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StartseiteThemenHeizungstechnikGebäudesanierung mit Wärmepumpen
22. November 2023
Mit attraktiven Serviceversprechen drängen neue Anbieter von Wärmepumpen in den heimischen Heizungsmarkt und verschieben so das Marktgefüge. Die Folgen könnte das SHK-Handwerk mittelfristig zu spüren bekommen
Der Wärmepumpenmarkt hat sich deutlich abgekühlt. Das belegt seit Monaten schon die BEG-Förderstatistik. Die Gründe liegen auf der Hand: verunsicherte Verbraucher aufgrund der zahlreichen Diskussionen um das Gebäudeenergiegesetz, hohe Marktpreise und lange Lieferzeiten. All das fordert nun seinen Tribut. Dennoch drängen aktuell weitere Player in den Markt und verändern das jetzige Gefüge. Welche Folgen das mittel- und langfristig haben wird, bleibt abzuwarten. Unabhängig davon stehen zwei Drittel der Menschen in Deutschland der Wärmepumpe positiv gegenüber, wie eine Umfrage zeigt.
Aira
Jüngst gestartet ist Aira nach eigenen Angaben ein „Clean-Energy-Tech-Startup“. Das von der schwedischen Vargas Holding gegründete Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, in den kommenden zehn Jahren 5 Mio. Haushalte in ganz Europa mit Wärmepumpen zu versorgen – davon 1 Mio. in Deutschland. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen bis zum Jahr 2030 über 5000 Fachkräfte aus dem Fachhandwerk wie auch Quereinsteiger zu Wärmepumpenspezialisten – bei Aira „Clean Energy Technicians“ genannt – ausgebildet und beschäftigt werden. Die erste deutsche Akademie hat Anfang September in Berlin eröffnet.
Dass sich Aira direkt an Hauseigentümer wendet, dürfte dem Fachhandwerk kaum gefallen. Zumal das Komplettangebot ein 10-Jahre-Rundum-Sorglos-Paket eine Wohnkomfortgarantie (20 °C auch am kältesten Tag), eine Finanzierungslösung und eine Inbetriebnahme der Wärmepumpe innerhalb von 30 Tagen nach der Bestellung verspricht. Aira setzt auf die Wärmepumpen von Vaillant. Das Angebot ist aktuell nur in Berlin und Brandenburg verfügbar, soll aber in den nächsten Monaten auf ganz Deutschland ausgeweitet werden. „Es ist erschreckend, wie sehr die Energieversorgung von Wohngebäuden immer noch von Öl und Gas abhängt“, sagt Leonhard von Harrach, CEO von Aira Deutschland, und ergänzt: „In Deutschland gibt es über 10 Mio. wärmepumpenfähige Ein- und Zweifamilienhäuser, denen wir helfen möchten.“
Woltair
Das tschechische Unternehmen Woltair expandiert ebenfalls mit dem Kundenversprechen nach Deutschland, eine Wärmepumpenanlage innerhalb von 30 Tagen installiert zu haben. In München wird derzeit die Firmenzentrale aufgebaut, das Management zusammengestellt und Handwerksbetriebe gesucht, die die Installationen vornehmen, berichtet das Unternehmen. Die Luft/Wasser-Wärmepumpen stammen von unterschiedlichen Herstellern wie Alpha Innotec, LG, Grundig, Samsung, Daikin, Regulus, Vaillant, Viessmann u. a.
Das Geschäftsmodell umfasst mehrere Segmente rund um die Wärmepumpe: die Anlagenplanung im Headquarter, den Online-Verkauf der Produkte, deren Installation durch Partnerbetriebe – regional tätige Handwerksbetriebe – sowie die Beantragung von Fördergeldern. Wird die Anlage nicht innerhalb von 30 Tagen installiert, zahlt der Kunde nur die Hälfte des Angebotspreises. Nach der Installation können die Kunden den 24-Stunden-Express-Service für Reparaturen oder Ausfälle in Anspruch nehmen, so das Versprechen.
