilowattstunde (kWh) Wärme 7,48 Cent.
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