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StartseiteThemenBarrierefreiBarrierefreiheit: Zentraler Punkt bei jeder Badplanung
3. Dezember 2019
Sanitärräume hindernisfrei und nutzergerecht ausstatten in einer älter werdenden Gesellschaft
Die Lebenserwartung der Deutschen steigt immer weiter. Dies erfordert Maßnahmen, um Menschen mit Einschränkungen ein hohes Maß an Autonomie zu ermöglichen. Eine wesentliche Rolle spielt dabei das Bad als Ort für die tägliche Körperpflege und Hygiene. Immer öfter wird das private Bad auch zum Arbeitsplatz für ambulante Pflegekräfte.
Grundlagen der Barrierefreiheit
Die Grundlage
für barrierefreies Bauen bildet die DIN 18040. In ihrem zweiten Teil
befasst sie sich mit Wohnungen. Zusätzlich zu beachten sind im
Wohnungsbau die Landesbauordnungen, die sich von Bundesland zu
Bundesland unterscheiden. Die DIN 18040 Teil 2 macht keine fixen
Vorgaben, sondern definiert Schutzziele. Damit lässt sie Planern und
Bauausführenden Freiräume, wie die Schutzziele am besten zu erreichen
sind.
Die Norm unterscheidet zwischen barrierefrei nutzbaren Räumen
sowie uneingeschränkt mit dem Rollstuhl nutzbaren Räumen. In der Praxis
kommt es darauf an zu definieren, wie viel Barrierefreiheit erforderlich
ist. Grundsätzlich empfiehlt es sich, im Neubau oder bei einer
Komplettsanierung die Voraussetzungen für ein rollstuhlgerechtes Bad zu
schaffen, auch wenn es aktuell nicht benötigt wird. Vieles lässt sich so
vorausplanen, dass nachträgliche Anpassungen schnell und einfach
möglich sind. Wenn ein bestehendes Bad an konkrete Einschränkungen
angepasst werden soll, muss differenziert und einzelfallbezogen geplant
werden.
Bewegungsflächen richtig planen
Grundlage im
Neubau und der Modernisierung ist der Grundriss. Die Norm fordert für
ein barrierefreies Privatbad Bewegungsflächen von 120 x 120 cm vor jedem
Sanitärgegenstand, für eine rollstuhlgerechte Ausstattung 150 x 150 cm.
Ein so geplantes Bad bietet auch Pflegepersonen genügend Raum, um
sicher und unfallfrei zu arbeiten. Zu berücksichtigen ist, dass sich die
Bewegungsflächen überschneiden dürfen. So kann zum Beispiel eine
bodenebene Dusche in die Planung der Bewegungsflächen einbezogen werden,
wenn sie keine oder eine bewegliche Abtrennung besitzt. Die Türbreite
für den Zugang zum Bad muss mindestens 80 cm betragen. Wenn der
Türflügel nach außen aufschlägt, schränkt er die Bewegungsflächen nicht
ein.
Vorhandene kleinere Bäder bieten nicht immer die richtigen
Voraussetzungen für eine barrierefreie oder rollstuhlgerechte
Grundrissplanung. Im Rahmen einer umfangreichen Modernisierung in
Privathäusern lohnt es sich daher, auch andere Möglichkeiten zur
Erweiterung der verfügbaren Badflächen zu prüfen. So schafft zum
Beispiel das Versetzen einer Wand mehr Raum, sofern dies konstruktiv
möglich ist. Auch eine Verlegung des Bads in einen anderen Raum, wie ein
nicht mehr genutztes Kinderzimmer, kann in Betracht gezogen werden.