Woltair verfolgt nach eigenen Angaben das Ziel, den Einsatz Erneuerbarer Energien im Wohnungssektor zu beschleunigen. Jan Hanuš, Chef der Woltair Group: „Deutschland ist für uns ein interessanter Markt. Denn grüne Energie ist hier sehr gefragt und wird von der Politik gefördert. Unser Ziel ist es, bis 2026 Marktführer in Deutschland zu werden.“
Pelia Gebäudesysteme und Selfio
Mit der Ankündigung, die Wärmepumpen-Installation zu revolutionieren, haben die PELIA Gebäudesysteme GmbH und die Selfio GmbH, beides Tochtergesellschaften der 3U-Holding, Mitte August 2023 mit einem auf YouTube ausgestrahlten offiziell den Vertrieb ihres „ThermCube“ gestartet. Dabei handelt es sich um eine modulare, vorgefertigte „Wärmepumpen-Heizzentrale im Schrank“. Sie soll die schnelle Installation eines Wärmepumpen-Komplettsystems ermöglichen.
Kernelement des „ThermCube“ ist eine R290-Wärmepumpe mit einer Leistung von 6 bis 11 kW von Alpha Innotec. Alle zu deren Betrieb benötigten standardisierten Hydraulikmodule und Regelungseinheiten sind hierbei ortsfest verbaut, hydraulisch verbunden und elektrisch vorverdrahtet. Die verwendeten Komponenten und Baugruppen stammten allesamt von bekannten Markenherstellern, heißt es. Das Produkt wird sowohl an Endkunden als auch an SHK-Fachbetriebe verkauft. Für Handwerker biete man gesonderte Konditionen an. Diese könnten den „ThermCube“ über die PELIA Gebäudesysteme GmbH beziehen.
Partnerbetriebe für die Montage der Geräte habe das Unternehmen aktuell nicht an seiner Seite. Generell sei der „ThermCube“ so konzipiert, dass ein Großteil der Arbeiten auch von Menschen durchgeführt werden könnten, die noch keine oder nur wenig Erfahrungen mit dem Einbau von Wärmepumpen gesammelt haben , heißt es. Endkunden würden aber dennoch nicht ohne Fachunternehmer auskommen, da sie z. B. keine Arbeiten am Zählerkasten durchführen dürften.
Die Inbetriebnahme der Anlage erfolge durch Alpha Innotec. Mit dem Hersteller könne auch ein Wartungsvertrag abgeschlossen werden.
Thermondo
Bereits seit etwas mehr als einem Jahr ist der Heizungsbauer Thermondo mit seinem Wärmepumpen-Mietmodell für Ein- und Zweifamilienhäuser unterwegs. Bis Ende 2023 möchte der nach eigener Einschätzung größte Heizungsbauer Deutschlands knapp 10 000 Wärmepumpen in Deutschland installiert haben. Vertriebsparter hier sind die Wärmepumpen von LG) Ob dieses Ziel tatsächlich erreicht wird, bleibt abzuwarten. Eine gesunde Portion Skepsis ist wohl angebracht. Unlängst hat das Unternehmen mit dem Meinungsforschungsinstitut Appinio eine Umfrage bei 1000 Hausbesitzern in Deutschland durchgeführt. Danach halten rund zwei Drittel (67,7 %) den Kauf einer Wärmepumpe für wahrscheinlich oder haben sich schon für eine Wärmepumpe entschieden. Dem stehen 32,4 % gegenüber, die die Anschaffung einer Wärmepumpe als unwahrscheinlich einschätzen. Ausschlaggebende Motivation für den Wechsel zur Wärmepumpe ist die Wirtschaftlichkeit: 61,3 % der Hausbesitzer, die sich für eine Wärmepumpe entscheiden würden, versprechen sich von einem Wechsel sinkende Heizkosten. Nachhaltigkeit ist ebenfalls ein verbreitetes Argument: Fast die Hälfte der Wärmepumpen-Befürworter ist davon überzeugt, mit der Wärmepumpe einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Immerhin 41,9 % erhoffen sich von der Wärmepumpe eine Wertsteigerung ihrer Immobilie. Wärmepumpen-Skeptiker dagegen fürchten hohe Anschaffungskosten und fehlende Rücklagen. 46,5 % der Skeptiker nennen die hohen Anschaffungskosten als Hauptgrund gegen den Wechsel. Besonders hartnäckig hält sich der Mythos, dass eine Wärmepumpe nur mit Fußbodenheizung liefe: Rund jeder Dritte aus dieser Gruppe nennt eine fehlende Fußbodenheizung als Grund gegen die Wärmepumpe.
