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Tatort Baustelle



Tatort BaustelleBild: Adobe Stock / Goodpics
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Bild: Adobe Stock / Robert Kneschke  

1. Februar 2023

Schutz vor Diebstahl und Vandalismus
Diebstähle und Vandalismus sind an der Tagesordnung und sorgen seit Jahren für erhebliche Schäden auf Baustellen. Doch nicht nur dort greifen Täter zu. Auch aus Handwerksbetrieben und deren Fahrzeugen werden Werkzeuge, Materialien und Maschinen entwendet. Selbst Baufahrzeuge sind vor Langfingern nicht sicher. Lokale Medien berichten regelmäßig über derartige Vorfälle. Und häufig bleibt von den Tätern keine Spur.


Sie stehlen Rohre, Waschbecken und Heizkörper, wertvolle Metalle und pumpen Dieseltanks leer, aber entwenden auch komplette Heizkraftanlagen – selbst Baumaschinen und Baufahrzeuge sind vor Langfingern nicht sicher. Geklaut wird auf Baustellen am Tag wie bei Nacht. Für selbständige Handwerker und kleinere Handwerksbetriebe kann das schnell existenzbedrohend sein. Und auch mittelständische Firmen können ins Straucheln kommen. Denn häufig sind Firmen mehr als nur einmal betroffen. Und nicht immer tritt eine Versicherung für den Schaden ein.
Obendrein kann eine Verkettung der vielen Umstände die Baustelle für Stunden, Tage oder Wochen lahmlegen. So geht es häufig nicht nur um den Wert der gestohlenen Beute, der vielleicht noch zu verschmerzen wäre. Teuer für die Unternehmen werden darüber hinaus oft die Folgen. Denn wenn morgens einige Mitarbeiter auf eine Baustelle kommen, z.B. um Rohre zu verlegen, diese aber über Nacht gestohlen wurden, dann entsteht der eigentliche Schaden erst: Die Arbeit ruht und der Betrieb muss erst für Ersatz des Diebesguts sorgen.

SHK im Visier der Täter
„Der Diebstahlschutz wird in Baufirmen oft sträflich vernachlässigt, denn Meldungen von Einbrüchen und Sabotage erreichen uns jeden Tag“, sagt Jörg Witzel, Kundenberater der Wellner Kommunikation Automatisierung, eines Sicherheitsunternehmens aus Gerichshain. Beunruhigend seien dabei nicht nur die steigende Anzahl an Vorfällen, sondern auch die Dreistigkeit der Täter und die oftmals hohen Schadenssummen, berichtet er.
Das kann Kai Schulz, Obermeister der Innung Sanitär Heizung Klima Bremen, bestätigen. In einer Umfrage unter 125 Betrieben der Innung kam 2017 heraus, dass innerhalb nur weniger Monate 35 Gerätewagen aufgebrochen worden waren. Auch Kai Schulze selbst zählte mit seinem Unternehmen Warneke & Schulz Bad & Heizung zu den Betroffenen. „Bei uns wurden sieben Mal unsere Servicefahrzeuge aufgebrochen und ausgeräumt“, sagt er. Bei Handwerksbetrieben sind besonders die Gewerke SHK und Elektrotechnik die Opfer.
Das zeigt auch eine schnelle Recherche im Internet. Lange suchen muss man nicht, um fündig zu werden. Der SWR berichtete beispielsweise im Januar des Jahres über den Heizungsbauer Hermann Seckler. Die Diebe entwendeten ihm Wasserhähne von der Baustelle eines Kindergartens in Vellberg, Landkreis Schwäbisch Hall. „Mit wenigen Handgriffen kann man so eine Armatur ausbauen, das geht relativ schnell. Das haben die Personen ausgenutzt und alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war“, sagt Seckler im Beitrag. Die Diebe kamen zu später Stunde, sahen sich an, was man gebrauchen kann, griffen zu und weg. Auch Seckler wurde nicht zum ersten Mal Opfer eines Baustellendiebstahls. Es handele sich um organisierte Banden, davon gibt er sich im Beitrag überzeugt.

