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Kollisionsplanung im kollaborativen Team



Kollisionsplanung im kollaborativen Team
 
 
 

7. März 2022

Wie verbesserte Kommunikation Hard- und Soft-Clashes vermeidet

Für den Erfolg von Bauprojekten kommt der erfolgreichen Erkennung und Vermeidung von Kollisionen der Bauelemente eine maßgebliche Rolle zu. Hintergrund ist, dass sogenannte Hard- und Soft-Clashes im Bauablauf häufig passieren und Schnittstellenprobleme zwischen den Planungsbeteiligten sich sofort negativ auf den Gesamtprozess auswirken. Bauverzögerungen, Qualitätsprobleme und Kostensteigerungen können die Folge sein. Eine andere Art der Kommunikation kann hierbei Abhilfe verschaffen. Wir sprachen dazu mit Michael Filek, BIM-Koordinator und Projektplaner bei Victaulic.

Während der arbeitsteiligen Projektplanung lassen sich geometrische Überschneidungen zwischen den beteiligten Fachdisziplinen im 3D-Modell oft kaum vermeiden. Ein gemeinsames Referenzmodell soll diesen Planungskonflikten zwar vorbeugen, spiegelt jedoch nicht den aktuellen Planungsstand wider. Denn die unterschiedlichen Gewerke arbeiten oft bis zum nächsten Meilenstein parallel an ihren Fachmodellen weiter und koordinieren diese normalerweise nicht miteinander. Werden bestimmte Freiräume um ein Bauelement nicht eingehalten, etwa Mindestabstände für Montagearbeiten oder den Brandschutz, handelt es sich um Soft-Clashes. Problematischer sind die Hard-Clashes, bei denen es zu tatsächlichen geometrischen Konflikten kommt, beispielsweise wenn eine Rohrleitung mit einem Lüftungskanal kollidiert. Solche weitreichenden Kollisionen können den Fortschritt der Bautätigkeiten maßgeblich verzögern und die Gesamtkosten von Projekten deutlich erhöhen.

Die IKZ-Redaktion sprach dazu mit Michael Filek, BIM-Koordinator und Projektplaner bei Victaulic, ein Unternehmen für Rohrverbindungslösungen.

IKZ-FACHPLANER: Herr Filek, welchen Ansatz sehen Sie für die weitgehende Verringerung von Kollisionen und Fehlern im Bauablauf?

Michael Filek: Die verschiedenen geometrischen Konflikte sollten nicht einzeln, sondern als Teil eines umfassenden Koordinationsprozesses betrachtet werden. Bei der Gebäude- und TGA-Planung ist jedoch der Top-Down-Prozess immer noch weiterverbreitet, der nicht alle Projektbeteiligten ausreichend berücksichtigt.

Das vielfältige Wissen, Know-how und die Ideen der Mitarbeiter werden auf diese Weise nicht ausreichend in die Projektentwicklung aufgenommen. Ein Gegenkonzept hierzu ist die kollaborative Planung, bei der alle Beteiligten intensiver eingebunden werden. Der integrative Ansatz sorgt für eine optimale Abstimmung, sodass alle Planenden wissen, welche Person warum welche Entscheidungen trifft und woran die einzelnen Mitglieder des Teams gerade arbeiten.

IKZ-FACHPLANER: Was macht die Methode der kollaborativen Planung so besonders?

Michael Filek: Im Kontext der BIM-Methode ermöglicht die kollaborative Planung ein frühzeitiges Erkennen der Kollisionen. Potenzielle Planungsfehler können weit vor Baubeginn bereinigt werden, das Risiko nachträglicher Korrekturen und damit einhergehenden Budgetüberschreitungen sinkt erheblich.

IKZ-FACHPLANER: In diesem Gesamtprozess kommt auch Victaulic als Hersteller für Rohrverbindungslösungen mit ins Spiel. Wie gestaltet sich solch ein Ablauf?