Viele der genannten Gegenargumente habe man aus monatelanger Erfahrung mit der Wärmepumpen-Installation heraus entkräften können, berichtet das Thermondo. Die über 500 festangestellten Handwerker hätten bereits über 2500 Wärmepumpen in Ein- und Zweifamilienhäusern im Bestand installiert. 40 % der mit Wärmepumpen ausgestatteten Häuser wurden vor 1975 gebaut, weitere 42 % zwischen 1975 und 2000. Nur 18 % der Objekte waren Neubauten mit Baujahr 2000 oder jünger. Aufwendige Sanierungsmaßnahmen waren dem Bekunden nach in den allermeisten Häusern nicht notwendig: In 16 % der Fälle wurden einzelne Heizkörper angepasst. 13 % der Objekte waren ausschließlich mit Fußbodenheizung ausgestattet.
Qvantum
Mitte September hat der schwedische Wärmepumpenhersteller Qvantum die Übernahme einer Produktionsstätte für Kühlschränke vom Haushaltsgerätehersteller Electrolux Group in Ungarn bekannt gegeben. „Die schrittweise Umstellung der Anlage auf die Produktion von Wärmepumpen ist geplant, ab der zweiten Jahreshälfte 2024 soll bereits produziert werden“, heißt es in einer Mitteilung aus dem Unternehmen. Qvantum erwartet, dass die neue Fabrik eine Produktionskapazität von 1 Mio. Wärmepumpen jährlich erreichen wird, sobald alle Umbauphasen abgeschlossen sind. Damit würde Qvantum zu einem der größten Wärmepumpen-Hersteller in Europa. „Wir werden dazu beitragen, den Wärmepumpenmarkt zu demokratisieren und gleichzeitig den Übergang zu grüner Energie in Europa zu beschleunigen“, erklärt Fredrik Rosenqvist, CEO und Gründer von Qvantum Industries AB.
Die neue Produktionsstätte in Nyíregyháza ist nach den Werken in Limhamn und Åstorp in Schweden das dritte Werk von Qvantum. Das Unternehmen hat Tochtergesellschaften in Deutschland, den Niederlanden, Ungarn und Großbritannien.
Schlussbemerkung
Die Angebotsseite im Wärmepumpenmarkt verändert sich. Immer mehr neue, mitunter große Anbieter mit anspruchsvollen Absatzzielen treffen auf einen zumindest derzeit (noch) eher verhaltenen Absatzmarkt. Dass Endkunden nun auch direkt angesprochen und mit attraktiven Serviceversprechen wie zeitnahe Montage nach Vertragsabschluss, Express-Kundendienst und Fördermittelservice gelockt werden, ist ein kräftiger Seitenhieb in Richtung Fachhandwerk. Zumal inzwischen zunehmend Energieversorger wie etwa E.ON, Octopus oder EnBW das Potenzial für sich entdeckt haben und dem Verbraucher Wärmepumpen-Modernisierungsangebote offerieren. Die Konkurrenz wird größer.
www.airahome.com
www.woltair.de
https://thermcube.de
www.thermondo.de
www.qvantum.com
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