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StartseiteWissenNews„Keine echte Alternative mehr“
5. November 2019
Der Stirlingmotor ist im Gebäudebereich vom Brennstoffzellenheizgerät abgelöst worden. Die Gründe dafür sind nachvollziehbar
Stromerzeugende Heizungen auf Basis von Stirlingmotoren – noch vor wenigen Jahren galten sie als Alternative zu klassischen motorischen Mikro-KWK-Anlagen, wenn auch mit deutlich kleinerem Leistungsbereich. Inzwischen haben sich Brennstoffzellenheizgeräte etabliert. Deren Entwicklung zur Marktreife hat zwar viele Jahre länger gedauert als erwartet und von der Branche prognostiziert. Längst aber wird die Technik aktiv vermarktet. Und so setzen die Hersteller im Segment der stromerzeugenden Heizungen für Ein- und Zweifamilienhäuser inzwischen auf die emissionsarme Brennstoffzellentechnik.
In der Vergangenheit hatten sich mehrere Heizungshersteller dem
„Entwicklungsprojekt Stirlingheizung“ gewidmet. Es galt schließlich, die
stromerzeugende Heizung auch im Privatbereich zu etablieren. Der
Stirlingmotor als elementarer Bestandteil der stromerzeugenden Heizung –
das versprach durchaus Potenzial für den Ein- und
Zweifamilienhaussektor. Zumal die realisierbaren Leistungen mit 1 kWel.
und bis zu 6 kWth. durchaus attraktiv für die Abdeckung der Grundlast
und die Implementierung in das Heizsystem erschienen. Und so wurden
einige Aggregate auf den Markt gebracht, etwa der neuseeländische
„WhisperGen“, der ab 2010 im deutschen Markt angeboten wurde. Aber auch
andere Hersteller wie Remeha, Viessmann oder Senertec haben marktreife
Produkte entwickelt und vermarktet.
Inzwischen ist es ruhig geworden
um den Stirling, sagt Leon Hagemann, Referent bei der
Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen
Energieverbrauch (ASUE). Der auch als Heißgasmotor bekannte Stirling sei
von der Brennstoffzelle abgelöst worden. „In Deutschland wird die
Technik aktiv nur noch von der österreichischen Firma Ökofen angeboten,
wobei es sich hier um einen integrierten Stirling in einem Pelletkessel
handelt, also um keine klassische Stirlingheizung auf Erdgas-Basis wie
bisher üblich. Abgesehen hiervon wissen wir von einem Unternehmen, das
aktuell an der Entwicklung des Stirlings arbeitet und eine
Markteinführung in den kommenden Jahren plant.“ Ob’s aber tatsächlich so
kommt?
Die Absatzzahlen der stationären Brennstoffzelle entwickeln
sich jedenfalls äußerst positiv. Seit dem Start des
Technologieeinführungsprogramms im Jahr 2016 hat sich die Zahl der neu
installierten Geräte jährlich verdoppelt, berichtet die Kampagne Zukunft
Erdgas auf Anfrage unserer Redaktion. Während 2017 lediglich 1500
Brennstoffzellenheizungen installiert wurden, waren es 2018 mit 3500
Stück bereits mehr als doppelt so viele. Diese Entwicklung setzt sich
auch in diesem Jahr fort: Allein im ersten Quartal wurden bereits 1134
Förderanträge im Rahmen des KfW-Förderprogramms 433 „Zuschuss
Brennstoffzelle“ bewilligt. Die Branche rechnet 2019 mit bis zu 6000 neu
installierten Geräten.
Die realisierbaren Stromkennzahlen sprechen
nach Meinung des Herstellers Buderus ohnehin für
Brennstoffzellen-Heizgeräte. „Sie weisen ein sehr gutes Verhältnis von
elektrischer Leistung zur Nutzwärme auf. Bei Stirling-Heizgeräten ist
dieses Verhältnis hingegen deutlich ungünstiger. Sie erzeugen rund fünf-
bis sechsmal so viel Wärme wie Strom – und das bei vergleichsweise
geringen elektrischen Wirkungsgraden“, erklärt Joerg Bonkowski,
Pressesprecher der Marke Buderus, eine Tochter der Bosch Thermotechnik
GmbH.
