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Klare Spielregeln für das Heizungswasser



Klare Spielregeln für das Heizungswasser
 
 
 

2. Dezember 2020

Die neue VDI 2035 „Vermeidung von Schäden in Warmwasser-Heizungsanlagen“ wird in Kürze als Weißdruck erscheinen

Die VDI-Richtlinie 2035 „Vermeidung von Schäden in Warmwasser-Heizungsanlagen“ ist im Markt nie richtig angenommen worden, weil sie viel Raum für Interpretationen ließ und sowohl Hersteller, Fachplaner, Handwerker als auch Betreiber zusätzliche bzw. produktspezifische Maßnahmen zur Vermeidung von Schäden in Warmwasserheizungsanlagen ergreifen mussten. In der überarbeiteten Richtlinie, die kurz vor dem Weißdruck steht, sollen diese Defizite beseitigt worden sein. „Gänzlich neue Anforderungen beschreibt die überarbeitete Richtlinie nicht, aber es gibt sehr viel weniger Grauzonen, die den Beteiligten das Leben bislang schwer gemacht haben“, sagt Dr. Matthias Wagnitz, Referent für Energie- und Wärmetechnik im Zentralverband Sanitär Heizung Klima im Gespräch mit unserer Redaktion. Ein Interview.

IKZ-HAUSTECHNIK: Warum war es notwendig, die VDI 2035 zu überarbeiten? Korrosion und Steinbildung bei Wärmeerzeugern sind doch keine gänzlich neuen Phänomene.

Dr. Matthias Wagnitz: Die bisherige VDI 2035 wird zwar von vielen Heiztechnikherstellern zitiert bzw. referenziert, aber für Planung, Ausführung, Betrieb und Wartung gelten die produktspezifischen Anforderungen in den jeweiligen Herstelleranleitungen. Für die Beteiligten bedeutet dies im Zweifelsfall ein erhöhtes Risiko, weil die weitergehenden Produktanforderungen mit den Richtlinienanforderungen nicht immer synchronisiert waren.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie meinen Sie das?

Dr. Matthias Wagnitz: Die Anforderungen in der bisherigen VDI 2035 hinterließen ganz offensichtlich im Markt Auslegungsspielräume, so zumindest unsere Erfahrungen aus einer jahrelangen Beratungspraxis. Planer, Handwerker und Betreiber glaubten bei Anwendung der VDI 2035, dass mit dem sogenannten „VDI-Wasser“ Schäden in Warmwasserheizungsanlagen vermieden werden. Dieses VDI-Wasser hat es aber nie gegeben. Es gab und gibt auch zukünftig anlagenspezifische Anforderungen. Dabei waren die Beteiligten gezwungen, die speziellen und spezifischen Anforderungen der Produkte zu berücksichtigen, z. B. wie oft die Anforderungen an das Füll- und Ergänzungswasser im Rahmen einer Wartung überprüft werden mussten. Selbst die Art und Weise, wie die Messungen zu erfolgen hatten, war umstritten. Die Richtlinie wurde wohl auch deshalb nicht wirklich vom Markt angenommen.

Aber, um zu Ihrer ursprünglichen Frage zurückzukommen: Durch die Mitarbeit des ZVSHK bei der jetzt zur Veröffentlichung anstehenden Überarbeitung konnten die in der Fachwelt bekannten Problempunkte entschärft werden. Wir können damit im Sinne unserer SHK-Mitgliedsbetriebe viel Unsicherheit aus dem Markt nehmen. In dem Moment, wo es verlässliche Spielregeln für das Heizungswasser gibt, tun sich alle Beteiligten leichter mit der Umsetzung. Wir erwarten im Übrigen jetzt auch von unseren Industriepartnern, dass sie die Richtlinienanforderungen nicht noch im Kleingedruckten verschärfen. Im Rahmen unseres Qualitätszeichens ist diese Anforderung schon angelegt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Die Überarbeitung der VDI 2035 zieht sich von den ersten Arbeiten über den Entwurf bis zum noch ausstehenden Weißdruck über einige Jahre. Warum dauert so etwas so lange?

