Lieber Gast, um alle Inhalte sehen zu können, müssen Sie angemeldet sein! Jetzt registrieren oder einloggen.
StartseiteThemenBetriebsführungQualität setzt sich durch
Der SHK-Betrieb Hagenhoff in Delbrück trägt die Markensiegel „Die Badgestalter“ und „Meister der Elemente“. Berufemarkt hilft bei der Gewinnung neuer Auszubildender
Der Weg führt an Feldern und Bauernhöfen vorbei, durch idyllische Dörfer, abseits des Stadttrubels. Zugegeben, einen SHK-Betrieb vermutet man hier nicht. Außerhalb von Industriegebieten, mitten im ländlichen Raum, liegt die Hagenhoff Bad + Heizung GmbH & Co. KG. Trotzdem hat sich das Handwerksunternehmen in Delbrück (NRW) und Umgebung einen Namen gemacht. Wie, das erläutert Geschäftsführer Bernd Hagenhoff beim Besuch der IKZ-Redaktion.
Groß, hell, einladend – so präsentiert sich der Betrieb auf den
ersten Blick. Auf 540 m2 werden Besuchern und Kunden moderne Haustechnik
und Bäder präsentiert. Wird die Ausstellung auch genutzt? „Sehr oft
sogar“, sagt Bernd Hagenhoff. „Jeder Kunde, der sich für ein neues Bad
interessiert, landet hier.“ Vielleicht nicht beim Erstkontakt, aber
spätestens dann, wenn es ans Eingemachte, sprich an die Planung und
Umsetzung eines Projekts gehe. Hagenhoff ist in der Region bekannt. Der
Betrieb besteht seit 54 Jahren und pflegt u. a. Kooperationen mit
Fliesenhändlern. Einen immensen Schub hat zudem eine Entscheidung
bewirkt, die der Geschäftsführer gemeinsam mit seiner Frau Doris im Jahr
2012 getroffen hat.
Seitdem trägt der ostwestfälische Betrieb die
Markensiegel „Die Badgestalter“ und „Meister der Elemente“ (in Bezug auf
die Haustechnik). Für die Qualität bürgt eine der größten Kooperationen
des deutschen Fachhandwerks, die SHK AG. Sie vergibt die Nutzungsrechte
der Marke an zertifizierte Betriebe und überprüft kontinuierlich die
Einhaltung der Qualitätskriterien – u. a. Beratung, Planung und
Umsetzung individueller Badideen. Weil Hagenhoff das Marketingkonzept
offensiv bewirbt, profitiert sein Familienunternehmen. „Die konsequente
Umsetzung der Qualitätskriterien machen sich für uns bezahlt. Vor allem
im Badbereich werden wir flächendeckend als Marke wahrgenommen“,
berichtet der Zentralheizungs- und Lüftungsbauermeister. Ihm gefällt der
Begriff „Badgestalter“ – nicht nur, weil man sich so von einem
klassischen Sanitärinstallateur abheben könne. „Ich finde, Badgestalter
drückt schön aus, was wir tatsächlich machen: nämlich ein Badezimmer
optisch wunderbar entwerfen und umsetzen. Die Gütesiegel sind unser
Alleinstellungsmerkmal in dieser Region.“ Qualität setzt sich durch, ist
Hagenhoff überzeugt.
