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Neue MaßstäbeShutterstock
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13. Oktober 2022

Das Qualitätssiegel Nachhaltige Gebäude – kurz QNG – ist komplex und es erhöht die Baukosten, aber das Siegel wird sich durchsetzen

Seit dem 21. April sehen die neuen Regeln der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) vor, dass KfW-40-Häuser im Neubau nur dann noch gefördert werden, wenn sie auch die Nachhaltigkeitszertifizierung „Qualitätssiegel Nachhaltige Gebäude“ (QNG) vorweisen können. Das verändert die Planung und das Bauen.

Neu ist das QNG nicht. Das Qualitätssiegel Nachhaltige Gebäude gibt es ja schon seit Juli vergangenen Jahres. Dabei handelt sich um ein staatliches Qualitätssiegel und die „Herausgeberin“ ist der Bund. Das Bundesbauministerium (BMWSB) legt die Vergabekriterien fest. Bis dato war QNG aber eine freiwillige Sache; im Rahmen der BEG wurden seit 1. Juli 2021 über die eigens geschaffene „NH-Klasse“ Nachhaltigkeitsaspekte an Gebäuden gefördert, die das Thema Bauen komplexer und in einem größeren Kontext sehen. Der erforderliche Nachweis für die Förderung lieferte eine Zertifizierung nach QNG.

QNG ist nun Pflicht

Seit 21. April 2022 ist das QNG nun für eine KfW-40-Förderung nach BEG für den Wohnungsneubau und auch bei Komplettsanierungen Pflicht. Hintergrund ist, dass die BEG in 3 Stufen weiterentwickelt werden soll. Stufe 1 sollte solange gelten, bis das Budget dafür aufgebraucht wäre. Das war am 20. April der Fall – also am selben Tag, an dem der KfW-Teil des BEG-Programms nach dem abrupten Förderstopp von Anfang des Jahres wieder aufgenommen worden war. Die zusätzliche eine Milliarde Euro für Zuschüsse bei der Kredittilgung war innerhalb weniger Stunden weg. Stufe 2 wurde also am 21. April beschritten und die sieht nun die QNG-Pflicht vor.

Ziel des Siegels

Worum geht es im Kern? Mit der Pflicht zum QNG wird eine neue Ära des Bauens eingeleitet. Denn mit QNG wird das Bauen komplexer und umfassender gesehen als bisher. Klimaschonendes Bauen ist nicht die einzige Anforderung, die nachhaltige Gebäude erfüllen müssen. Nach dem Willen der Koalition sollen Gebäude auch komfortabel, gesundheitsgerecht, funktional und technisch ausgereift sein und gleichzeitig kostengünstig gebaut und betrieben werden. In der Tat ist der QNG-Kriterienkatalog sehr umfangreich.

Die Erfüllung der Anforderungen ist durch eine unabhängige Prüfung nach Baufertigstellung anhand der abgeschlossenen Planungs- und Bauprozesse und auf Grundlage der Überprüfung ausgewählter realisierter Qualitäten nachzuweisen. Vergeben wird das QNG in zwei Qualitätsniveaus, als QNG-Plus, das eine überdurchschnittliche Bau-Qualität bescheinigt und als QNG-Premium (deutlich überdurchschnittlicher Qualität). So müssen z. B. beim QNG-Plus-Siegel mindestens 50 % der verbauten Hölzer nachweislich aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen (z. B. PEFC oder FSC). Beim QNG-Premium müssen es mindestens 80 % sein.

QNG trifft einen mittlerweile wunden Punkt, wenn der Blick nur auf immer effizientere Gebäudestandards zielt und dabei zu kurz zielt, wenn sich das nur auf Planzahlen bezieht und Themen z. B., wie welches Material dafür verwendet wird, aber offenlässt. Wenn unterm Strich die Gesamt-Bilanz eines solchen Hauses schlechter ausfiele als das eines, welches mehr Energie im Betrieb benötigt, dann wäre das ein Bärendienst für den allgegenwärtig bemühten Klimaschutz, zu dem auch der Wohnsektor beitragen muss.