Dr. Matthias Wagnitz: Wir haben im Richtliniengremium sehr unterschiedliche Interessengruppen. Das ist auch durchaus gewollt. Hersteller verwenden in ihren Produkten unterschiedliche Werkstoffe und Konstruktionen, die mit dem jeweiligen Füllbzw. Ergänzungswasser auskommen müssen. Egal ob Edelstahl, Kupfer, C-Stahl, Aluminiumlegie rung, Messing, Kunststoffrohr – um nur einige zu nennen – das muss alles zusammen funktionieren. Diese Materialien haben aber aus wasserchemischer Sicht eigene Anforderungen, die jeder Hersteller gewürdigt sehen möchte. Dazu kamen die Hinweise der Fachplaner, SHK-Handwerker und Betreiber, dass die eine oder andere Anforderung aus dem Diskussionsprozess bei der Erstellung der Richtlinie nicht leistbar war. Das notwendige gegenseitige Zusammenfinden verlangt von allen Beteiligten, dass jeder bei bestimmten Punkten kompromissbereit ist. Das hat am Ende funktioniert.

IKZ-HAUSTECHNIK: Für die Aufbereitung des Heizungswassers können aktuell unterschiedliche Regelwerke herangezogen werden. Es gibt eine Publikation des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima, es gibt die VDI-Richtlinie 2035 und es gibt die individuellen Hersteller-Vorgaben. Woran sollten sich Planer, Handwerker und Betreiber orientieren, bis das neue Regelwerk, welches ja mehr Sicherheit versprechen soll, erscheint?

Dr. Matthias Wagnitz: Wir haben im Moment leider noch ein Wirrwarr von Anforderungen, die sich im Zweifelsfall widersprechen. Im Moment müssen die Beteiligten alle technischen Dokumentationen der im Gebäude betroffenen Hersteller berücksichtigten und daraus einen gemeinsamen Nenner bilden. Das ist natürlich illusorisch. Wir bekommen erst mit dem Weißdruck der VDI 2035 und der Umsetzung bei den Herstellern Sicherheit. Seitens des ZVSHK sind die Schulungsunterlagen sowie ergänzende Schulungsvideos schon erstellt. Für den Praktiker soll es noch einen kurzen Leitfaden mit Formularvordrucken geben. Unsere Software ZVPLAN nebst App wird gerade aktualisiert. Insbesondere die App wird die Dokumentation, die für einen etwaigen Gewährleistungsfall wichtig ist, deutlich vereinfachen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Können Sie – unabhängig vom aktuellen Stand – einen zumindest kleinen Ausblick geben auf die neue VDI 2035, wo sehen Sie die signifikantesten Veränderungen?

Dr. Matthias Wagnitz: Das Interessante ist, dass die Anforderungen nach der neuen VDI 2035 nicht grundlegend anders aussehen, wenn man denn die alte VDI 2035 richtig gelesen hat. Letzteres war leider häufig nicht der Fall. Mit der neuen Fassung gibt es eindeutige Aussagen, was wann überprüft werden muss. Dabei wurde bei den Messverpflichtungen ein wenig aufgeräumt. Es gibt eine klare Kommunikation von der Planung zur Ausführung, zum Betrieb und zur Wartung.

IKZ-HAUSTECHNIK: Ihr Fazit: Wird es unterm Strich für den SHK-Handwerker einfacher werden, die Vorgaben in Sachen Heizungswasserauftereitung zu erfüllen?

Dr. Matthias Wagnitz: Wenn man bedenkt, dass bisher im Schadensfall bisweilen Anforderungen aus der VDI 2035 konstruiert wurden, von denen keiner wusste, dass sie existieren, dann kann man diese Frage eindeutig bejahen. Zusammen mit dem Regelwerk Heizung (Anmerkung der Red.: gemeint ist das Regelwerk Heizung – Band 1: Planung vom ZVSHK, Download unter bit. ly/HeizungBandI) gibt es eine klare Zuordnung, welche Werte der Planer liefern und was der ausführende Handwerker leisten muss. Auch hier ein klares Ja. Wer sich die überschaubare Mühe macht, sich über die VDI 2035 zu informieren, spart in Zukunft viel Arbeit und Ärger.

IKZ-HAUSTECHNIK: Bleibt die Frage, wann das aus Ihrer Sicht gelungene Regelwerk im Weißdruck erscheinen wird?

Dr. Matthias Wagnitz: Ich rechne mit einer Veröffentlichung Anfang des Jahres 2021.

www.wasserwaermeluft.de

www.zvshk.de

Schulungsvideos zur VDI 2035

Exklusiv für Mitglieder der SHK Organisation hält der Zentralverband Schulungsvideos zur VDI 2035 vor. Kurzlink zu den Videos und weiteren Informationen: www.zvshk.de/vdi2035/


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