Wochenpläne
Wie sieht der Tages- oder
Wochenablauf im Betrieb aus? Kundendienst- und Baustellenmonteuren liegt
bereits am Montag ein Wochenplan vor, zum Teil auch über mehrere Wochen
hinweg. Gearbeitet wird werktags von 7.30 bis 16 Uhr. Überstunden
werden auf Zeitkonten festgehalten und mit Freizeit abgegolten. Termine
an Samstagen sollen möglichst vermieden werden. „Wenn es der Kunde oder
der Baustellenbetrieb aber verlangen, finden wir auch hier einen Weg.“
Überhaupt: Kundenpflege- und -bindung werden bei Hagenhoff groß
geschrieben. Man betreibe aus Überzeugung einen sehr hohen
Beratungsaufwand, damit sich Kunden gut aufgehoben fühlen. Und: „Wir
fahren zu jedem Notfall. Das sorgt zwar manchmal für ein bisschen
Hektik, kommt uns aber zugute, weil wir so auch Neukunden gewinnen“,
sagt Hagenhoff. Umsatzmäßig halten sich die Geschäftsfelder Bad und
Heizung in etwa die Waage – Hagenhoff hat viele Bestandskunden. Der
Anteil an Wohnungsneubauten am Gesamtumsatz liege bei etwa 10 %.
Herausforderungen der Zukunft
Spricht Bernd
Hagenhoff über die Herausforderungen der Zukunft, dann fallen – wenig
verwunderlich – die Worte Mitarbeiterbindung und Mitarbeitergewinnung.
„Für Fachkräfte im Handwerk gibt es überhaupt keinen Markt“, sagt der
Firmenchef. Heißt: Fachhandwerker sind Fehlanzeige. Um seine Mitarbeiter
zu halten, wird auf ein gutes Betriebsklima gesetzt. Dafür gibt es
Anreize: Wer fünf Jahre angestellt ist, erhält ein Versorgungssystem, zu
100 % arbeitgeberfinanziert. In guten Geschäftsjahren wie diesen werden
Boni ausgezahlt. Betriebliche Feiern, eine „vernünftige Vergütung“ und
eine moderne Ausstattung (Werkzeuge, Fahrzeuge, Arbeitskleidung) sind
laut Hagenhoff selbstverständlich. Maßnahmen, die zu fruchten scheinen.
„Die Fluktuation bei den Mitarbeitern – insgesamt 20 an der Zahl – ist
überschaubar.“
Überschaubar ist, wie nicht anders zu erwarten, die
Zahl der Auszubildenden. Wobei Hagenhoff ab 2020 fünf Lehrlinge
ausbilden wird und damit vergleichsweise über Bedarf. So rosig sah es in
den vergangenen Jahren allerdings nicht aus. „Früher hat der Vater hier
gearbeitet und der Sohn ist dann eingestiegen. Heute macht der
Nachwuchs keine Ausbildung mehr im Handwerk“, sagt Hagenhoff. Weiteres
Problem: der Wandel der Schulformen. Haupt- und Realschule sind in
Delbrück geschlossen worden, stattdessen gibt es nun eine Gesamtschule
und ein Gymnasium. Nahezu zeitgleich seien im Handwerk, und somit auch
im Betrieb Hagenhoff, keine Bewerbungen mehr eingegangen. Liegt das am
Schulsystem? Am Image des Handwerks? An den jungen Leuten? Hagenhoff und
seine Kollegen wollten der Frage nachgehen und eine Antwort darauf
wissen, wie zukünftig Schüler der Gesamtschule für das Handwerk
begeistert und vor allem gewonnen werden können.
Also ist ein runder
Tisch aus Handwerk, Politik, Stadtmarketing und Schulen gebildet
worden. Ergebnis: der Berufemarkt, eine jährliche Pflichtveranstaltung
für die Schulen, bei der sich Betriebe aus Delbrück und Umgebung an
einem Wochenende präsentieren. Ein Erfolgsprojekt, sagt Hagenhoff. In
naher Zukunft soll zudem eine digitale Plattform geschaffen werden, auf
der sich Handwerksbetriebe vorstellen oder Kurzfilme, Praktikums- oder
Ausbildungsplätze einstellen können. Ziel: Jugendlichen ein
interessantes Bild vom Handwerk zu vermitteln, Neugier zu wecken,
Kontakte zu generieren – und nicht zuletzt natürlich gute Auszubildende
zu finden.