2020 über 24.000 Fälle
Die Kriminalstatistik spricht ohnehin für sich – allerdings ohne zwischen den Betroffenen und den Gewerken auf Baustellen zu unterscheiden. Das Bundeskriminalamt veröffentlicht jährlich die polizeiliche Kriminalstatistik. Demnach wurden in 2020 insgesamt rund 24.130 Fälle von einfachem und schwerem Diebstahl allein auf unbezogenen Neu- und Rohbauten sowie Baustellen erfasst. Der Gesamtschaden betrug etwa 61,6 Mio. Euro. Kein Pappenstiel – Diebstahl auf Baustellen scheint ein lukratives „Geschäft“ zu sein. In diesen Zahlen sind noch nicht die Diebstähle aus Fahrzeugen, Werkstätten und Lagerräumen von Handwerksbetrieben enthalten. In welchem Ausmaß SHK-Handwerksbetriebe jeweils betroffen sind, lässt sich aus der Gesamtstatistik wie gesagt nicht ermitteln.
Die Aufklärungsrate der Fälle lässt leider auch zu wünschen übrig. Sie beträgt bei einfachem Diebstahl auf Baustellen rund 13% und bei schwerem Diebstahl etwa 10%. Auf die Frage nach den Ursachen sagt Jörg Witzel: „Ich sehe die Gründe zum Beispiel im Personalmangel der Polizei. Diese ist auch durch andere Einsätze wie etwa Großveranstaltungen überlastet. Die Häufigkeit der Vorkommnisse spielt eine Rolle. Es dauert meiner Meinung nach auch zu lange, bis die Polizei am Ort des Geschehens erscheint. Hinzu kommt, dass die Täter sehr professionell vorgehen, was die Aufklärung natürlich erschwert.“ Kai Schulze sieht den Erfolg der Diebe mit darin begründet, dass es keine Zentralregister gäbe, in denen teures Werkzeug und Maschinen gemeldet bzw. registriert werden. „Deshalb kann sichergestellte Hehlerware meist keinem Überfall zugeordnet werden, und so muss man die Täter wieder laufen lassen“, sagt er.

Prävention und leichtere Aufklärung
Doch immer wieder gelingt der Polizei auch ein Coup, bei dem zum Beispiel organisierte Banden gefasst werden. Dann herrscht in der Region für eine Weile Ruhe, bis die nächste Bande zur Tat schreitet. Die Polizei empfiehlt, zusätzlich zu den üblichen Sicherheitskontrollen entsprechend wertvolle Geräte und Maschinen mit künstlicher DNA zu markieren oder mit GPS-Systemen zu versehen, damit Täter gefasst werden können.
Bei künstlicher DNA handelt es sich um eine Flüssigkeit, welche nur unter UV-Licht sichtbar wird. Sie haftet wie Farbe an Gegenständen, Kleidung und Haut. Wie bei der biologischen DNA ist diese Flüssigkeit einmalig. Ist ein Gegenstand markiert, kann er dem Besitzer oder der Besitzerin eindeutig zugeordnet werden. Die Markierung von Kriminellen durch eine DNA-Sprühanlage, beispielsweise bei einem Überfall, ist ebenfalls möglich. Zu künstlicher DNA berät zum Beispiel das Präventionszentrum der Polizei Bremen.
Hinzu kommen eine ganze Reihe weiterer vorbeugender Maßnahmen, die den Langfingern das Geschäft vermasseln, sagt die Polizei. Häufig herrsche der Irrglaube, Sicherungen brächten sowieso nichts. Aber Täter scheitern tatsächlich häufig an Sicherheitstechniken wie Einbruchmeldeanlagen oder mechanische Sicherungen. Denn nicht immer handelt es sich um organisierte Banden, sondern auch Gelegenheitstäter oder Drogenabhängige sind am Werk, um ein paar schnelle Euros zu machen. Für sie bedeutet eine sichtbare Sicherungstechnik einfach eine längere „Arbeitszeit“ und damit ein größeres Risiko, entdeckt zu werden.
Auch Mitarbeiter können Täter sein. Zu möglichen Täterprofilen sagt Witzel: „Häufig spielt bei den Vorkommnissen Insiderwissen eine große Rolle.“ Das bedeutet, dass Mitarbeiter oder ehemalige Mitarbeiter entsprechende Informationen bewusst oder unbewusst weitergeben. „Man erkennt das sehr deutlich an der Vorgehensweise des Einbruches und der damit verbundenen Umgehung der installierten technischen Lösung. Weiterhin werden wir darauf hingewiesen, dass die jeweiligen Orte der Begierde zunächst ausspioniert werden. Dabei geht es auch darum, die installierte Technik zu ‚testen’. Es werden immer noch Dummys verwendet“, sagt er.
Weitere wichtige Maßnahmen sind außerdem eine nächtliche Beleuchtung, die Maßgabe, hochwertiges Werkzeug und Materialien nicht ungesichert herumliegen zu lassen und eine Überwachung der Baustelle per Video oder durch qualifizierte Sicherheitskräfte.

