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Unzureichende Gebäudeabsicherung gegen Rückstau vermeiden



Unzureichende Gebäudeabsicherung gegen Rückstau vermeidenBild: Kessel
Bild: Kessel 
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30. September 2022

Viele Gebäude sind unzureichend gegen Starkregen abgesichert. Aber moderne Lösungen versprechen einen sicheren Rückstauschutz – auch im Gebäudebestand

Klimatische Veränderungen machen sich immer häufiger in Form von sintflutartigen Niederschlägen bemerkbar. In solchen Fällen stößt die Kanalisation schnell an ihre Grenzen. Das liegt daran, dass Abwasserkanäle nur für mittlere Regenereignisse konzipiert sind. Die Folge: Die Abwasserkanäle laufen voll, der Wasserspiegel steigt über die Rückstauebene und das Abwasser drückt in die Gebäude zurück. Extremregenereignisse sind deshalb häufig schuld, wenn Keller unter Wasser stehen. Ein typischer Fall von Rückstau. Rückstauverschlüsse, Hybrid-Hebeanlagen oder Hebeanlagen bieten gegen das eindringende Abwasser aus dem Kanal sicheren Schutz. Hierbei sind Installateur und Planer gefordert, zunächst mit Beratungs- und Überzeugungsarbeit gegenüber dem Eigentümer. Nach Erfahrungen der Kessel AG sind lediglich rund 30% der Gebäude in Deutschland überhaupt gegen Rückstau gesichert. Vor allem im Altbestand fehlt ein zuverlässiger Schutz größtenteils.

Warum ist der Rückstauschutz so wichtig?

Rund zwei Drittel der Gebäude im deutschsprachigen Raum sind nach Schätzungen nicht gegen Rückstau abgesichert. Doch Kommunen haften bei einem unerwarteten Katastrophenregen nicht. Auch Versicherungen können Entschädigungen bei einem Rückstauereignis durch eindringendes Abwasser einschränken oder sogar ablehnen, wenn die Grundstücksentwässerung nicht den einschlägigen Vorschriften und Regeln der Technik entspricht. Fehlende oder unzureichende, nicht richtlinienkonforme Vorsorge kann schnell eine teure Angelegenheit werden. Es bleiben beschädigter Hausrat, unbrauchbare Bodenbeläge und feuchte Räume, die den Eigentümer neben enormen Kosten auch Zeit und Nerven kosten. Aber die Entwässerungssatzung fordert eben, dass Eigentümer für einen zuverlässigen Rückstauschutz sorgen müssen – und für den Fall der Fälle gerüstet sind.

Wie sieht ein Rückstauschutz aus?

Bei Starkregen kann es zum Rückstau bis zur Rückstauebene kommen. Wenn örtlich nichts anderes festgelegt wurde, gilt nach DIN EN 12056 [1] die Straßenoberkante an der Anschlussstelle als Rückstauebene. Ohne entsprechenden Rückstauschutz werden alle Räume unterhalb der Rückstauebene geflutet.

Einen umfassenden Schutz bieten Rückstausicherungen und Abwasserhebeanlagen. Hebeanlagen sammeln unterhalb der Rückstauebene das anfallende Abwasser in einem Behälter. Ab einem bestimmten Wasserstand im Behälter fördert eine Pumpe das Abwasser über die Rückstauebene in den Kanal. In der Praxis sind hier häufig Fehler bei Planung und Installation zu beobachten, insbesondere eine falsch bemessene Rückstauebene (RSE) oder eine nicht korrekt ausgeführte Druckleitung. Deshalb ist für einen normgerechten Rückstauschutz ein kompetenter Installateur und Haustechnikplaner gefordert, der den Bauherren umfassend und zukunftssicher berät.

Die Alternative zu Hebeanlagen können auch Rückstauverschlüsse nach DIN EN 13564 [2] sein. Dabei wirkt der Rückstauverschluss wie ein Rückflussverhinderer. Bei Entwässerung drückt das Abwasser zwei Pendelklappen auf und bei Rückstau sind die selbsttätig schließenden Klappen dicht verschlossen. Für die Verwendung von Rückstausicherungen formuliert die DIN EN 12056-4 [3] folgende Voraussetzungen:

  • Gefälle zum Kanal,
  • nur Räume mit untergeordneter Nutzung dürfen gesichert werden,
  • der Benutzerkreis der Anlage muss klein sein,
  • ein weiteres WC oberhalb der Rückstauebene muss zur Verfügung stehen,
  • auf die Benutzung der Ablaufstelle unterhalb der RSE kann verzichtet werden.