Stichwort Digitalisierung
An der Digitalisierung
kommt Hagenhoff im Umgang mit jungen Menschen nicht vorbei, auf Dauer
aber auch nicht betriebsintern. „Wir werden in die EDV, sprich in eine
neue Kalkulations- und Handwerkersoftware, investieren“, kündigt der
Firmeninhaber mit Blick auf das Jahr 2020 an. Im ersten Stepp würden die
Kundendienstler mit iPads ausgestattet, um Berichte und Rechnungen
digital zu generieren. Im Moment wird noch klassisch analog gearbeitet.
„Wir kommen um die Digitalisierung nicht herum. Viele Arbeitsprozesse
mit Kooperationspartnern und Externen werden längst digital
abgewickelt.“ Ein Freund vom komplett papierlosen Büro sei er aber
nicht, sagt Hagenhoff. Denn Daten aus den 60er-, 70er- oder 80er-Jahren
könnten immer noch bequem über Aktenordner recherchiert werden.
Ärger über „Regulierungswut“
Als wären die
Herausforderungen der Zukunft nicht schon fordernd genug, macht laut
Hagenhoff die „Regulierungswut“ das tägliche Leben und Arbeiten schwer.
Aktuelles Beispiel: Das Land NRW plane als bislang einziges Bundesland
eine verpflichtende Zwangsbelüftung in Pelletlagern, und zwar für neue
Anlagen ebenso wie für die Nachrüstung bestehender Anlagen. Belüftete
Deckel sollen demnach nicht mehr ausreichen. Für solch eine
Verpflichtung, sollte sie kommen, hat Bernd Hagenhoff kein Verständnis.
„Viel zu teuer, im Bestand teilweise nicht machbar und unnötig“, sagt
er. Die Unterstützung der deutschen Pelletkessel-Hersteller und des
deutschen Pelletverbandes ist ihm gewiss.
www.hagenhoff-delbrueck.de
Bilder: IKZ
Daten und Fakten
• Geschichte:
Die Firma Hagenhoff wurde 1965 durch Schlossermeister Liborius Hagenhoff
gegründet – seinerzeit für die Bereiche Bauschlosserei und Heizungsbau.
1992 trat Bernd Hagenhoff nach bestandener Prüfung als Zentralheizungs-
und Lüftungsbauermeister in das Unternehmen ein. Im Jahr 2000 erfolgte
ein umfangreicher Neu- und Umbau des Firmengebäudes inklusive einer
großen Badausstellung. 2004 schied Liborius Hagenhoff aus dem
Unternehmen aus, Bernd und Doris Hagenhoff übernahmen die
Geschäftsführung. Es folgte die Umfirmierung zur Hagenhoff Bad + Heizung
GmbH & Co.KG.
• Kerngeschäft: Sanitär- und Heizungstechnik.
• Mitarbeiter: 20, darunter neun Gesellen und drei Azubis.
• Besonderheit: Seit dem Jahr 2012 als „Badgestalter“ und „Meister der Elemente“ zertifiziert.
Über das Unternehmen Hagenhoff in Delbrück (Nordrhein-Westfalen) berichten Alexander Bange und Markus Münzfeld.
Verwandte Artikel
Dossier: Digitalisierung im Handwerk 12. April 2022
Digitalisierung konkret 17. Oktober 2023
Betriebsorganisation optimieren 11. Juni 2021
Digitaler Wandel im Handwerk – Teil 5: IT-Sicherheit und Notfallpläne für die eigenen Daten
BIM – zwischen Theorie und Praxis 18. Januar 2022
Verärgerung über Bürokratielast und nicht marktreife Produkte 28. Dezember 2018
Digitaler Wandel im Handwerk – Teil 3: Digitale Produkte und Dienstleistungen.
Ein Bad im Vorher-Nachher Vergleich 9. April 2024
Ausgewählte Inhalte
Leistungsgarantie
Datensicherheit