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StartseiteWissenNewsArmaturen für viele Ansprüche
16. Dezember 2019
Aktuelle Armaturen-Trends im Überblick
Armaturen sind die heimlichen Stars im Bad: Vielfach fallen sie kaum auf, sind aber die wohl am häufigsten benutzten Sanitärelemente. Vor allem am Waschtisch kommt man täglich mehrfach mit ihnen in Kontakt, wodurch sich auch „Designmuffel“ mit dieser Synthese aus Form und Funktion auseinandersetzen müssen. Armaturen setzen buchstäblich Glanzpunkte im Bad und können das Gesamtergebnis jeder Badgestaltung und Renovierung maßgeblich aufwerten. Die folgende Übersicht stellt aktuelle Neuheiten vor und versucht eine Einordnung in Trends, die auch für den Badkunden relevante Anhaltspunkte für seine Kaufentscheidung sind.
Eine Armatur ist eine Armatur? Weit gefehlt: Die Konsumenten orientieren sich bei der Badausstattung auch an Trends, die sie beispielsweise bei Besuchen in halb-öffentlichen Bereichen wie Hotels und in Waschräumen angesagter Restaurants und Cafés erlebt haben. Kein „Boutique-Hotel“ kommt mehr ohne optisches Highlight am Waschplatz aus; und im Wohnen rückt nach den semi-professionellen Küchenarmaturen, die zu Trophäen auf der Kochinsel werden, die Badarmatur in den Fokus. Der Badkunde, der an dieser Stelle Individualität zeigen will, wird sich dabei an drei Dingen orientieren: Zum einen am Design, das zu seinem Wohnstil passt, zum zweiten wird er Trends bei der Oberfläche (ggf. farbig oder bearbeitet) berücksichtigen, und letztlich spielt auch die Lust am Ausgefallenen eine Rolle. In diese drei Kategorien lassen sich grob vereinfacht auch die aktuellen Neuheiten der Armaturenbranche einordnen.
Minimalismus und klare Linien sind gefragt
Die
Mehrzahl der Produktneuheiten bei den Badarmaturen für Waschtisch, Wanne
und Dusche ist durch klare Geometrie gekennzeichnet: Rohrzylinder und
rechter Winkel, verbunden mit ebenen Flächen und feinen, reduzierten
Bediengriffen, setzen design-technisch den Standard. Das überrascht im
Grunde genommen nicht, da sich die moderne Wohnarchitektur ebenfalls in
Kubus-Formen auslebt und immer wieder auf Variationen von schlichter
Geometrie setzt. Architekten, die das weitläufige Vorbild der deutschen
Bauhaus-Tradition in der Regel überaus schätzen, greifen daher auch
gerne zu minimalistischen Armaturen für ihre Projekte. Wer als Planer
mit diesen Präferenzen vor Jahrzehnten fast nur zu skandinavischen
Designklassikern greifen konnte, kann sich seit geraumer Zeit bei den
hiesigen Herstellern aus einer enormen Bandbreite bedienen.
Auf
eine Kombination aus zylindrischen Elementen, rechtwinkligen Formen und
planen Flächen, noch betont durch präzise Kanten, setzen etliche
Neuheiten der jüngsten Zeit. Offensichtlich manifestiert sich in dieser
Designsprache so etwas wie der Zeitgeist am Waschtisch: Markante, ebene
Flächen, die sowohl den Griff als auch Auslauf und nicht selten auch den
Grundkörper prägen. Bei der Luxusmarke Axor kam mit der ISH-Neuheit
„Edge“ eine in der Tat konsequent eckige Kollektion auf den Markt.