Wo liegt die Rückstauebene?

Oft enthalten die Satzungen der zuständigen Behörde allgemeine Angaben zur Rückstauebene. Doch muss die Verwendbarkeit dieser Bestimmungen im Einzelfall hinterfragt und überprüft werden. So ermittelt der Fachinstallateur stets den relevanten Anschlusspunkt des Gebäudes an den Straßenkanal und den nächstgelegenen wirksamen Entspannungspunkt. Laut Norm ist die Rückstauebene die höchste Ebene, bis zu der das Abwasser in Folge eines Rückstaus im Kanalnetz ansteigen kann. Großer Druck im Kanalnetz führt dazu, dass sich Abwasser in die Umgebung „entspannt“. Damit das nicht im privaten Grundstück erfolgt, muss zwischen dem wirksamen öffentlichen Entspannungspunkt und dem Grundstück ein Sicherheitsabstand von mindestens 15 cm eingehalten werden.

Somit stellt die Oberkante dieses Entspannungspunktes plus 15 cm die Linie der maßgeblichen Rückstauebene dar. Diese wird dann auf alle Entwässerungsgegenstände auf dem Grundstück „gespiegelt“. Bei starken Hanglagen können auch Ablaufstellen im Erdgeschoss oder in höheren Stockwerken unter der Rückstauebene liegen. Das Abwasser muss sich so weit anstauen können, bis es aus dem Straßenkanaldeckel, welcher bei der Ermittlung der Rückstauebene hervorgegangen ist, austritt. Weiter gilt zu beachten, dass sich mehrere Rückstauebenen ergeben können – beispielsweise bei Anschluss an ein Trennsystem oder bei größeren Grundstücken mit verschiedenen Kanalanschlüssen.

Was muss bei der Rückstauschleife beachtet werden?

Erst zusammen mit einer nachgeschalteten, korrekt ausgeführten Rückstauschleife bieten Abwasserhebeanlagen wirksamen Schutz. Rückstauschleife meint die Ausführung der Druckleitung, die das geförderte Abwasser über das Niveau der zuvor ermittelten Rückstauebene anhebt. Aufgrund von Kohäsionskräft en muss nahe der Umlenkung eine Ausweitung vorgesehen werden. Es ist erforderlich, dass das Niveau der Sohle der Umlenkung dieser Rückstauschleife höher geführt wird als die relevante Rückstauebene. Die Höhe des Abstandes der Rückstauschleife zur Rückstauebene sollte daher mindestens 0,10 Meter beziehungsweise dem 1,5-fachen Querschnitt der Druckleitung entsprechen.

Welche Lösung ist die richtige?

In erster Linie hängt die gewählte Lösung von den örtlichen Gegebenheiten ab. Wichtig ist dabei die Abwasserart, die in den Kanal abläuft : Grauwasser oder Schwarzwasser. Handelt es sich um fäkalienhaltiges Schwarzwasser, muss auch der eingesetzte Rückschauschutz dafür zugelassen sein. Nur wenn die Ablaufstelle unterhalb des Kanalniveaus liegt, wird eine Hebeanlage benötigt, die das Wasser über eine Rückstauschleife in den Kanal pumpt. Trotzdem wird eine Hebeanlage häufig auch dann eingebaut, wenn freies Gefälle zum Kanal besteht und ein klassischer Rückstauverschluss eingesetzt werden könnte. Alternativ gelten Hybrid-Hebeanlagen hier als nachhaltige Lösung. Diese nutzen im Normalbetrieb das Gefälle zum Kanal und pumpen lediglich im Rückstaufall das Abwasser in diesen. Hybrid-Hebeanlagen verbinden damit die Vorteile von Rückstauverschlüssen und Hebeanlagen.

Wie sieht der fachkundige Einbau aus?