Wunder Punkt

Die QNG-Zertifizierung wird erst nach Abschluss der Baumaßnahme vergeben. Der Nachweis über die erfolgreiche Erteilung des Zertifikats ist aber eine Fördervoraussetzung. Damit das QNG sicher erreicht werden kann, empfiehlt das Bundesbauministerium möglichst frühzeitig einen Nachhaltigkeits-Berater hinzuzuziehen. Die haben die Aufgabe, die Bauleute auf dem Weg zur Zertifizierung zu unterstützen und sie sollten die Baumaßnahme bis zum Abschluss begleiten. Die für das QNG akkreditieren Zertifizierungsstellen können die Bauleute bei der Suche nach geeigneten Nachhaltigkeits-Beratern unterstützen. Dennoch ist das vorhandene Angebot an solchen Beratern auf Sicht erstmal das Nadelöhr.

Deshalb könnte es derzeit eng werden und es könnten sich Warteschlangen von Bauwilligen bilden. Denn um möglichst sicher zu gehen, sollte der Nachhaltigkeits-Berater bereits zur Antragstellung bestätigen, dass das QNG-Zertifikat voraussichtlich erreicht werden kann. „Hierzu sollten diese mit einem „Pre-Check“ eine Zwischenbewertung des aktuellen Planungsstandes sowie der Projektziele entsprechend der Anforderungen des QNG vornehmen“, rät das BMWBS.

Voraussetzung für die Vergabe des QNG sind die Durchführung einer Nachhaltigkeitsbewertung auf der Grundlage eines bei der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) registrierten Nachhaltigkeitsbewertungssystems sowie die Überprüfung der erreichten Qualitäten durch eine akkreditierte Zertifizierungsstelle. Eine aktuelle Aufführung aller registrieren Bewertungssysteme/Zertifizierungsstellen ist einsehbar unter www.nachhaltigesbauen.de.

Warum Premium?

Zwar kann laut BMWSB bislang durch die Erfüllung des Anforderungsniveaus QNG-Premium keine höhere Förderung erreicht werden. Doch Premium biete einen Ausblick auf zukünftige Anforderungen. Das Erreichen von QNG-Premium könne z. B. in Form eines Zertifikats, einer öffentlich einsehbaren Urkunde im Gebäude bzw. als Plakette am Gebäude sichtbar gemacht werden. „QNG-Premium bietet daher die Möglichkeit, das Erreichen einer deutlich überdurchschnittlichen Qualität im nachhaltigen Bauen zu belegen und gegenüber Dritten kommunizieren zu können“, argumentiert das Ministerium.

Höhere Anforderungen

Die QNG-Zertifizierung erstellen und nachweisen zu müssen, verkompliziert objektiv gesehen aber das Bauen. Selbst das BMWSB gibt das, wenn auch positiviert, zu: „Das nachhaltige Bauen macht zahlreiche wichtige Aspekte und Wirkungen des Bauens überhaupt erst erkennbar. So ist es z. B. einfacher, ein Bauprodukt nur auf der Grundlage seiner bautechnischen Eigenschaften zu verplanen und zu verbauen, als sich zusätzlich auch mit dessen Schadstoffgehalt, Ressourcenverbräuchen und CO2-Bilanz auseinanderzusetzen. Es ist auch einfacher, Bauprodukte unbedacht zusammen zu fügen, als sich Gedanken über deren Kreislauffähigkeit in Hinblick auf eine zukünftige Trennbarkeit und Wiederverwertbarkeit zu machen.“ Die Prüf- und Vorgaben-Komplexität nach QNG macht die Praxis nicht einfacher. Doch ist es in der Gesamtbetrachtung ein folgerichtiger und zugleich unabdingbarer Schritt: Es gehe um nicht weniger als das Ziel einer Bauwende, die das Bauen notwendigerweise deutlich ganzheitlicher und von Anfang bis Ende konsequenter sehen müsse, als es heute der Fall sei, so das BMWSB.