Michael Filek: Veranschaulichen lässt sich der Ablauf dieser Kollisionsprüfung anhand der Vorgehensweise von Virtual Design and Construction (VDC), der Abteilung für digitale Konstruktionen von Victaulic. Zunächst stellt der Generalunternehmer ein Gebäudemodell oder Störkantenmodell zur Verfügung, in dem alle Fachplaner ihre einzelnen BIM-Modelle zentralisieren. Die VDC-Mitarbeiter arbeiten an diesem Modell mit, indem sie die Daten für das jeweilige Gebäudemodell oder einen bestimmten Bereich, beispielsweise einen Pumpenraum, mithilfe eines 3D-Scanners verifizieren. Außerdem können die BIM-Techniker den Bestand, wie etwa vorhandene Leitungen, Aggregate und Strukturelemente, in das virtuelle Revit-Modell überführen. Hierdurch lassen sich Kollisionen mit anderen Fachplanungsdisziplinen, wie dem Rohrbau, dem Trockenbau oder der Elektroinstallation, vollständig ausschließen.

IKZ-FACHPLANER: Mit BIM-Softwarelösungen werden mittels Kollisionsanalyse Fehler entdeckt. Wie geht es dann im Prozess weiter?

Michael Filek: Die Software zeigt diese unerwünschten Überschneidungen in einem Bericht an, worauf die jeweils zuständigen Personen der Fachbereiche im kollaborativen Team eine Benachrichtigung erhalten. Zeitraubende Massen-E-Mails an alle Beteiligten treten nicht mehr auf. An den Kollisionen arbeiten nur noch maßgeschneiderte Teams gleichzeitig am virtuellen Modell.

IKZ-FACHPLANER: Welche Erfahrung hat Victaulic mit dem Arbeiten in kollaborativen BIM-Teams gemacht?

Michael Filek: Unsere Erfahrungen mit der Arbeit in kollaborativen BIM-Teams sind durchweg positiv. Mit der neuen Arbeitsweise ist allerdings ein Mehraufwand verbunden. Teilweise arbeiten wir bei größeren Projekten mit zwei bis drei weiteren Planungsbüros an einem Fachmodell, dadurch entsteht ein hoher Abstimmungsbedarf und tägliche Organisationsarbeit innerhalb eines meist internationalen Projektteams. Die Kommunikation ist deswegen besonders wichtig und regelmäßige Follow-Up-Meetings für eine erfolgreiche Zusammenarbeit entscheidend.

IKZ-FACHPLANER: Stehen sich die vielen Beteiligten nicht selbst im Weg?

Michael Filek: Es ist ganz klar eine Herausforderung, wenn alle Projektbeteiligten Zugriff auf das BIM-Modell haben und dieses auch ändern können. Deswegen müssen Zuständigkeiten eindeutig zugewiesen werden. Außerdem müssen sich die Planer immer wieder die Frage stellen: wer hat wann, wo und warum etwas am Modell geändert? Das ist aber durchaus positiv zu sehen, denn je mehr Augen auf das Projekt gerichtet sind, umso besser funktioniert die Fehlerüberwachung. Unerwünschte Änderungen, die bei der späteren Montage zu Zeitverzögerungen und erhöhten Kosten führen würden, entdecken wir auf diese Weise schneller. Nur wenn am Ende ein Rohr an das andere passt, ist das Projekt für alle Beteiligten ein Erfolg.

IKZ-FACHPLANER: Wie erfolgt der Austausch in Ihren Teams konkret?

Michael Filek: Die Kommunikation am BIM-Modell führen wir fast vollständig in ‚Revizto‘. Innerhalb der integrierten Kollaborationsplattform nutzen wir dafür den ‚Issue-Tracker‘, um Fehler zu protokollieren, weisen Zuständigkeiten mit definierten Fristen zu und erstellen Reports. Für den schnellen Austausch innerhalb unseres BIM-Projektteams verwenden wir normalerweise die Plattform ‚Microsoft Teams‘. Das gilt zum Beispiel für Kick-Off Meetings zum Projektstart, wöchentliche Follow-Up-Meetings und spontane Besprechungen. In Teams erstellen wir außerdem Gruppen, um Projektinfos mit ausgewählten Personen zu teilen, wie etwa für Projektkoordinatoren, Vertriebler und Kunden. Wichtige Projektinformationen teilen wir jedoch aufgrund der besseren Rückverfolgbarkeit weiterhin per E-Mail.