Der fachkundige Einbau einer sicheren Rückstaulösung erfordert einen Experten. Zuerst wird die passende Rückstaulösung ausgewählt. Im Neubau wird die Rückstausicherung von Anfang an von Architekten und Fachplanern berücksichtigt. Hebeanlagen werden meist in einem Technikraum im Keller frei aufgestellt oder in die Bodenplatte verbaut. Auch Rückstauverschlüsse können in WU-Beton oder in eine freiliegende Abwasserleitung eingebaut werden.

Im Altbau ist die Situation eine völlig andere. Im Idealfall wird die nachträglich eingebaute Rückstausicherung bei der Sanierung rückstaugefährdeter Altbauten in die bereits vorhandene freiliegende Abwasserleitung installiert. So vermeidet der Eigentümer aufwendige Baumaßnahmen in Form einer Neuverlegung der gesamten Abwasserleitungen. Es kann jedoch sein, dass die Integration der gewählten Lösung in das bestehende System des Gebäudes eine Herausforderung darstellt. Denn Voraussetzung ist die passende Peripherie wie Rohrleitungen, Stromanschlüsse und Kabeldurchführungen. Sind diese nicht oder nicht entsprechend vorhanden, müssen sie nachgerüstet werden.

Ist das nicht möglich, ist ein Schacht mit Rückstauschutzvorrichtung vor dem Gebäude die Antwort. Alternativ wird eine Pumpstation im Technikschacht im Erdreich, zwischen Gebäude und Revisionsschacht, installiert. Der Technikschacht kann meist an die vorhandene Grundleitung angeschlossen werden.

Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass nur die Ablaufstellen vor Rückstau geschützt werden, die tatsächlich vom Rückstau betroff en sind. Wenn man Ablaufstellen oberhalb der Rückstauebene über Rückstaulösungen entwässert, würden diese bei geschlossener Sicherung in den eigenen Keller ableiten.

Das weitaus größere Problem entsteht, wenn man Regenflächen über Rückstausicherungen entwässert. Denn damit wird die beregnete Fläche im Rückstaufall in den Keller umgeleitet.

Wie sieht eine fachgerechte Wartung aus?

Grundsätzlich sind der Eigentümer und der Betreiber für die Inspektion und Wartung der Anlage verantwortlich. Deshalb sind bei der Inbetriebnahme vom Installateur die erforderlichen Bedienungs- und Wartungsanleitungen zu übergeben. Nach DIN EN 13564-1 [4] und DIN 1986-3 [5] sollten Rückstauverschlüsse für fäkalienhaltiges Abwasser mindestens zweimal im Jahr durch einen Fachkundigen gewartet werden. Die Rückstausicherungen für fäkalienfreies Abwasser sollten im gleichen Intervall durch sachkundiges Personal gewartet werden. Das gilt im Altbestand wie im Neubau.

Folgende Arbeiten sind dabei wichtig:

  1. Schmutz und Ablagerungen entfernen,
  2. Dichtungen und Dichtflächen auf einwandfreien Zustand prüfen, gegebenenfalls Dichtungen austauschen,
  3. Mechanik der beweglichen Komponenten kontrollieren, gegebenenfalls einfetten,
  4. Dichtheit der Verschlüsse durch eine Funktions- und Dichtheitsprüfung nach Herstellerangaben feststellen.

Resümee

Starkregenereignisse nehmen immer mehr zu. Viele Gebäude sind nicht ausreichend gegen Rückstau geschützt. Weil die Sensibilisierung bei vielen Betreibern und Eigentümern nicht vorhanden ist, kommt den Planern und Installateuren eine enorm wichtige Rolle zu. Das Angebot an sicheren Rückstaulösungen inzwischen so umfangreich, dass es für jeden Fall ein geeignetes Produkt gibt.

Literatur:

[1] DIN EN 12056: Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden, Teile 1 bis 5

[2] DIN EN 13564: Rückstauverschlüsse für Gebäude, Teile 1 bis 3

[3] DIN EN 12056-4: Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden – Teil 4: Abwasserhebeanlagen; Planung und Bemessung

[4] DIN EN 13564-1: Rückstauverschlüsse für Gebäude – Teil 1: Anforderungen

[5] DIN 1986-3: Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Teil 3: Regeln für Betrieb und Wartung

Autor: Joachim Q. Ziob, Produktmanagement bei KESSEL AG

Bilder: Kessel

www.kessel.de





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