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Was ist bei Betriebsunterbrechung von Trinkwasseranlagen zu beachten?



Was ist bei Betriebsunterbrechung von Trinkwasseranlagen zu beachten?
 
 

26. Mai 2021

Expertenempfehlung gibt Aufschluss für die fachgerechte Außerbetriebnahme und Wiederinbetriebnahme von Trinkwasser-Installationen

Ob Corona-bedingt oder aufgrund von vorhersehbaren Betriebsunterbrechungen – die Schließungen von öffentlichen und privaten Gebäuden sind fortlaufend Thema. Dazu stellt sich immer wieder die Frage, wie die Vorgehensweise für die fachgerechte Außerbetriebnahme und Wiederinbetriebnahme ist? Hier schließt die im Dezember 2020 erschienene Expertenempfehlung VDI/DVQST EE 3810 Blatt 2.1 die Lücke im Regelwerk und gibt Anwendern konkrete Hinweise zur Durchführung.

Diese Expertenempfehlung (EE) wurde aus der Idee heraus entwickelt, dass dem Betreiber, dem Planer und dem Installationsunternehmen kein technisches Regelwerk zur zielgerichteten Vorgehensweise für eine fachgerechte Außerbetriebnahme und Wiederinbetriebnahme von Trinkwasser-Installationen zur Verfügung stand. Betroffen sind viele Trinkwasser-Installationen, z. B. in Hotels, Bürobauten, Ferienwohnungen- und Häusern, Schulen, Campingplätzen, Fußballstadien, Fitnesscentern oder Schwimmbädern. Unabhängig von „Lock-down“-Maßnahmen gibt es auch vorhersehbare Betriebsunterbrechungen wie durch Ferienzeiten oder Wohnungsleerstand. Die Expertenempfehlung ist eine Ergänzung zur Richtlinie VDI-Richtlinie 3810 Blatt 2 und VDI-Richtlinie 6023 Blatt 3. Sie soll bei der nächsten Überarbeitung dort integriert werden.

Simulation des bestimmungsgemäßen Betriebs
Bevor eine Trinkwasser-Installation außer Betrieb genommen wird, sollte abgewogen werden, inwieweit eine Simulation des bestimmungsgemäßen Betriebs sinnvoller erscheint.

Im Abschnitt „Änderung der Betriebsweise“ finden sich Vorgaben mit den jeweiligen Erläuterungen und Maßnahmen wie vorzugehen ist, z. B. bei der Änderung von Entnahmestellen oder Entnahmehäufigkeiten. Dazu zählt auch die Einweisung der Nutzer in eine geänderte Betriebsweise.

Fällt die Wahl auf die Simulation des bestimmungsgemäßen Betriebs, sind hierbei die Gleichzeitigkeiten in der Nutzung der Entnahmestellen zu berücksichtigen wie bei der Planung ursprünglich zugrunde gelegt, um für eine ausreichende Strömungsgeschwindigkeit zu sorgen. Unabhängig davon, ob die Trinkwassererwärmungsanlage sich in Betrieb befindet, oder abgeschaltet wurde, sind die Zirkulationspumpen im Dauerbetrieb weiter zu betreiben.

Außerbetriebnahme
Da eine Außerbetriebnahme nicht nur aus dem Schließen der Hauptabsperreinrichtung besteht, befasst sich die Expertenempfehlung auch mit der Schadenverhütung und -minderung, beispielsweise mit Blick auf einen fachgerechten Frostschutz (VDI 2069).

Der Abschnitt „Vorübergehende Außerbetriebnahme von Trinkwassererwärmungsanlagen“ teilt sich in dezentrale und zentrale Trinkwassererwärmer auf. Hier finden sich wichtige Hinweise zur konkreten Vorgehensweise, wie das Ausspülen des Warmwassers in den Speichern durch kaltes Wasser (PWC), um ein langsames Auskühlen in einem für Legionellen günstigen Temperaturbereich zu vermeiden. Die Zirkulationspumpe bleibt eingeschaltet, bis auch hier das PWH vollständig gegen PWC ausgetauscht wurde.

