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StartseiteWissenNewsPflegegerechte Bäder
3. Dezember 2019
Gestaltungsleitlinien für ein angepasstes Bad gibt es, die Umsetzung ist nach wie von eine Herausforderung. Tipps für Praktiker
Von den rund 2,9 Mio. Menschen, die Ende 2015 auf Pflege angewiesen waren, wurden 1,97 Mio. zu Hause betreut. Um dem gesundheitspolitischen Grundsatz „ambulant vor stationär“ gerecht zu werden, ist die Weiterentwicklung des Bades zu einer Betreuungs- und Pflegeumgebung für ältere, unterstützungs- und pflegebedürftige Menschen eine Grundvoraussetzung. An dieser Stelle setzt die Fachkompetenz des SHK-Handwerks an.
Rahmenbedingungen
Die Zahl der Bäder in
Deutschland wird auf mehr als 46 Mio. beziffert. Die durchschnittliche
Größe beträgt 9,1 m². Etwa 9 Mio. Bäder liegen unter der 6-m²-Hürde und
haben meist einen schlauchartigen Grundriss. Es zeigt sich, dass die
Badezimmergrößen in Mietwohnungen zumeist deutlich kleiner sind als die
von Wohnungs- oder Hausbesitzern. In diesem Zusammenhang interessant:
Über die Hälfte aller Deutschen (57 %) und fast drei Viertel der
Einpersonenhaushalte (ca. 72 %) wohnten 2015 zur Miete.
70 % aller
Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt – der größte Teil davon durch
Angehörige. Zumeist wird erst dann ein ambulanter Pflegedienst zur
Hilfe verpflichtet, wenn ein Pflegegrad vom medizinischen Dienst der
Krankenkassen attestiert wird. Angehörige und Pflegekräfte müssen sich
häufig mit unzureichenden Gegebenheiten im Bad arrangieren, um das
Bestmögliche für den Pflegbedürftigen zu leisten. Denn die überwiegende
Mehrheit der älteren Bevölkerung lebt schon seit Jahrzehnten in ihrer
angestammten Wohnung, in der sie häufig sogar schon ihre Kinder
aufgezogen haben. Die Bauten stammen größtenteils aus den 1970er- bis
1990er-Jahren. Im Geschosswohnungsbau waren schlauchähnliche Badezimmer
mit 5 m² Fläche die Regel.
Für Fachhandwerker ist der Umbau in
alters- bzw. pflegerechte Bäder eine Herausforderung. Bewährte
Grundrisslösungen greifen nicht mehr. Erforderlich sind neue bauliche
Lösungen auf engstem Raum, die es Angehörigen und ambulanten
Pflegediensten erleichtern, Menschen zu Hause im Bad zu versorgen.
Um
die zu entwickeln, hat es sich der Zentralverband Sanitär Heizung Klima
(ZVSHK) zur Aufgabe gemacht, Beteiligte aus der Pflege, dem Handwerk,
den Pflegekassen und weiteren Kreisen konstruktiv miteinander ins
Gespräch zu bringen. Die Handwerksorganisation setzt sich außerdem für
die bauliche Prävention in Sachen Bewegungsräume, Elektroinstallation
oder auch Schwellenlosigkeit ein. Im Pflegefall sollte die Wohnung nicht
komplett umgebaut werden müssen. Gemeinsam mit weiteren Partnern hat
der ZVSHK die Studie „Erfolgsfaktor Badezimmer für die ambulante Pflege“
durchgeführt.
Kernergebnisse der Studie – Leitlinien für die Praxis
Die
Bestandsaufnahme von 20 altersgerecht angepassten Kleinbädern (unter
5 m² Fläche) im Rahmen der Studie war ernüchternd: Nur in einem Bad war
eine eigenständige Nutzung nach fortschreitenden Beeinträchtigungen der
Nutzer und eine spätere Pflege unter Berücksichtigung der Anforderungen
der Pflegenden möglich. Die Inspektion von weiteren 20 Neubaubädern, die
für ältere Menschen konzipiert und erstellt wurden, zeigte ebenfalls
deutliche Defizite. So gab es selten ebenerdige Duschen, dafür meist
feststehende Duschkabinen mit Bodenschiene und Eckeinstieg (Öffnung 30
cm x 30 cm). Die Toilette wurde nicht erhöht angebracht, die Türbreiten
waren zu gering. Das Waschbecken war zu schmal und flach für den
Pflegegebrauch, die Ablagen rund ums Waschbecken zu hoch. Ferner war
auch der Spiegel meist zu hoch angebracht, wodurch sich die Nutzer beim
Sitzen nicht sehen konnten. Grundsätzlich waren zu wenige Steckdosen
vorhanden.
Aus den Ergebnissen der Studie und der Befragung
pflegender Angehöriger und professioneller Pflegekräfte lassen sich
Gestaltungsleitlinien für ein pflegeangepasstes Bad ableiten:
Ebenfalls wichtig in diesem Zusammenhang: Der Übergang von der
generationsübergreifenden Alltagsnutzung zum Unterstützungsbad und
weiter zum pflegegerechten Bad muss bereits während der Bauphase
vorbereitet werden. Das heißt konkret:
Tipps für die Praxis
Der gesundheitspolitische
Grundsatz „ambulant vor stationär“ kann nur gelingen, wenn die private
Häuslichkeit zum Gesundheitsstandort umgebaut wird. Zentraler
Erfolgsfaktor hierfür ist die Weiterentwicklung des Bades zu einer
Betreuungs- und Pflegeumgebung für ältere, unterstützungs- und
pflegebedürftige Menschen. Dafür gibt es finanzielle Förderungen und
fachliche Unterstützung. Einige Beispiele:
Ein Tipp zum Schluss: Die Aufklärungsbroschüre „Das Badezimmer wird sicher, praktisch und bequem“ steht zum Download unter www.wasserwaermeluft.de/qlink/QL01113108.
Umsetzung in die Praxis gefordert
Um die aus der Studie abgeleiteten Empfehlungen und Maßnahmen umzusetzen, schlägt der ZVSHK vor, dass die Erkenntnisse
Der ZVSHK wird zudem eine Machbarkeitsstudie über den
Spitzenverband der gesetzlichen Kranken- und Pflegkassen starten und
daraus ein Qualifikationskonzept für das Innungshandwerk ableiten.
Bilder: ZVSHK
Webinar-Tipp
Pflegegerechte Bäder planen, bauen und abrechnen
Für Fachhandwerker ist der Umbau in alters- bzw. pflegerechte Bäder eine Herausforderung. Bewährte Grundrisslösungen greifen nicht mehr. Erforderlich sind neue bauliche Lösungen auf engstem Raum, die es Angehörigen und ambulanten Pflegediensten erleichtern, Menschen zu Hause im Bad zu versorgen. Worauf in diesem Zusammenhang zu achten ist und welche Zuschüsse es seitens der Kassen gibt, das beleuchtet das Webinar „Pflegegerechte Bäder planen, bauen und abrechnen“ von ZVSHK und IKZ-ACADEMY.
Das Webinar findet am 2. Dezember um 16:30 Uhr statt und dauert 45 Minuten. Die Teilnahmegebühr beträgt 49,– Euro. Für IKZ-Select-Premium-Mitglieder ist die Veranstaltung kostenfrei.
Link führt direkt zur Anmeldung
http://bit.ly/pflegebäder
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