Einschätzung zu den Mehrkosten

Mit welchen Mehrkosten muss der Bauherr aufgrund der Zertifizierung rechnen? Bezahlt werden müssen ja die begleitenden Beratungs- und Planungsleistungen und die Leistungen der Zertifizierungsstellen im Rahmen der am Schluss anstehenden Konformitätsprüfung und zur Vergabe des Siegels. Dazu kommen dann ggf. natürlich auch Mehrkosten, wenn andere Bauprodukte verwendet werden (müssen).

Auch wenn die individuellen Rahmenbedingungen es schwer machen, für die QNG-Zertifizierung sowie den daraus resultierenden Mehrbaukosten konkrete Angaben zu machen – eine Bandbreite angeben lässt sich aber schon.

Laut BMWSB ist über Erfahrungen der Anwendung von Bewertungssystemen des nachhaltigen Bauens im Wohnungsneubau bekannt, dass die Bandbreite der Steigerung der Baunebenkosten auf etwa 20 bis 80 Euro je m2 Wohnfläche zu beziffern ist. Bei kleineren Baumaßnahmen wird vorwiegend davon ausgegangen, dass sie im oberen Bereich der Bandbreite liegen, sofern hier die Vorteile von Mehrfach- und Serienzertifizierung keine Anwendung finden können. Bei größeren Baumaßnahmen wird von der Umlage der Kosten auf eine große Fläche profitiert. Sie sind daher vorwiegend im unteren Bereich der Bandbreite einzuordnen.

Fertighausanbieter profitieren

Voraussetzung für die Vergabe des QNG ist ein „Nachweis der Erfüllung allgemeiner und besonderer Anforderungen an die ökologische, soziokulturelle und ökonomische Qualität von Gebäuden“. Das klingt sperrig und ist es in gewisser Weise auch. Aufgrund der Komplexität der Zertifizierung könnten vor allem Fertighausanbieter sowie Baugesellschaften weiter am Baumarkt profitieren, weil sie Kunden QNG-zertifizierte Hauslösungen aus einer Hand anbieten werden und darüber einem Bauherren die Last und die Arbeit daran abnehmen, individuell eine komplexe Materie überhaupt erst einmal aufzunehmen, zu verstehen, sich auf einem Zertifizierungsmarkt zu bewegen, den man als Laie kaum einschätzen kann und es dann in der Praxis zu überwachen gilt, ob am Ende alles so gelaufen ist wie geplant. Die QNG-Zertifizierung ist sehr detailliert bzw. sehr komplex und stellt hohe Anforderungen an Bauherren, Planer, Bauträger, SHK und TGA, den Anforderungen zu entsprechen. Aber sie läutet auch eine neue Ära des Bauens ein.

Siegel wird sich durchsetzen

Das BMWSB ist optimistisch. Seit Einführung am 1. 7. 2021 und insbesondere seit dem Beginn der 2. Stufe der Neubauförderung am 21. 4. 2022 sei die Anzahl der Bauvorhaben mit dem Ziel Nachhaltigkeitszertifizierung massiv angestiegen.

Das BMWSB sieht weitere Gründe, warum sich die Nachhaltigkeitszertifizierung am Markt durchsetzen wird: Durch die zunehmende Zahl an Nachhaltigkeits-Beratern, die absehbare Umstellung der Fertighausbranche auf das QNG. Über die Technologieoffenheit der nachzuweisenden Kennwerte bleibe die Entscheidungsfreiheit der Planungsbeteiligten und Bauherren erhalten und durch die Schaffung einer Nachfrage nach Bauprodukten mit geringer CO2-Bilanz werde auch die Baustoffindustrie angereizt, geeignete Produkte und Produktinformationen anzubieten.

Autor: Dittmar Koop, Journalist für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz





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