Wiederinbetriebnahme
Die Maßnahmen zur Wiederinbetriebnahme orientieren sich an der Dauer der Außerbetriebnahme – jeweils bis max. 7 Tage, bis 4 Wochen, bis 6 Monate und von mehr als 6 Monaten. Die Maßnahmen reichen dabei von Wasseraustausch an allen Entnahmestellen (Bild 1) über Spülen der Anlage nach dem DVGW-Arbeitsblatt W 557 (A) bis zu ergänzenden mikrobiologischen Untersuchungen auf die jeweils empfohlenen Parameter.

Der Unterschied zwischen einem Wasseraustausch und einer Spülung besteht u. a. darin, dass bei der Spülung PWC- und PWH-Leitungen separat gespült werden und Strahlregler oder Duschköpfe entfernt werden, um Fließgeschwindigkeiten zu gewährleisten.

Trinkwassererwärmer
Bei der Betrachtung der Trinkwasser-Erwärmungsanlagen geht die Expertenempfehlung wiederum separat auf Anlagen mit zirkulierendem System und nicht-zirkulierende, dezentrale Trinkwassererwärmer ein. Bei Anlagen mit zirkulierendem System sind zuerst Trinkwassererwärmer komplett zu erhitzen, bevor nach Erreichen der Solltemperatur im Trinkwassererwärmer die Zirkulationspumpe eingeschaltet wird. Erst bei Erreichen der Temperaturen von 60 °C am Ausgang des Trinkwassererwärmers und 55 °C am Eingang sind im dritten Schritt die peripheren Entnahmestellen mit PWH bis zur Temperaturkonstanz zu spülen. Letzteres gilt so auch für die dezentralen Trinkwassererwärmer. Dabei wäre es wünschenswert, wenn die Reglereinstellung auch hier 60 °C beträgt, bzw. die maximal verfügbare Temperatur-Einstellung vorgenommen wird.

Zu den weiterführenden Maßnahmen können das Inspizieren von Feinsieben, Eckventilen, Rückflussverhinderern, Verbrühschutz-Vorrichtungen gehören, da nach Spülmaßnahmen mit gelösten Stoffen zu rechnen ist, die sich hier ansammeln. Bei leitungsgebundenen Kaffeemaschinen oder Trinkwasserspendern sind die Hersteller in der Pflicht, detaillierte Vorgaben zur Wiederinbetriebnahme nach längeren Stillstandzeiten anzugeben. Vorfilter und Wasserbehandlungseinheiten solcher Geräte sind i. d. R. nach einer Stillstandsphase auszutauschen. Auch zentrale Wasserbehandlungsanlagen, insbesondere Ionentauscher, sind nach einer vorübergehenden Außerbetriebnahme zu inspizieren und mindestens zu regenerieren.

Dokumentation
Für die begleitende oder abschließende Dokumentation stehen Musterprotokolle für die Außerbetriebnahme und Wiederinbetriebnahme im Anhang der Expertenempfehlung zur Verfügung. Zur Dokumentation einer ordnungsgemäßen Wiederinbetriebnahme sollten u. a. Temperaturen, z. B. am Hausanschluss, an den bekannten Stellen der Trinkwassererwärmung und an repräsentativen endständigen Entnahmestellen gemessen und dokumentiert werden (Bild 2). Die Protokolle sind im Betriebsbuch der Trinkwasser-Installation abzulegen.

Autoren: Dirk Schulze, Seminarleiter Fachbereich „Wasser“ bei Resideo, Vorsitzender des Gremiums VDI/DVQST-EE 3810-2.1, Arnd Bürschgens, ö.b.u.v. Sachverständiger für Trinkwasserhygiene, Vorsitzender des DVQST e.V. und Vorsitzender des Gremiums VDI 3810-2/VDI 6023-3





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