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StartseiteWissenReportagen„Wir haben deutlich schlechtere Zeiten erlebt“
SHK-Betrieb Scheel in Itzehoe begegnet dem Fachkräftemangel mutig und offensiv. Investitionen und Kooperationen sind die Erfolgsrezepte
Der Fachkräftemangel ist im SHK-Handwerk allgegenwärtig. Darüber klagen
kommt für Joachim Scheel aber nicht in Frage. „Wir haben deutlich
schlechtere Zeiten erlebt“, sagt der Geschäftsführer der Helmut Scheel
GmbH & Co. KG in Itzehoe (Schleswig-Holstein) und erinnert sich
ungern an den Januar 2009. „Damals standen vier Montagetruppen auf
unserem Hof – die besten Fachkräfte, aber ohne Auftrag.“ Eine Zeit, die
sich tief in das Gedächtnis des Heizungsbaumeisters eingeprägt hat. Die
jetzige Suche nach qualifizierten Mitarbeitern ist zwar mühsam – der
SHK-Betrieb begegnet ihr aber offensiv, mutig und kreativ.
Seit
88 Jahren besteht die Firma Scheel. In dieser Zeit sind etwa 150
Auszubildende eingestellt worden. Knapp ein Drittel der aktuell mehr als
30 Mitarbeiter sind ehemalige Azubis. Derzeit lernen acht Lehrlinge das
SHK-Handwerk. „Wir hatten durchschnittlich immer sechs bis sieben
Azubis“, berichtet Joachim Scheel. Er ist in der Region sehr gut
vernetzt, z. B. in seiner Funktion als Lehrlingswart in der Innung für
Sanitär- und Heizungstechnik des Kreises Steinburg. Einen Posten, den er
seit 13 Jahren ausübt. Noch könne er sich die Nachwuchskräfte aussuchen
und profitiere sowohl vom guten Ruf als auch von Weiterempfehlungen.
Damit der Schnitt dauerhaft gehalten werden kann, pflegt Scheel einen
guten Draht zum regionalen Bildungszentrum und ist darüber hinaus eine
Kooperation mit einer regionalen Schule sowie mit dem örtlichen
Arbeitsamt eingegangen. Der Firmenchef schließt nicht aus, dass selbst
solche Anstrengungen auf Dauer nicht reichen könnten. Dann müssten
vermehrt Quereinsteiger gesucht und gefunden werden. Entscheidend sei
oftmals schon der Umgang mit den jungen Menschen. „Ich nehme jeden der
hier arbeitet ernst.“
Das gilt erst Recht für sein Stammpersonal.
Übertariflich bezahlt wird bei Scheel schon lange. Jüngst ist in einer
Mitarbeiterveranstaltung verkündet worden, die Stundenlöhne sämtlicher
Techniker und Helfer um acht Prozent zu erhöhen – die größte Anhebung in
der Firmengeschichte. Zuschüsse für die private Altersversorgung sowie
Urlaubs- und Weihnachtsgeld sind selbstverständlich. Wertschätzung
erfahren die Mitarbeiter auch über den monetären Aspekt hinaus. Für
Kundendienstmitarbeiter gibt es mindestens zweimal jährlich Schulungen
bei Herstellern, darüber hinaus zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten,
u. a. zum Kältetechniker. Betriebsausflüge und die Weihnachtsfeier sind
obligatorische Veranstaltungen im Jahreskalender.