Einige Armaturenhersteller haben zudem erfolgreiche Linien verschlankt
und präsentierten zuletzt unter dem bewährten Seriennamen so etwas wie
ein optisch abgespecktes Update. Die überarbeitete Optik sah man auf der
ISH 2019 beispielsweise bei der „Zenta SL“ von Kludi und der
verfeinerten „Meta“ von Dornbracht. In Sachen Feingliedrigkeit legte
Grohe 2019 mit der „Icon“-Designvariante in 3D-Metalldruck-Technik ein
ganz besonderes Konzept vor: hauchdünne, aber dennoch wasserführende
Armaturen aus dem Laser-Drucker, die Luxus für Liebhaber sind. Was
dagegen fast zum Standard gehört: Zahlreiche Neuheiten gibt es für den
Waschtisch in unterschiedlichen, zumeist drei bis vier Höhen und als
Wandarmatur in mindestens zwei Auslauflängen, um damit auf
unterschiedliche Becken und Einbaudimensionen reagieren zu können.
Ein
weiterer Trend, der am Sanitärmarkt zu beobachten ist: Bisher auf
bestimmte Produktbereiche wie Keramik oder Möbel fokussierte Hersteller
erweitern ihr Portfolio. So hat beispielsweise Hewi, der für den
Systemgedanken in der Badausstattung steht, sein Angebot um
Badarmaturen ergänzt. Sie bilden mit den übrigen Sanitärprodukten, wie
z. B. den barrierefreien Ausstattungselementen und Beschlägen,
Waschtischen und Accessoires, eine gestalterische Einheit, zeigt sich
Hewi überzeugt. Auch Duravit, bisher eher als Spezialist für Badkeramik
und Möbel am Markt, ergänzt sein Armaturenprogramm. Während Duravit mit
den ersten Serien unter eigenem Markennamen vor allem das
Objektgeschäft anpeilte, richten sich die Neuheiten aus diesem Jahr mit
auffälligem Design an den anspruchsvollen Endverbraucher. „D.1“
kombiniert einen flachen L-Auslauf in schwungvoller Linie mit einem
Korpus, der an einen Kegel erinnert. Dabei verschmilzt der Trend zur
Geometrie mit organischen Rundungen.
Wer bei Badarmaturen auf
kompromisslose Geometrie setzt, wird auch bei einigen Importmarken
fündig werden, die ebenfalls mit minimalistischen Innovationen
aufwarten. Eine ganze Reihe dieser – mehr in der Branche als beim Kunden
– bekannten Hersteller hat es geschafft, zum Design-Lieferanten für
Ausstellungen des Handwerks zu werden und schaffen es zu verblüffen:
Fantini beispielsweise kündigt eine extrem kantige, kaum noch an die
traditionelle Armatur erinnernde Serie „Ak25“ an. Die Armatur wirkt wie
aus mehreren kubischen Formen komponiert, und selbst die Bediengriffe
sind schmale, aufrechte Quader. Auf der Mailänder Messe 2019
präsentierte Fantini in Kooperation mit Boffi jetzt „aboutwater AA/27“,
einen schlichten Zylinder mit seitlich „schwebend“ angesetztem
Rohrauslauf. Passend zum Loft-Stil oder Industrial-Style, wie es auch
hier und da genannt wird, kommt Ritmonio mit „Haptic“ auf den Markt.
Der Bediengriff ist aus Beton und rau. Eine Alternative vom selben
Hersteller, die Neuheit „Dot316“, spricht dagegen die Haptik mit
gebürstetem Edelstahl an.
Farbe und ausdrucksstarkes Design
Womit wir beim
Thema Farbe und Sonderoberflächen wären. „Das Bad wird bunt“ oder
„bekennt Farbe“ war vielfach auf der ISH zu hören. Generell lässt sich
sagen: So gut wie alle Marktteilnehmer haben mehr farbige Oberflächen
als je zuvor ins Programm aufgenommen, ob lackiert oder im PVD-Verfahren
umgesetzt. Schwarz, matt oder glänzend, Bronze, Gold-Optik, Rosé-Gold,
Messingfarben – die breite Auswahl gibt dem Planer und Sanitärprofi
allerlei Oberflächen an die Hand, den Geschmack des Kunden zu treffen.
