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StartseiteWissenNewsAus der Sachverständigenpraxis
7. Mai 2021
Ein Objektbeispiel zeigt, wie Druckschläge bei einer Badsanierung unbeabsichtigt verstärkt werden
Bei einer Sanierung der Bäder in einem Mehrfamilienhaus wurden im Bereich der Badewannen von Aufputz-Armaturen mit freiem Wannenzulauf auf Unterputz-Armaturen mit Zulauf über den Überlaufkörper umgestellt. Nach Fertigstellung der Arbeiten wurden zum Teil starke paukenartige Druckschläge wahrgenommen. Was war Ursache für diese Situationen?
Druckstöße in Trinkwasser-Installationen sind ein komplexes Phänomen, weil der Druckverlauf oft nicht nachvollziehbar ist. Sie entstehen, wenn das durch eine Leitung strömende Wasser plötzlich zum Stillstand kommt. Ein Druckstoß tritt z. B. durch das schnelle Schließen einer Armatur auf und breitet sich anschließend im übrigen Leitungssystem und an den angeschlossenen Komponenten aus.
Sanierung mit Badewannentausch
Bei dem betreffenden Objekt wurden mehrere Bäder saniert. Der ausführende Betrieb hatte hierbei die vorhandenen Trinkwasser-Steigleitungen aus verzinktem Stahlrohr belassen und nur die Anschlussleitungen innerhalb der Badezimmer erneuert.
Die Bäder waren mit Badewannen ausgestattet, die mittels Aufputz-Armaturen befüllt wurden und so nicht in direkter Berührung mit dem Wannenkörper standen. Vor der Sanierungsmaßnahme wurden keine starken Geräusche festgestellt.
Für die Badsanierungen sind Unterputz-Armaturen an den Badewannen zum Einsatz gekommen. Der Wanneneinlauf erfolgt jeweils über den Überlaufkörper der Wanne. Nach der Fertigmontage wurden „paukenartige“ Schläge an der Badewanne beim Schließen der Armaturen auffällig.
Ursachenermittlung
Für die Ermittlung der Ursache wurde zunächst in allen Wohnungen der zulässige Druckanstieg beim Schließen der zugehörigen Armaturen gemessen. Dieser lag bei höchstens 0,4 bar. Der zulässige Druckanstieg darf maximal 2 bar betragen (gemäß DIN 1988-200, Abschnitt 3.4.2 und VDI-Richtlinie 6006, Abschnitt 4.3). Dennoch hatten in diesem Objekt die Druckschläge heftige hörbare Geräusche im Bereich der Badewannen verursacht. Da für Druckstöße weitere Stellen im Gebäude Ursache sein können, ist neben der Absperreinrichtung die Betriebsweise und das Leitungssys tem zu betrachten.
Bei dem Gebäude wird jede Wohnung vom Keller ausgehend separat mit einer Trinkwasser-Steigleitung versorgt. Die Einzelzuleitungen haben ab der Trinkwasser-Verteilung im Kellergeschoss wiederum kleine Leitungsdurchmesser mit langen Leitungsstrecken zur Folge, wodurch das Entstehen von Druckschlägen begüns tigt wird. Untersucht wurde dies u. a. in der nierderländischen Richtlinie ISSO/VNI 30-3 „Waterslag in Tapwaterinstallaties“. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist in der VDI-Richtlinie 6006 berücksichtigt.
In dem vorliegenden Fall waren die Bestandsleitungen noch mit Rohrschellen ohne Gummieinlage befestigt, nicht gedämmt und somit in direktem Kontakt mit dem Mauerwerk. Mit den alten Aufputz-Armaturen mit freiem Wannenzulauf machte dies aber keine besonderen Probleme.
Bei der näheren Untersuchung der Bad installationen fiel auf, dass die Verbindungsleitung zwischen der Unterputzarmatur und dem Überlaufk örper der Badewanne mit Kabelbindern an der Badewanne befestigt war. Die Installation hätte hier mittels Rohrschellen mit Gummieinlagen an der massiven Wand oder am Boden erfolgen müssen. Die Folge: Die Ausgangsenergie der auft retenden Druckschläge, die durch die gesamte Installationssituation gegeben war , wurde direkt auf die Badewannen übertragen. Diese Situation war in allen Bädern gleich.
Fazit
Das Beispiel zeigt, dass, obwohl Armaturen der Geräuschklasse I ausgewählt wurden, hörbare Druckschläge entstehen können, wenn die gesamte Installationssituation nicht beachtet wird. Zudem sollten stets die Installationsrichtlinien für Leitungsanlagen beachtet werden, um solchen Situationen vorzubeugen.
Autor: Georg Fritz, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Installateur- und Heizungsbauer-Handwerk
Bilder: Georg Fritz
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