Barrierefreie Vorbereitung in der Installationstechnik
Bei der Planung eines rollstuhlgerechten oder barrierefreien Bads lassen sich zwei Bereiche unterscheiden:
Die Installation hinter der Wand lässt sich so vorbereiten, dass barrierefreie Ausstattungen leicht nachrüstbar sind. Beim Installationselement für das WC und für den Waschtisch sind integrierte Montageplatten für Stützgriffe oder Stützklappgriffe, eine Höhenverstellung für das WC sowie die Anlage eines Stromanschlusses sinnvoll. Für mehr Beinfreiheit am Waschtisch können Unterputz-Siphons eingesetzt werden, bei denen der Geruchsverschluss in die Vorwand verlegt ist. Installationselemente mit Montageplatten für Griffe und Duschklappsitz sind eine wichtige Vorbereitung für den Duschbereich. Ein bodenebener, barrierefreier Duschboden kann mit Duschflächen oder durchgängig gefliestem Boden ausgeführt werden. Für eine hohe Trittsicherheit ist der Einsatz von Belägen mit höherer Rutschhemmklasse sinnvoll. Sie geben sowohl dem Badnutzer als auch Pflegepersonen mehr Sicherheit. Der Ablauf lässt sich mit Duschrinnen, Duschabläufen oder Wandabläufen installieren. Um flache Fußbodenaufbauten in der Modernisierung zu realisieren, gibt es spezielle Ablaufsysteme mit niedrig bauendem Siphon.
Elektroausstattung weitsichtig planen
Empfehlenswert
ist eine Elektroausstattung, die deutlich über der von der HEA
(Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung e. V.) vorgegebenen
Mindestausstattung mit zwei Steckdosen, zwei Beleuchtungsanschlüssen und
einem Lüfteranschluss liegt. Empfehlenswert ist im Neubau und der
Komplettsanierung eine Orientierung an der HEA-Ausstattungsklasse mit
drei Sternen. Sie sieht insgesamt acht Steckdosen und drei
Beleuchtungsanschlüsse sowie zusätzlich Anschlüsse für Telefon, Daten,
Radio und TV vor. So finden spätere Zusatzausstattungen wie
Hebevorrichtungen, Badewannenlifter, Fernauslösungen für die WC-Spülung
oder Notruftaster genügend Anschlüsse. Durch die Daten- und
Telekom-Anschlüsse ist das Bad für heutige und künftige Datendienste
vorbereitet, die zum Beispiel in Notfällen die Kommunikation
erleichtern.
Einer der Stromanschlüsse sollte am WC-Montageelement
vorgerüstet werden. Er kann verdeckt oder als sichtbare Steckdose
ausgeführt sein. Damit ist das WC optimal vorbereitet für
Zusatzausstattungen wie Dusch-WC, berührungslose Betätigungen für die
Spülauslösung, Fernauslösungen oder Geruchsabsaugungen.
Barrierefreier Waschplatz: Auf die Details kommt es an
Das
zentrale Element für eine barrierefreie Nutzbarkeit ist ein Waschtisch,
der im Sitzen auf einem Hocker oder im Rollstuhl gut nutzbar ist. Für
Barrierefreiheit gibt die DIN 18040 eine Ausladung von 55 cm vor.
Unterputz-Siphons schenken mehr Bewegungsfreiheit. Spezielle
Keramikserien besitzen die geforderte Tiefe sowie weitere Details,
welche die Nutzung erleichtern. Dazu gehören Greifzonen unter dem
Waschtischrand zum Heranziehen an das Becken sowie zum Niedersetzen und
Aufstehen. Durch seitlich an der Wand montierte Haltegriffe lässt sich
die Unterstützung weiter ausbauen.
Ablagebereiche für
Kosmetikartikel im vorderen Bereich der Keramik sowie Armauflage- und
Abstützbereiche sorgen für mehr Komfort bei der täglichen Körperpflege.
Für besondere Anforderungen, etwa bei Demenz, gibt es Waschtische mit
optischen Signalen für eine bessere Orientierung.
Wird ein
Waschtisch-Unterschrank gewünscht, empfehlen sich Modelle mit großen
Komfortgriffen und zurückgesetzten Regalböden, die bei geöffneter Tür
Beinfreiheit geben. Ein groß dimensionierter Spiegel, der mit der
Waschtisch-Oberkante abschließt, lässt sich sowohl im Sitzen als auch im
Stehen nutzen.
