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StartseiteThemenBetriebsführung„Firmen, die ihre Preisuntergrenze nicht kennen, schaffen sich selbst ab“
2. April 2019
Der SHK-Familienbetrieb Stufler aus dem bayerischen Kinding ist ein gutes Beispiel für die Kombination geschäftlicher Effizienz und handwerklicher Tradition
Rund 100 Kilometer nördlich von München liegt die 2600-Einwohner-Gemeinde Kinding. Hier führen die Brüder Markus und Dr. Josef Stufler einen kleinen Handwerksbetrieb mit guter Auftragslage. Jährlich werden etwa 1500 Heizungs- und Lüftungsanlagen gewartet und mehr als 2500 Stammkunden betreut. Um sie zufrieden zu stimmen, bedarf es hoher Qualifikation und sehr viel Effizienz in der Organisation, sind sich die Geschäftsführer im IKZ-vor-Ort-Gespräch einig.
Planung, Hydraulik und Elektrik liegen in den Händen des
Installateur- und Heizungsbauermeisters Markus Stufler. Das Thema
Standardisierung verantwortet Dr. Josef Stufler, gelernter Elektroniker
und promovierter Diplom-Kaufmann.
Dass Qualifizierungen außerhalb
des klassischen SHK-Betriebs immer wichtiger werden, wissen die beiden
Brüder: Markus Stufler hat sich in den vergangenen Jahren rund um den
Bereich Trinkwasserhygiene weitergebildet. „Wir führen nach jeder
Installation auch eine Trinkwasserprobe durch“, sagt der Fachmann. Hohe
Auflagen rund um die Gesundheitsvorsorge können nur mit entsprechender
Fachqualifikation eingehalten werden – „das spricht sich rum“. Deshalb
kommen Auftraggeber aus Jugendherbergen, Hotels oder Altenheimen auf die
Stuflers zu. Auch bei schwierigen Einsätzen mit Heizungs- oder
Lüftungsanlagen kommen die Monteure zum Einsatz. „Nicht selten auch
dann, wenn der Erstauftrag nicht an das Unternehmen vergeben wurde“,
sagt Markus Stufler. Eine tragende Säule sei das Wartungsgeschäft mit
fast 1500 Anlagen.
Effizienz als einzig gangbarer Weg
Etwa 70 % der
klassischen SHK-Projekte beschäftigen sich mit Altbausanierungen. Laut
Josef Stufler bietet diese Fokussierung ein Stück weit Sicherheit, auch
in schlechteren Zeiten. „Wenn es der Wirtschaft sehr gut geht, dann baut
man leichter mal ein neues Haus. Wenn es sich eintrübt, dann wird eher
im Elternhaus das Dachgeschoss ausgebaut.“ Doch ob Neubau oder
Sanierungsgeschäft: Effizienz in der Angebotserstellung und in der
Auftragsabwicklung ist dem Diplom-Kaufmann Josef Stufler enorm wichtig.
Nicht selten halten seine Kunden noch während des vor-Ort-Besuchs ein
fundiertes, finales Angebot in den Händen. Angebot und Endrechnung
weichen nur minimal voneinander ab – der einzige gangbare Weg für Josef
Stufler. Für ihn ist klar: „Firmen, die ihre Preisuntergrenze nicht
kennen, schaffen sich selbst ab.“ Aus dem Grund setzen die Stuflers auf
eine faire Preispolitik. Die hohe Grundauslastung zeige, dass das
funktioniert.
Auf die Frage, ob Thermondo zu den Mitbewerbern zählt,
folgt ein leichtes Schulterzucken: Man sehe zwar ab und zu bei Kunden
deren Angebote auf dem Tisch liegen, aber das sei legitim. „Die sind
auch nicht unbedingt die günstigsten. Deshalb herrscht auch kein
Preiskrieg. Die leisten starkes Marketing, machen auf sich aufmerksam,
aber letztlich kochen die auch nur mit Wasser.“ Bislang jedenfalls habe
man soweit bekannt noch keine Aufträge an den Online-Heizungsbauer
verloren. Vielmehr haben die Stuflers die Erfahrung gemacht, dass der
Kunde zwar nach dem besten Angebot schaut, aber wenige 100 Euro
Unterschied selten den Ausschlag geben. „Vor allem im Heizungsbereich
ist es vielen Kunden lieber, ihr Handwerker sitzt vor Ort und man kennt
sich“, sagt Markus Stufler.