Diese Einschätzung gab es freilich nicht immer. Damals war die
Branche froh, stromerzeugende Heizungen erst einmal im Markt etablieren
zu können. Der Hersteller Viessmann beispielsweise tat das im Jahr 2011
mit dem „Vitotwin 300-W“, ein Stirling-KWK-System für
Einfamilienhäuser. Dem Vernehmen nach wurden mehrere Tausend Geräte
installiert. Doch die Entwicklung blieb auch hier nicht stehen. Nur drei
Jahre später, im Frühjahr 2014, wurde mit „Vitovalor 300-P“ erstmals
eine in Serie gefertigte Brennstoffzellenheizung in den Markt
eingeführt. „Mittlerweile ist die dritte Geräte-Generation verfügbar“,
berichtet Wolfgang Rogatty von den Viessmann Werken: „Mehrere Tausend
Brennstoffzellen-Heizgeräte wurden inzwischen in Betrieb genommen.“ Von
der Stirling-Variante verabschiedete sich Viessmann 2017. Der
Allendorfer Kesselhersteller fokussiert sich seither auf die
Brennstoffzelle. Kein Einzelfall: Auch Remeha und Senertec haben ihre
Stirling-basierten Heizsysteme inzwischen aus dem Programm genommen und
setzen auf die Brennstoffzelle. Buderus gehörte nie zum Kreis der
Stirling-Anbieter, hat aber mit der Energiezentrale „Logapower FC10“
inzwischen eine stromerzeugende Heizung auf Basis einer Brennstoffzelle
für Ein- und Zweifamilienhäuser im Sortiment.
Fördergelder für Brennstoffzellen
Aus
Herstellersicht spricht einiges für die Brennstoffzelle. Für Verbraucher
gibt es noch einen weiteren gewichtigen Grund: die hohe finanzielle
Förderung in Deutschland. Das Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie bezuschusst Brennstoffzellenheizungen im Leistungsbereich von
0,25 bis 5 kWel. im KfW-Förderprogramm 433 Energieeffizient Bauen und
Sanieren – Zuschuss Brennstoffzelle. Die Zuschusssumme basiert auf einem
fixen Basisbetrag von pauschal 5700 Euro und einem variablen Anteil,
der sich nach der elektrischen Leistung der Brennstoffzelle richtet: 450
Euro je angefangener 100 Watt elektrischer Leistung. Damit summieren
sich die Beihilfen auf 7050 bis 28 200 Euro.
Mikro-KWK auf verbrennungsmotorischer Basis
Bleibt
noch die Frage, ob der klassische Verbrennungsmotor im kleinen
Leistungsbereich eine Alternative darstellt? Zwar hinkt der Vergleich
ein wenig, weil die kleinsten Verbrennungsmotoren mit 2 kWel. immer noch
deutlich mehr Leistung aufweisen als der klassische Stirling oder die
Brennstoffzelle im Haustechnikbereich. Unabhängig davon zeigt sich aber
beim Verbrenner genauso wie bei der Brennstoffzelle eine bessere
Stromkennzahl. „Der Stirling ist keine echte Alternative mehr“, sagt
deshalb Hagen Fuhl, Vizepräsident im Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung
und Prokurist von Senertec. Für ihn haben KWK-Anlagen auf
verbrennungsmotorischer Basis aber auch gegenüber der Brennstoffzelle
ihre Berechtigung: „Wenn man nur einmal den zusätzlichen Bedarf an Strom
durch ein E-Fahrzeug betrachtet, wird einem schnell klar, dass man dann
mit einem Brennstoffzellenheizgerät mit
ca. 750 Watt elektrischer
Leistung diesen Energiehunger nicht mehr abdecken kann. Hier sind dann
größere Leistungen gefragt“, resümiert Fuhl. Unabhängig davon setzt
Senertec inzwischen auch auf die Brennstoffzelle. In Hannover stellte
der Hersteller erstmals den „Dachs 0.8“ vor. Diese stromerzeugende
Heizung speziell für Einfamilienhäuser ist mit einer Brennstoffzelle
ausgestattet und erreicht 750 Watt elektrischer Leistung. Offensichtlich
spricht doch einiges für kleine Einheiten im Ein- und
Zweifamiliensektor.
Anmerkung der Redaktion: Die hier vorgestellte
Marktübersicht stammt aus der BDH-Broschüre „Brennstoffzellen für die
Hausenergieversorgung“. Die 8-seitige Broschüre informiert über das
Funktionsprinzip der Brennstoffzelle, erläutert die einzelnen
Komponenten einer Brennstoffzellenheizung und gibt einen Überblick über
Fördermöglichkeiten durch den Staat.
Tipp: Link führt direkt zur Broschüre.
http://bit.ly/Brennstoffzellen
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