Individualisierung ist nicht umsonst das Motto des breiteren Angebots,
und angesagt ist eine treffende Kombination mit der Stilwelt im Bad des
Kunden. Wobei darauf zu achten ist: Es sollten neben den Waschtisch-
auch die Brausen- und Wannenarmaturen sowie Accessoires in der
Wunschfarbe verfügbar sein. Bei den namhaften Herstellern sind sie das
in der Regel. Nicht zuletzt die Hersteller von Duschrinnen wie z. B.
Dallmer und Tece haben ihre Auswahl entsprechend aufgestockt, damit die
sichtbare Ablauftechnik in der Dusche zur Brausearmatur passt. Farbe
wird zweifellos zum Beratungsthema in der Sanitärbranche.
Wenn vom
ganz individuellen Wohlfühlbad die Rede ist, vom Spa-Erlebnis in der
Dusche (mit Licht und Duft), vom Dusch-WC bis hin zu haptischen
Oberflächen: Da liegt es nahe, auch die Badarmaturen als Teil sinnlicher
Gestaltung zu betrachten. Der rechtwinklige Minimalismus, das auf
wenige Grundformen reduzierte Design, mag allgegenwärtig sein, ist aber
noch lange nicht das Richtige für jeden Kunden. Gerade die Besinnung auf
natürliche Materialien im Wohnen und auf sinnlich nachvollziehbare
Formen und Oberflächen, die man gerne berührt, findet auch Resonanz beim
Baddesign. Für die Armaturen heißt das: Organische Formen sind durchaus
gefragt, hier und da „Soft edge“-Design genannt, und eine reduzierte
Neufassung klassischer Stilelemente ebenso. Der Hersteller Dornbracht
hat mit dem Programm „Vaia“ so etwas wie den geschmeidigen Übergang
zwischen Purismus und Emotionalität geschafft: in den Worten der
Kreativen von Sieger Design „transitional style“. In der Wortschöpfung
steckt schon der Hinweis darauf, dass man sich bei den vorzugsweise als
3-Loch Variante eingesetzten Badarmaturen zwischen zwei Polen bewegt, in
diesem Fall zwischen einer leichten Retro-Anmutung der abgerundeten
Kreuzgriffe, die in glockenförmige Sockelelemente übergehen, und
minimalistischen Rohr-Ausläufen, wie sie von geometrisch klaren
Armaturen vertraut sind.
Für exklusive Kunden
Last but not least bieten
„Luxusarmaturenhersteller“, die zuletzt immer mehr deutsche
Bad-Einzelhändler überzeugen konnten und auch im Großhandel ihre Nische
gefunden haben, Produkte für den exklusiven Kunden. Das ist zum einen
der Hersteller Gessi, der mit „Equilibrio“ einen Waschtischmischer
zeigt, der an zwei Flusskiesel erinnert. Das obere, handschmeichelnde
Element ist die Bedienung, der untere „Kiesel“ der Korpus und Auslass.
Der Mischer ist in Naturstein, in Holz oder – nicht ganz so konsequent –
metallisch glänzend erhältlich. Der französische Hersteller THG bedient
ebenso Bedürfnisse nach Differenzierung und setzt dabei beispielsweise
auf kostbare Materialkombinationen aus Porzellan, Kristall und
Goldoptik. Ein weiterer Hersteller ist schließlich Graff aus den USA,
der hierzulande auf immer mehr Messen mit einer optisch spannenden
Auswahl auftritt: zeitgenössische und klare Linien, die überraschend mit
Zitaten aus der Industriegeschichte kombiniert sind. Das ergibt ein
Spiel aus Retro-Elementen und Moderne: Haptisch reizvolle Bedienelemente
mit Radgriffen wie bei technischen Ventilen sind mit Rohren kombiniert,
auf denen angedeutete Muffen auf traditionelle Verbindungen verweisen.
Damit wird mit anderen Worten die Technik hinter der Wand vorne auf den
Waschtisch zitiert. Der Industrial Style lässt grüßen.
Autor:
Heinz Kaiser, Hamburg
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