Kleines Einzugsgebiet
Das Einzugsgebiet der
Stufler GmbH ist mit 30 bis 40 km trotz der großen Stammkundenkartei
relativ klein. Der Vorteil liege in der Lage, erklären die Unternehmer
unisono: „Direkt an der Autobahn und nur etwa 20 Minuten von Großstädten
wie Ingolstadt und Eichstätt entfernt.“ Derzeit liege die Auslastung
für Aufträge bei fast einem halben Jahr. Bei so einer langen Vorlaufzeit
stellt sich ganz automatisch die Frage nach guten Mitarbeitern. Auch
für die Brüder Stufler ein Problem: „Bei der Wahl neuer Mitarbeiter sind
wir hier in unserer Region stark eingeschränkt. Die Region rund um
Eichstätt hat deutschlandweit die niedrigste Arbeitslosenquote und wir
haben das Audi-Werk praktisch vor der Tür“, erzählt Josef Stufler.
Deshalb versuchen die Brüder, das Interesse am SHK-Beruf und ihrer Firma
bereits bei Schülern zu wecken, indem sie aktiv in Schulen und zu
Ausbildungsmessen gehen sowie Praktika und Ferienjobs anbieten. Aktuell
unterstützen zwei Schüler und zwei Lehrlinge den SHK-Betrieb.
Standardisierung und Projekteffizienz
Fragt man
Josef Stufler nach dem Unternehmenserfolg, fallen Schlagworte wie
Standardisierung und Projekteffizienz. „Ein gutes Auftragspolster
sichert noch keinen Gewinn.“ Deshalb gelten seine Anstrengungen stets
der Optimierung. „Wenn der Kunde kommt, geht er beim ersten Treffen mit
konkreten Angeboten nach Hause, für Heizung, Lüftung oder auch Sanitär.
Nach zwei Stunden umfassen die Angebote 500 bis 800 Positionen. Das sind
zwischen 20 bis 40 Seiten, alles technisch und kaufmännisch final
geklärt.“ Dieses hohe Maß an Standardisierung funktioniere aber noch
nicht in allen Bereichen. Bäder ließen sich wegen der riesigen Auswahl
an Produkten und den unterschiedlichen Wünschen der Kunden kaum
standardmäßig erfassen, so Josef Stufler. Die Lösung der Brüder: Sie
binden den Großhandel in den Prozess mit ein.
Großhandel sitzt mit im Boot
Das funktioniert so:
Die technischen Rahmenbedingungen sowie die Budgetvorgaben werden vom
Stufler-Team geklärt, die Badplanung übernimmt beispielsweise der
Fachgroßhändler Richter+Frenzel (R+F), ebenso wie die Produktauswahl.
„Wenn wir Bestandsaufnahme gemacht sowie Eckdaten, Preisklasse, Fotos
und Situation eingeschätzt haben, fordern wir die dreidimensionale
Bad-Planung und den Link für die ‚realtiy
Pro-Visualisierung‘ bei R+F
an“, so Josef Stufler. Mittels VR-Brille könnten sich die Kunden dann
im Betrieb ihr neues Bad anschauen und sich darin bewegen. „Von
Sprachlosigkeit, erstauntem Lachen bis hin zu minutenlangem Schweigen
war schon alles dabei – denn die VR-Brille ist für viele Kunden neu.
Aber wenn sie das erste Mal ihr eigenes Bad sehen, ist der Wow-Effekt
groß“, schmunzelt Markus Stufler und ergänzt: „Die Reality-Brille ist
ein echtes Verkaufsargument.“
Nachdem der Kunde die Badplanung
abgesegnet hat, folgt die Bemusterung und erst danach gibt es das
Angebot. Auch das kommt von R+F. Stuflers fügen lediglich das benötigte
Installationsmaterial- und den Stundenaufwand hinzu. „Das ist für uns
besser als einen eigenen Showroom zu unterhalten“, bestätigen die
Brüder. Der Aufwand, immer neue Badboxen einzurichten, ständig
Produktneuerungen zu finden und immer aktuell zu sein entfalle.