Investitionen in Mitarbeiter, Werkzeuge, EDV und Gebäude
Damit
das Betriebsklima auf einem hohen Level bleibt, scheut sich Joachim
Scheel nicht vor Investitionen, beispielsweise in die Berufsbekleidung
oder in Werkzeuge, in die EDV oder in das Gebäude, das in den
vergangenen 15 Jahren sukzessive saniert worden ist. Der Geschäftsführer
sammelt dabei gleichzeitig wertvolle Praxiserfahrungen mit recht neuen
Techniken. Seit 2001 liefert eine Photovoltaikanlage auf dem Dach den
Strom. 2002 wurde das erste Blockheizkraftwerk installiert, es folgte
eine wassergeführte Luft-Wärmepumpe. Im Vorjahr ist eine Brennstoffzelle
im Keller eingebaut worden. „Natürlich bin ich mit vermeintlich
innovativen Techniken auch schon sprichwörtlich auf die Nase gefallen“,
gibt Scheel zu. Aber die Erfahrungswerte, die er sammelt – positiv wie
negativ – seien ungemein wichtig. Mittelfristig ist ein
Nullenergie-Bestandsgebäude das Ziel, das nicht mehr Energie benötigt,
als es erzeugt. Scheel hat darüber hinaus einen Datenlogger für
Heizungen entwickelt, der Schwachstellen zwischen der handwerklich
gefertigten Hydraulik der Wärmeverteilung und dem Industrieprodukt
Wärmeerzeuger dokumentieren und aufdecken soll.
Scheels
Erfahrungswerte sind ein Schlüssel des Betriebserfolgs. Letztendlich
werden den Kunden Techniken empfohlen und installiert, von denen der
Geschäftsführer selbst überzeugt ist. So generiere der Betrieb auch neue
Auftraggeber. „Ich bin geradlinig und ehrlich und beantworte gerne die
Frage, ob ich das Produkt selber einbauen würde“, sagt Scheel. „Wir
füllen die Lücke zwischen Ingenieurbüro und Praxis perfekt aus, sind
also Vertrauensinstallateur vom Kunden.“
Mehr als 1200 Wartungskunden
Das
macht sich bezahlt. Der Betrieb – zertifiziert in Kälte, Lüftung,
Heizung und Elektro – erledigt nach Aussage des Firmenchefs mehr als
8000 Einzeleinsätze im Jahr. Darunter fallen mehr als
1200 Wartungskunden mit knapp 250 Wärmepumpen. Groß geworden ist das
Unternehmen im Heizungsbau, mittlerweile hat es sich auf
Hausverwaltungen, Industrie- und Privatkunden spezialisiert. Der seit
2007 dazugehörige Kältefachbereich umfasst inzwischen sechs Mitarbeiter.
„Ein großer Teil unserer Arbeit bildet das Bestandsgeschäft“, sagt der
Heizungsbaumeister und verweist auf das Firmenmotto: das gewöhnliche
Geschäft außerordentlich gut zu machen. Beispiel: Bei jedem Kunden wird
im Zuge einer Wartung serienmäßig eine Wasserprobe vom Heizungswasser
genommen. Die Heizungswasserqualität zu ermitteln und Kunden über die
Ergebnisse der Proben zu unterrichten, sei Qualitätsmerkmal und
Vorbeugung in einem, meint Scheel.
Trotzdem gibt es auch Hürden im
Alltag. Hier nennt Scheel in erster Linie Falschinformationen, und zwar
seitens der Industrie, dem Großhandel oder von Kunden. „Aussagen, die
nicht stimmen, stellen uns immer wieder vor große Herausforderungen.“
Falsche Montageanleitungen oder Produkte, bei denen selbst Hersteller im
Problemfall nicht weiterhelfen könnten, obwohl sie von ihnen auf den
Markt gebracht worden sind, seien keine Seltenheit.
Rosige Aussichten
Um
die Zukunft macht sich Joachim Scheel keine Sorgen. Selbst dann nicht,
wenn sich der Betrieb mittelfristig vom Bereich Komplettbad und
Komplettbadsanierungen trennen wird. „Entweder ganz oder gar nicht“,
sagt Scheel und verweist auf die komplizierte Situation, nicht genug
Planer, Monteure und Logistiker für diese Sparte zu haben. Den Wegfall
kann das Unternehmen aber gut kompensieren: mit Firmenkooperationen, der
Erledigung des Werkskundendienstes für Hersteller,
Lizenzpartnerschaften oder Großprojekten, wie die komplette Technische
Gebäudeausrüstung für Heizung, Sanitär, Kälte und Lüftung in einem
Einkaufscenter. Rosige Aussichten also – trotz des Fachkräfte-
mangels.
www.scheel-haustechnik.de
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