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StartseiteWissenNewsNeue Normen für Wohnungslüftung
5. Februar 2020
DIN 1946-6 und DIN 18017-3 erscheinen in Neufassung. Ein Webinar der IKZ-ACADEMY informiert über die Neuerungen
Im Dezember 2019 ist die Neufassung der Norm DIN 1946-6 „Raumlufttechnik – Teil 6: Lüftung von Wohnungen“ erschienen. Sie löst die Vorgängernorm ab, die, wie die noch aktuelle DIN 18017-3 „Lüftung von Bädern und Toilettenräumen ohne Außenfenster – Teil 3: Lüftung mit Ventilatoren“, aus dem Jahr 2009 stammt. Die Neufassung der DIN 18017-3 steht ebenfalls kurz vor dem Abschluss, sodass voraussichtlich Anfang 2020 auch hier mit der Herausgabe des Regelwerks gerechnet werden kann. Der Beitrag soll wesentliche Aspekte der Neuerungen aufzeigen.
Als ein wichtiges Ziel der Überarbeitung von DIN 1946-6 wurde eine klarere und anwenderfreundlichere Strukturierung der Norm definiert, die sich zukünftig in die Bearbeitungsschritte „Erstellung eines Lüftungskonzepts“, „Berechnung der Außenluftvolumenströme“ und „Auslegung der Lüftungssysteme“ unterteilt. Damit soll eine gezielte Nutzung der Norm anhand der objektspezifischen Randbedingungen und Systemauswahl ermöglicht werden. Neu sind das Kapitel „Kombinierte Lüftung“ und der informative Anhang „Kellerlüftung“. Nachfolgend weitere Neuerungen zur DIN 1946-6.
Erstellung eines Lüftungskonzepts
Die Basis zur
Notwendigkeit lüftungstechnischer Maßnahmen bildet weiterhin das
Lüftungskonzept. In diesem Bearbeitungsschritt enthalten ist auch die
Auswahl eines Lüftungssystems. Die Festlegung der Außenluftvolumenströme
und die Dimensionierung der Lüftungssysteme sind hingegen nicht
Bestandteil des Lüftungskonzepts.
Um die Notwendigkeit
lüftungstechnischer Maßnahmen zu überprüfen, wird die für übliche
Nutzungen notwendige Lüftung zum Feuchteschutz qv,ges,NE,FL mit dem
durch Infiltration realisierbaren Luftvolumenstrom qV,Inf,Konzept
verglichen. Wenn der Luftstrom durch Infiltration kleiner ist als der
notwendige zum Feuchteschutz, dann sind lüftungstechnische Maßnahmen
erforderlich. Die Berechnungen erfolgen mit zum Teil geänderten Faktoren
(Bild 1). Dabei unverändert geblieben sind die Auslegungswerte des
n50-Wertes in Abhängigkeit von Gebäudekonstellation und Lüftungssystem
sowie die Zuordnung der Landkreise zu windschwachen oder windstarken
Gebieten.
Zur Belegungsdichte kann nach anstehender Norm davon
ausgegangen werden, dass in selbstgenutztem Eigentum, z. B. in
Einfamilienhäusern, eine geringe Belegung vorliegt. Ist die Belegung zum
Zeitpunkt der Lüftungsplanung unklar oder soll nicht festgelegt werden,
liegt die Annahme einer hohen Belegung lüftungstechnisch auf der
sicheren Seite.
Auswahl eines Lüftungssystems
Für die
Lüftung von Nutzungseinheiten stehen zukünftig in der Norm freie oder
ventilatorgestützte Systeme sowie deren Kombination zur Verfügung (Bild
2), die unter Beachtung der bauphysikalischen und hygienischen
Erfordernisse ausgewählt werden können. Bei der Kombination von
verschiedenen Lüftungssystemen in einer Wohnung bzw. einer
Nutzungseinheit ist eventuellen Wechselwirkungen zwischen den Systemen
besondere Beachtung zu schenken. Kombinierte Systeme werden dabei wie
folgt unterschieden (Bild 2):
Bei der Planung und Ausführung von Lüftungssystemen sind zudem
Anforderungen an den Brandschutz sowie an den Schallschutz zu beachten.
Für den Brandschutz gelten landesrechtliche Vorschriften (Bauordnung),
die Mindestanforderungen an den Schallschutz sind in der DIN 4109
geregelt. Weiterhin ist bei der Planung und Ausführung zu gewährleisten,
dass die thermische Behaglichkeit im Aufenthaltsbereich bei
geschlossenen Fenstern eingehalten wird.