Stattdessen könne man sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren.
Im
Heizungsbereich sieht das anders aus: Ob Hydraulik oder Elektro – die
SHK-Spezialisten planen selbst. Sogar komplexere Schaltanlagen und
-schränke. Ein Elektromeister ergänzt deshalb das Team. In den Kellern
ihrer Kunden finden sich Buderus im Öl-Gasbereich, Mitsubishi bei
Wärmepumpen und HDG bei Holzheizungen. Andere Hersteller seien nicht
besser oder schlechter, aber die oben genannten Marken und Produkte
kenne man zum Teil seit 30 Jahren. „Die Fokussierung auf wenige Produkte
und Marken geben den Mitarbeitern und Kunden ein gutes Gefühl“, ist
sich Markus Stufler sicher. „Kunden mögen es gar nicht, wenn man im
Störungsfall erst einmal in den Bedienungsanleitungen blättert.“
Auf
die Frage, ob die Effizienz in allen Bereichen vor allem der
Digitalisierung zu verdanken ist, gibt sich Josef Stufler nachdenklich.
Die Digitalisierung sei zwar an vielen Stellen hilfreich und effizient,
vor allem bei der Arbeitsvorbereitung und bei Planungen. Manchmal aber
sei es einfacher, die Daten auf ein Blatt Papier zu notieren oder von
Hand zu rechnen. „Wer mit digitaler Datenaufnahme mehr Zeit verbringt
als mit handwerklicher Leistung, arbeitet sicher nicht effizient“, sagt
Josef Stufler. Aber natürlich nutze man die Digitalisierung, da wo sie
Sinn macht. Die Kundenterminierung werde beispielsweise zeit- und
fahrttechnisch optimal vom Büro aus koordiniert und digital über das
E-Mailsystem auf das Firmenhandy der Mitarbeiter übermittelt – inklusive
aller Eckdaten zum Auftrag und der technischen Anlage.
Aufgeräumt ins Wochenende
Bevor es ins Wochenende
geht, treffen sich die Mitarbeiter inklusive der Firmenchefs im Lager
und räumen auf. Sie sortieren die Einzelteile, die im Laufe der Woche
übrig geblieben sind. „Das dauert meist nicht länger als eine
Viertelstunde“, sagt Markus Stufler. „90 bis 95 % der Ware wird von den
Händlern direkt auf die Baustelle geliefert.“ Damit seien
Transportschäden kein Thema, ebenso wenig werde ein großes Zwischenlager
benötigt. „Und wir müssen nicht jedes Stück zweimal in die Hand nehmen,
bevor wir überhaupt beim Kunden sind. Das spart enorm viel Zeit. Im
Auto haben unsere Monteure nur ausgewählte Teile und es gibt nur wenige
Kleinteile, die wir projektergänzend vom Betrieb aus mitnehmen“, sagt
Markus Stufler. Er scheint selbst ein großer Fan der Neuerungen seines
Bruders zu sein.
Bilder: IKZ
Daten und Fakten
Geschichte: Der Familienbetrieb existiert seit 1870 und wird aktuell in der 4. Generation von den Brüdern
Dr. Josef Stufler und Markus Stufler geführt.
Kerngeschäft: Heizung, Lüftung, Sanitär im Altbau, Anlagenbetreuung.
Mitarbeiter: 10 Mitarbeiter (8 gewerbliche und 2 kaufmännische), darunter ein Elektromeister.
Auszubildende: 2, im zweiten Lehrjahr.
Besonderheiten: Der traditionelle Handwerksbetrieb übernimmt neben dem klassischen SHK-Geschäft auch die Betreuung größerer, komplexer Anlagen und gilt als Spezialist in Sachen Trinkwasserhygiene.
Über den Betrieb Stufler in Kinding (Bayern) berichten Jacqueline Koch und Markus Sironi.
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