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StartseiteWissenNewsErosion an Kupferrohrinstallationen in Warmwassersystemen
24. März 2020
Anhand einfacher Merkmale kann eine Erosion von anderen Schadensursachen unterschieden werden.
Die Problemlösung ist simpel
Korrosion in Trinkwasserleitungen kann vielfältige Ursachen haben. Kommt es jedoch in Warmwasser- oder Zirkulationsleitungen aus Kupfer zu Undichtigkeiten im Bereich eines Bogens, so ist zumeist eine sogenannte Erosion die Ursache. Dabei handelt es sich weniger um eine Korrosion, als eher um einen stetigen mechanischen Abtrag der schützenden Oxidschichten, z. B. durch zu hohe Fließgeschwindigkeiten oder mangelhafte Verarbeitung.
Aus versorgungstechnischen und ökonomischen Gründen ist die zulässige
Fließgeschwindigkeit des Trinkwassers in der Installation begrenzt. Für
den Warm- und Kaltwasserbereich werden in DIN 1988-300 für
Anschlussleitungen und für Verbrauchsleitungen bei Fließdauern über 15
Minuten eine maximale Fließgeschwindigkeit von 2 m/s empfohlen. Unter 15
Minuten Fließdauer kann die Fließgeschwindigkeit in Verbrauchsleitungen
bis zu 5 m/s betragen. Für Zirkulationsleitungen gelten indes andere
regulatorische Vorgaben: Unabhängig vom Leitungsquerschnitt wird in DIN
EN 12502-2 eine Begrenzung der Fließgeschwindigkeit auf maximal 0,5 m/s
empfohlen.
Das hat mehrere Gründe: Es ist zum einen technisch und
wirtschaftlich nicht sinnvoll, größere Wassermengen als erforderlich
umzuwälzen. Zum anderen trägt eine Begrenzung der Fließgeschwindigkeit
auf die oben genannten Werte effektiv zur Vermeidung von Erosion bei.
Denn Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass Erosion fast ausschließlich
in Warmwassersystemen auftritt.
Wie erkenne ich Erosion?
Anhand einfacher
Merkmale kann eine Erosion von anderen Schadensursachen unterschieden
werden: Der größte Teil der inneren Oberflächen ist mit einer homogenen,
karbonatischen Deckschicht versehen. In anderen Bereichen sind
muldenförmig scharf umgrenzte Unterbrechungen in den oben beschriebenen
Deckschichten erkennbar, auf deren Grund sich die „blanke“
Kupferoberfläche zeigt. In diesen Bereichen sind in der Regel auch die
Durchbrüche angesiedelt – und das bekanntlich oftmals in oder in der
Nähe von Bögen.
Der Grund: Örtlich überhöhte Fließgeschwindigkeiten
verursachen einen ständigen Abtrag von frisch gebildeten
Schichtprodukten, was zur beschriebenen Muldenbildung führt. Daraus
resultiert die bereits genannte Empfehlung der DIN EN 12502-2 in
Anlehnung an DIN 1988-300, die Fließgeschwindigkeit in
Zirkulationsleitungen möglichst niedrig zu halten – maximal 0,5 m/s. Mit
Einhaltung einer Strömungsgeschwindigkeit unterhalb dieses Wertes kann
das Auftreten von Erosion so gut wie ausgeschlossen werden.
Verarbeitungsfehler vermeiden
Außer der mittleren
Fließgeschwindigkeit des Wassers beeinflussen im Wesentlichen
konstruktive Gegebenheiten, Installationsbedingungen und
Verarbeitungseinflüsse die Erosion – soweit sie eine örtliche Erhöhung
der Fließgeschwindigkeit zur Folge haben: Erosion tritt bevorzugt bei
Wirbelbildung, also stark turbulenten Strömungsprofilen, im Bereich von
Querschnittsveränderungen und Umlenkungen auf. Grate oder
Einschnürungen, verursacht von Rohrabschneidern, oder jede Art von
verarbeitungsbedingten Unregelmäßigkeiten können nachteilig sein, wenn
gleichzeitig weitere ungünstige Faktoren vorliegen.
Von der
Wasserbeschaffenheit wird die Erosion dagegen nur geringfügig
beeinflusst. Die Erfahrung zeigt, dass übermäßig vorhandene freie
Kohlensäure auf den Korrosionsverlauf nachteilig einwirken kann. Im
Wasser regelmäßig mitgeführte Feststoffpartikel oder fein verteilte
Gasblasen können die Wahrscheinlichkeit für Erosion ebenfalls erhöhen.
Die
Anwesenheit von Feststoffpartikeln lässt sich durch saubere
Materiallagerung und Verarbeitung (Rohrenden gerade abtrennen und
sorgfältig entgraten!), Spülen der Installation und Einbau eines
rückspülbaren Feinfilters nach DIN EN 13443 (Schutz vor
Fremdstoffeintrag von außen) vermeiden. Eine sorgfältige Entlüftung der
Installation verhindert das Auftreten von Gasblasen.
Gelegentlich
geäußerte Vermutungen, dass vagabundierende Ströme oder ein fehlender
Potenzialausgleich die Ursache sein könnten, sind unzutreffend.
Elektrische Einflüsse spielen bei den rein mechanischen Vorgängen der
Erosion keine Rolle.
Die Lösung ist simpel
Zur Schadensvermeidung ist
auf jeden Fall ein thermisch-hydraulischer Abgleich der einzelnen
Stränge untereinander vorzunehmen. In der Regel kann der
Zirkulationsvolumenstrom durch den Einsatz geeigneter Regulierventile
reduziert werden, wobei in jeden der vorhandenen Stränge oder
Etagenverteilungen jeweils ein solches Ventil einzusetzen ist. Positiver
Nebeneffekt: Der thermisch-hydraulische Abgleich ermöglicht eine
kontrollierbare thermische Desinfektion der Anlage zur Eindämmung der
Gefahr des Legionellenwachstums nach DVGW-Arbeitsblatt W 551
(Trinkwassererwärmungs- und Trinkwasserleitungsanlagen – Technische
Maßnahmen zur Verminderung des Legionellenwachstums – Planung,
Errichtung, Betrieb und Sanierung von Trinkwasser-Installationen) und
reduziert das Umwälzvolumen der Zirkulationspumpe erheblich.
Wenn die
Fließgeschwindigkeit im Warmwassersystem auf das zulässige Maß
reduziert wird, ist die Ursache des Schadens beseitigt. Weitere Schäden
gleicher Art sind in Zukunft nicht mehr zu erwarten.
Autor: Dipl.-Ing. M. Werner, Deutsches Kupferinstitut Berufsverband e. V.
www.kupferinstitut.de
Literaturtipp
Weiterführende Hinweise zur
sachgerechten Einregulierung von Zirkulationssystemen sind dem
DVGW-Arbeitsblatt W 553 (Bemessung von Zirkulationssystemen in zentralen
Trinkwasser-Erwärmungsanlagen) zu entnehmen.
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