WC bedarfsgerecht anpassen
Wird das WC mit einem
barrierefreien Montageelement mit Höhenverstellung und einem
Stromanschluss versehen, lässt es sich leicht an verschiedene
Bedürfnisse anpassen. Wenn ein WC keine Verstellmöglichkeiten hat,
können Sitzringe anstelle des vorhandenen WC-Sitzes aufgesetzt werden.
Mehr Autonomie bei der täglichen Intimhygiene sowie eine echte
Arbeitserleichterung für Pflegende bieten Dusch-WCs. Bei vorhandenem
Stromanschluss sind sie leicht nachrüstbar.
Wenn die Nutzung mit
einem Rollstuhl vorgesehen ist, muss eine Keramik mit größerer Ausladung
sowie eventuell mehr Sitzbreite eingesetzt werden, die das Übersetzen
vom Rollstuhl erleichtert. Spezielle WC-Sitze oder Sitzringe sind gegen
seitliches Verrutschen gesichert. Berührungslose Spülauslösungen,
Wandtaster für die Spülung oder Auslöser an Stützklappgriffen lassen
sich bedarfsgerecht nachrüsten.
Hindernisfrei in Dusche und Wanne
Mit einer
bodenebenen, schwellenfrei zugänglichen Dusche erfüllt das Bad ein
wichtiges Barrierefrei-Kriterium. Fest installierte Duschkabinen und
-abtrennungen sind für Pflegende ein Hindernis, sie sollten rückbaubar
oder beweglich gestaltet sein. Griffe und Klappsitze geben zusätzliche
Sicherheit. Wenn die Montage eines Klappsitzes nicht möglich ist, können
Duschhocker mit rutschfesten Füßen als einfache Alternative eingesetzt
werden. Griffe erleichtern den Einstieg in die Wanne. Der
Sanitärfachhandel bietet Wannenlifte, die den Badenden sanft ins Wasser
absenken. Zudem gibt es Spezialwannen, z. B. mit einer Tür, mit
integrierten Haltegriffen oder mit einer Sitzfläche seitlich, die
Pflegepersonen die Arbeit erleichtert.
Finanzierung mit Fördergeldern und Versicherungsleistungen
Die
Herstellung von Barrierefreiheit im Bad wird zum Beispiel über die
KfW-Programme 159 „Altersgerecht Umbauen – Kredit“ und 455-B
„Barrierereduzierung – Investitionszuschuss“ gefördert. Förderfähig sind
Änderungen der Raumaufteilung, bodengleiche Duschplätze oder die
Modernisierung von Sanitärobjekten. Wichtig für Haus- und
Wohnungsbesitzer ist, dass diese Maßnahmen nicht erst bei einem akuten
Bedarf gefördert werden, sondern jederzeit bei einer Modernisierung.
Darauf können und sollten Installateure ihre Modernisierungskunden
hinweisen.
Für konkrete Maßnahmen im Bedarfsfall können auch die
Krankenkassen oder Pflegekassen herangezogen werden. Voraussetzung für
die Finanzierung von Hilfsmitteln ist eine Verordnung vom Arzt und dass
sie eine Hilfsmittelnummer besitzen.
Fazit
Bei der Badplanung im Neubau und der
Komplettsanierung sollte die Barrierefreiheit immer eine Rolle spielen.
Durch eine clevere Raumplanung und Vorwandinstallation lässt sich das
Bad ohne Komfortverlust oder ästhetische Einschränkungen so vorbereiten,
dass es später mit einfachen Mitteln an die aktuelle Bedarfssituation
anzupassen ist. In älteren Bädern, die keine entsprechende Vorbereitung
besitzen, sind Anpassungen schwieriger und müssen individuell und
einzelfallbezogen geplant werden.
Autorin: Tina Neuber, Produktmanagerin Sales & Marketing bei Geberit
Bilder: Geberit
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