Berechnung der Außenluftvolumenströme
Während in
der Normenfassung von 2009 die Infiltration für die Auslegung aller
Lüftungskomponenten angesetzt wird, erfolgt in der Neufassung nur noch
die Anrechnung bei Außenbauteil-Luftdurchlässen (ALD). In der Konsequenz
erfolgt bei der Auslegung von Zu-/Abluftsystemen keinerlei
Berücksichtigung der Infiltration mehr, da bei diesen Systemen keine ALD
eingesetzt werden.
Die in Abhängigkeit von der Fläche der
Nutzungseinheit zu bestimmenden Außenluftvolumenströme können mit der
bereits vorgestellten Formel (2) berechnet werden (Bild 1). Der Faktor f
wird dann fLSt statt fWS wie beim Lüftungskonzept genannt. Für die
weiteren Lüftungsstufen gilt:
Bild 3 zeigt den Vergleich der Außenluftvolumenströme für die
unterschiedlichen Normenfassungen für eine Wohneinheit. So ergeben sich
u. a. folgende Änderungen:
Auslegung von Lüftungssystemen
Die Auslegung von
Lüftungskomponenten für „freie Lüftung“ folgt in der Neufassung der Norm
den prinzipiell gleichen Ansätzen wie bisher. Neben den bereits
ausgeführten Neuerungen zur Bestimmung der Gesamtaußenluftvolumenströme
und der Anrechnung der Infiltration wird die Festlegung der raumweise
erforderlichen Außenluftvolumenströme angepasst (Tabelle 3). Für die
Dimensionierung der ALD wird die Infiltration in Abhängigkeit von
Gebäudeparametern, wie Gebäudestandort und Gebäudelage sowie von
Parametern der Nutzungseinheit, wie Höhe über Grund, Fassadenanzahl und
Anzahl der Geschosse bestimmt.
Die Auslegung von Lüftungskomponenten
für „ventilatorgestützte Lüftung“ folgt in der Neufassung der Norm
ebenfalls den gleichen Grundsätzen wie bisher. Die Festlegung der für
Ablufträume erforderlichen Abluftvolumenströme wird angepasst (Tabelle
4). Für die Dimensionierung der ALD wird die Infiltration in
Abhängigkeit vom Lüftungssystem und ggf. vom Vorhandensein einer
Feuerstätte, durch Variation des Volumenstromkoeffizienten ez, bestimmt.
In
Wohnungen mit mehreren Feuchträumen, die kaum alle gleichzeitig
intensiv genutzt werden können, besteht die Gefahr der
Überdimensionierung des Lüftungssystems. Um das zu vermeiden, ist die
Gleichung zur Bestimmung des Gesamtaußenluftvolumenstroms in der
Neufassung der Norm erweitert worden (Bild 4). Danach ist nur noch das
Minimum aus der Summe der Luftvolumenströme der Ablufträume und des
1,2fachen des Luftvolumenstroms für die Nutzungseinheit anzurechnen, um
eine Überdimensionierung ventilatorgestützter Lüftungssysteme bei vielen
Ablufträumen zu vermeiden.
Dimensionierung einzelner Komponenten
Wie
bisher gibt die Norm auch Hinweise zur Dimensionierung einzelner
Komponenten, wie ALD, Überströmluftdurchlässe zwischen Räumen (ÜLD) oder
Luftleitungen, wobei für Letztere zusätzliche Angaben für kleine
Rohrdurchmesser und für eine zulässige Strömungsgeschwindigkeit von 5
m/s, z. B. für Sammelleitungen, ergänzt worden sind.
Komplett
überarbeitet wurden die Angaben für die erforderliche Wärmedämmung der
Luftleitungen. Die Angaben zu den Dämmdicken sind auf
eine heute
übliche Wärmeleitfähigkeit von 0,038 W/(m · K) (Fassung 2009: 0,045)
bezogen. Bei der Festlegung der Wärmedämmung kann zukünftig zwischen
drei Kategorien unterschieden werden:
Anforderungen an die Raumluftqualität
Neu strukturiert sind die Anforderungen an die Raumluftqualität, die ebenfalls in drei Kategorien unterschieden werden können:
Die Klasse „H“ wird empfohlen und ist mit den Anforderungen der VDI 6022 „Raumlufttechnik, Raumluftqualität – Hygieneanforderungen an raumlufttechnische Anlagen und Geräte (VDI-Lüftungsregeln)“ abgestimmt. Die Neufassung wird genutzt, um die Filterklassifizierung an die aktuelle DIN EN ISO 16890 „Luftfilter für die allgemeine Raumlufttechnik“ anzupassen.