IKZ-FACHPLANER: Wie viele Personen arbeiten in diesen Teams? Ein Planungsteam von Victaulic besteht in der Regel aus einem Projektkoordinator und mehreren CAD-Zeichnern, je nach Projektgröße und Zeitplan.

Michael Filek: Ein Planungsteam von Victaulic besteht in der Regel aus einem Projektkoordinator und mehreren CAD-Zeichnern, je nach Projektgröße und Zeitplan.

IKZ-FACHPLANER: Welche Rolle übernimmt der Projektkoordinator in diesem Team?

Michael Filek: Er ist verantwortlich für die technische Umsetzung des fertigungsreifen 3D-Modells, die Versandkoordination und die Kontrolle der Termine und Kosten. Er begleitet das Projekt vom ersten Entwurf über den Vorfertigungsprozess bis hin zur endgültigen Montage und dient als Ansprechpartner für Kunden und alle anderen externen Projektbeteiligten. Außerdem kann der Projektkoordinator konstruktive Aufgaben übernehmen.

IKZ-FACHPLANER: Sie nutzen Revit-basierte Anwendungen. Wie erfolgt hier die Kompatibilität zu anderen BIM-Anwendungen?

Michael Filek: Nutzen Projektbeteiligte ein gemeinsames Programm ist die Zusammenarbeit natürlich einfacher als bei dem Einsatz verschiedener Softwareprodukte. Im letzten Fall können Kollaborationstools wie ‚Revizto‘ die Koordination jedoch vereinfachen. Der Datenaustausch zwischen ‚Revit‘ und anderen Softwarelösungen kann über die CAD-Standardformate dwg, dxf, dwf, dgn, sat und natürlich die Revit-eigenen Formate rvt, rfa, rte und rft erfolgen. Diese lassen sich andersherum in Revit importieren und weiterverarbeiten, allerdings unter deutlichen Einschränkungen.

IKZ-FACHPLANER: Lassen sich in einem Revit-Projekt die IFC-Fachmodelle verknüpfen?

Michael Filek: Ja und andersherum können auch aus einem Revit-Projekt die IFC-Modelle exportiert werden. Falls IFC-Daten weiterbearbeitet werden sollen, müssen vor dem Export aber umfangreiche Voreinstellungen vorgenommen und auf die Zielsoftware abgestimmt sein, sodass der Datenverlust im Vergleich zur Ursprungssoftware so gering wie möglich gehalten wird. In der Praxis ist das schwierig. IFC Fachmodelle dienen deswegen überwiegend der Koordination im zentralen Gesamtmodell. 

IKZ-FACHPLANER: Welche Rolle spielt die Größe eines Unternehmens bei den BIM-Aufträgen?

Michael Filek: Große Planungsbüros stellen uns normalerweise ein bereits ausgearbeitetes und mit anderen Gewerkmodellen koordiniertes generisches 3D-Modell für die Konvertierung in ein fertigungsreifes Victaulic-Modell zur Verfügung. Der Austausch von Projektinformationen erfolgt häufig über eine gemeinsam genutzte BIM-Kollaborationsplattform, wie ‚BIM 360 Docs‘ von Autodesk. Der Aufwand für unsere Planungsteams ist dadurch deutlich geringer, wir können früher in den Vorfertigungsprozess übergehen und unsere Produkte für die Montage früher auf die Baustelle bringen. Kleineren Unternehmen fehlen oft die Möglichkeiten für ein BIM-konformes Fachmodell.

IKZ-FACHPLANER: Welche allgemeinen Trends sehen Sie für das kollaborative Arbeiten mit BIM?

Michael Filek: Im Hinblick auf die modellbasierte Zusammenarbeit hat das BIM-gestützte Planen in Deutschland in den letzten beiden Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen. Bei Victaulic merken wir das anhand der Downloadzahlen unserer BIM-Daten und der gestiegenen Nachfrage an Schulungen zu unseren BIM-Lösungen, beispielsweise Victaulic Tools for Revit, einem Add-In für die Rohrsystemplanung. Trotzdem gibt es noch viel Luft nach oben. Nach meiner Erfahrung haben Architekten BIM in der Planung weitgehend adaptiert, dagegen fällt es dem ein oder anderen Fachplaner schwerer, sich von alten Gewohnheiten zu lösen.

Bilder: Victaulic





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