Polizei und Sicherheitsfirmen beraten
Empfehlenswert ist, frühzeitig und bereits vor Baubeginn an die Sicherheit zu denken. Dabei gilt es, auf eine Lösung zu setzen, welche ebenso flexibel wie mobil, robust wie zuverlässig und bewährt wie effektiv ist. Baustellen sind Wind und Wetter ausgesetzt, es
herrschen oftmals raue Bedingungen und die örtlichen Verhältnisse ändern sich permanent, allein schon bedingt durch den Baufortschritt selbst. Baumaschinen, Ausrüstung, Materialien ändern den Standort, werden umgelagert und wechseln auch in Menge und Art. Technische
Lösungen mit starren Parametern und eingeschränkter Anpassungsfähigkeit können diesen Umständen nicht gerecht werden.
Videoüberwachung kann nach Aussage der Polizei Täter abschrecken und ihr wichtige Informationen zur Täterverfolgung liefern. Polizeiliche Beratungsstellen helfen, gemeinsam mit Handwerksbetrieben präventive Maßnahmen zu entwickeln und gegebenenfalls auch vor Ort Schwachstellen zu ermitteln.
Auch Sicherheitsfirmen unterstützen beratend. „Wir führen regelmäßig Video-Qualitätsberatungen durch“, sagt Witzel. „Dabei wird eine Fehlalarmstatistik ausgewertet. Dadurch erkennen wir, wo häufig Auslösungen stattfinden und können entsprechende Maßnahmen einleiten.“ Ziel sei dabei immer, die Effizienz der Lösung hoch zu halten. „Wir bieten regelmäßig auch Vorträge an“, erläutert der Kundenberater weiter. „Bei diesen Veranstaltungen stellen wir unsere Lösungsansätze vor und erläutern deren Funktion. Wichtig ist, überhaupt erst einmal das grundsätzliche Vorgehen zu erläutern. Es ist sehr viel Halbwissen vorhanden“, so Witzel. Das werde leider auf dem Markt auch von Firmen ausgenutzt.
Witzel empfiehlt eine Aufschaltung auf einen Videoleitstand oder eine 24/7h-Alarmzentrale. „Dadurch sind wir in der Lage, unseren Kunden und Interessenten eine umfassende und in sich geschlossene Sicherheitslösung anzubieten“, sagt er.

Vor-Ort-Besichtigung von großem Vorteil
Wellner setze dazu Technik mit einer sehr geringen Fehlalarmquote ein. Ziel ist dabei, „wirkliche Alarme“ zu übertragen, um die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter in der Alarmzentrale hoch zu halten und damit eine effektive Arbeitsweise mit Alarmverfolgung und Täteransprache zu gewährleisten. „Weiterhin legen wir großen Wert auf eine Ansprache in Echtzeit. Dadurch kann die Ansprache jeweils individuell entsprechend der jeweiligen Gegebenheiten erfolgen und ist dadurch sehr wirkungsvoll. Wir achten auch auf die Stromversorgung. Unsere Akkus halten etwa 7 – 10 Tage im Betrieb. Über eine SMS werden der Nutzer und wir über den Ladestand der Akkus informiert. Eine entsprechend Zeit zur Behebung etwaiger Störungen ist dadurch gegeben“, erläutert Witzel weiter.
Er empfiehlt, immer eine Vor-Ort-Besichtigung mit entsprechender Beratung der entscheidenden Personen vorzunehmen. Das sei wichtig, um individuelle Lösungen anbieten zu können. „Entscheidend ist dabei, Ursachen für mögliche Fehlalarme zu erkennen und Themen des Datenschutzes und der Privatsphäre zu beachten. Vermeidung von toten Winkeln und potenzielle Angriffspunkte erkennt man auf keiner Zeichnung, sondern nur vor Ort“, weiß er.
In jedem Fall ist es also ratsam, sich von der Polizei und geprüften Sicherheitsfirmen erst einmal beraten zu lassen, um dann von Fall zu Fall zu entscheiden, was sinnvoll ist, und was man selbst für Sicherheit bereit ist, zu zahlen.

Autorin: Angela Kanders, freie Journalistin





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