Innen liegende Bädern/WCs
Die für überlagerte
Lüftungsbereiche typische Kombination aus einer Entlüftungsanlage nach
DIN 18017-3 und Querlüftung zum Feuchteschutz nimmt hinsichtlich der
Auslegung eine Sonderrolle ein. Da die Entlüftungsanlage originär die
Luftabfuhr aus innen liegenden Bädern bzw. WCs zum Ziel hat, wird sie
nach DIN 1946-6 nicht als ventilatorgestützte Lüftung der gesamten
Nutzungseinheit betrachtet. Die Auslegung der erforderlichen ALD und ÜLD
kann deshalb auch nur für die Lüftung zum Feuchteschutz unter Beachtung
einer ausreichenden Luftnachströmung bei maximalen Luftvolumenstrom der
Entlüftungsanlage für die innen liegenden Räume erfolgen.
DIN 18017-3: Wesentliche Neuerungen
Wesentliches
Ziel der Überarbeitung ist die Anpassung an die aktuelle Fassung der DIN
1946-6. Es bleibt damit bei den Abschnitten:
Im Zuge der Anpassung an die DIN 1946-6 sind die Tabellen für die bei
der Auslegung der ALD anrechenbaren Infiltrationsluftvolumenströme
aktualisiert und erweitert worden. Zusätzlich werden Tabellen für n50 =
2 h-1 (entspricht Kategorie C nach DIN 1946-6 : 2019) und für n50 =
0,5 h-1 (für hochdichte Gebäude insbesondere im Neubau) aufgenommen.
Eine
weitere Änderung betrifft die möglichen vier Betriebsfälle der
Entlüftungssysteme. Durch eine möglichst exakte Beschreibung soll
klargestellt werden, unter welchen Bedingungen die Systeme mit welchen
minimalen und maximalen Luftvolumenströmen ausgelegt und betrieben
werden können. Neu ist dabei, dass mit Raumluftsensoren ausgestattete,
bedarfsgeführte Entlüftungssysteme in innen liegenden Bädern für 40 m³/h
statt wie bisher für 60 m³/h ausgelegt werden.
Autor: Prof. Dr.-Ing. Thomas Hartmann, ITG Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden GmbH
Webinar-Tipp
Raumlüftung nach neuer Norm planen, mit Praxisbeispielen
Zahlreiche Änderungen bringt die DIN 1946-6 „Lüftung von Wohnungen“ in der Neufassung vom Dezember 2019 mit sich. So können zukünftig z. B. Kombinationen von freien und ventilatorgestützten Systemen (wie Hybridsysteme) unter Beachtung der bauphysikalischen und hygienischen Erfordernisse ausgewählt werden. Bei der Berechnung der Außenluftvolumenströme kommen neue Faktoren zum Einsatz, sodass sich Auswirkungen für alle Wohnungsgrößen ergeben. Des Weiteren ist eine vereinfachte Infiltrationsberechnung in das neue Regelwerk integriert. Und nicht zuletzt sind die Angaben für die erforderliche Wärmedämmung von Luftleitungen überarbeitet und auch die DIN 18017-3 „Lüftung von Bädern und Toilettenräumen“ an die Neuerungen der Norm angepasst.
Einen Überblick zu den Neuerungen gibt das Webinar „Neue Norm für die Wohnraumlüftung“ von Prof. Dr.-Ing. Thomas Hartmann und IKZ-ACADEMY. Prof. Hartmann ist Geschäftsführer des Institut für Technische Gebäudeausrüstung (ITG) Dresden und stellvertretender Obmann des DIN-Ausschusses Wohnungslüftung.
Das Webinar findet am 5. Februar 2020 um 17.00 Uhr statt und dauert ca. eine Stunde. Die Teilnahmegebühr beträgt 49 Euro. Für IKZ-select-Premium-Mitglieder ist die Veranstaltung kostenfrei.
Link führt direkt zur Anmeldung
http://bit.ly/Raumlüftung
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