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StartseiteWissenNewsWohnraumlüftung nach neuer Norm
27. März 2020
Anforderungen zur Bemessung, Ausführung und Instandhaltung von Wohnungslüftungssystemen nach Neufassung von DIN 1946-6
Zum Jahreswechsel 2019/2020 ist die DIN 1946-6 „Lüftung von Wohnungen – Allgemeine Anforderungen, Anforderungen an die Auslegung, Ausführung, Inbetriebnahme und Übergabe sowie Instandhaltung“ in Neufassung erscheinen. Damit wurde eine umfassende Überarbeitung der Normung im Bereich Wohnungslüftung umgesetzt.
Die DIN 1946-6 hat sich trotz anfänglicher Kritik am Markt mittlerweile etabliert. Nach rund acht Jahren, seit der letzten Fassung, war es an der Zeit, die Norm auf Basis der bisherigen Erfahrungen zu überarbeiten. Das Ziel war keine grundsätzliche Neugestaltung, sondern eine Anpassung an die aktuellen Bau- und Produktentwicklungen. Der Entwurf der Norm ist dann im Januar 2018 erschienen und wurde von der Fachwelt umfangreich kommentiert. Das Ergebnis hatte zur Folge, dass auch die DIN 18017-3 „Lüftung von Bädern und Toilettenräumen ohne Außenfenster – Teil 3: Lüftung mit Ventilatoren“ inhaltlich auf die neuen Randbedingungen angepasst werden musste. Der Erscheinungstermin der Norm ist hier für das 1. Quartal 2020 vorgesehen.
Änderungen in der DIN 1946-6
Die DIN 1946-6 wurde neu strukturiert, sodass nun in den jeweiligen Abschnitten:
alle wesentlichen Aspekte dieser Systeme zusammengefasst sind und der Nutzer der Norm, die wichtigsten Aspekte für sein System zusammen in einem Abschnitt findet.
Anwendungsbereich
Das Regelwerk gilt für die
freie und ventilatorgestützte Lüftung von Wohnungen und ähnlichen
Nutzungseinrichtungen, die überwiegend dem Wohnzweck dienen.
Auslegungsgröße ist der Außenluftvolumenstrom, der in Abhängigkeit der
Fläche oder der Raumnutzung bereitgestellt wird und je nach gewähltem
Lüftungssystem ganz oder teilweise nutzerunabhängig sichergestellt
werden muss (Bild 1).
Beginnend im Teil „Lüftungskonzept“ liefert die
Norm ein einfaches Hilfsmittel, mit dem der rechnerische Nachweis für
den „zum Zwecke der Gesundheit und Beheizung erforderliche
Mindestluftwechsel“ (EnEV §6) im dichten Wohngebäude geliefert werden
kann. Kriterium hierbei ist der Mindestluftwechsel für den
Feuchteschutz, der nutzerunabhängig erbracht werden muss.
An dieser
Stelle wurde von einzelnen Interessensgruppen Kritik geäußert, da man
der Meinung war, dass die Lüftung zum Feuchteschutz von den Nutzern
selbst sichergestellt werden kann und die in der Norm gestellten
Anforderungen zu weitreichend seien. An dieser Stelle ist anzumerken,
dass die DIN 1946-6 nicht gesetzlich verbindlich angewendet werden muss.
Der planerisch Tätige kann im Rahmen seiner Verantwortung auch andere
Verfahren zum Nachweis der Anforderungen aus § 6 der EnEV
(Energieeinsparverordnung) wählen. So gibt es EN Normen oder auch
Simulationstools, die einen entsprechenden Nachweis liefern können.
Der
Normenausschuss war und ist der Meinung, dass die alleinige Behauptung,
dass der Luftwechsel über manuelles Fensteröffnen sichergestellt
werden kann, nicht ausreichend für den Nachweis einer funktionierenden
Wohneinheit ist [1]. Dies gilt insbesondere im vermieteten Bereich, in
dem der Nutzer eventuell weniger Verantwortung gegenüber der Wohnung
zeigt.
In Abhängigkeit der infolge des Lüftungskonzeptes ausgewählten
Lüftungssysteme muss dann der Anteil der Lüftung nutzerunabhängig
erbracht werden. Bild 2 verdeutlicht diese Zusammenhänge. Ziel ist immer
die Auslegung nach Außenluftvolumenstrom zur Sicherstellung einer
ausreichenden/guten Raumluftqualität. So ergeben sich folgende
Anforderungen:
Im Folgenden werden ausgewählte Neuerung bei ventilatorgestützten Lüftungssystemen vorgestellt.
Hygienische Anforderungen
In Zusammenarbeit mit
dem VDI wurde nun erstmalig sichergestellt, dass die hygienischen
Anforderungen an Wohnungslüftungssysteme
widerspruchsfrei zwischen
DIN 1946-6 und VDI-Richtlinie 6022 geregelt sind. Grundsätzlich werden
in der DIN 1946-6 die Hygieneanforderungen (H) empfohlen und damit sind
die planerischen, baulichen und betrieblichen Anforderungen gleich bzw.
verweist die VDI 6022 auf die DIN 1946-6. Tritt jedoch in
Wohnungslüftungsanlagen ein begründeter Verdacht auf mikrobiologische
Hygienemängel auf, dann wird umgekehrt in der DIN 1946-6 auf die
Verfahren der VDI-Richtlinie 6022 verwiesen.
Filterung und Außenluftqualität
Die Filterung der
Außenluft wurde auf das aktuelle Klassifizierungssystem nach DIN EN ISO
16890 umgestellt (Tabelle 1). Diese Verfahrensweise erlaubt eine
zielgerichtete Auslegung von Filtern nach der gewünschten
Zuluftqualität. Damit nicht jeder Einzelfall individuell ausgelegt
werden muss, wurden Vorgaben für die Filterklassen gemacht. Darüber
hinaus können nach Norm aber auch Anlagen vorgesehen werden, die die
bauaufsichtlichen (hygienischen) Mindestanforderungen an
Wohnungslüftungsanlagen erfüllen (Anlagen mit Grundanforderung oder
Systeme, bei denen eine Filterung nicht praxistauglich umgesetzt werden
kann).
Wärmedämmung von Luftleitungen
Zum Schutz vor
Wärmeverlusten muss gemäß der EnEV die Wärmedämmung vielfältige
Randbedingungen erfüllen. So ist u. a. der Platzbedarf bei der Sanierung
zu berücksichtigen und das Verfahren sollte in der Umsetzung leicht
umsetzbar sein. Aus diesem Grund gibt es drei Optionen, die individuell
gewählt werden können (Tabelle 2).
Eine Bewertung der Energieverluste
ist im Regelwerk nicht enthalten. Diese ist je nach Ausführung mit den
energetischen Bewertungsverfahren nach EnEV bzw. dem GEG
(Gebäude-Energie-Gesetz) durchzuführen.
Anordnung der Außenund Fortluftdurchlässe
Vielfach
gab es Diskussionen über die bisherigen Festlegungen zur Vermeidung von
Kurzschlussströmungen und Ansaugung von Fremdstoffen. Die Festlegungen
in der aktuellen Norm erfolgten in Analogie mit der schweizerischen
Norm. So ist zu beachten, dass
Eine Fortluftabführung an der Fassade ist zulässig, wenn:
Ebenso sind die Abstände nach Bild 3 einzuhalten, wenn ein individueller Nachweis der gegenseitigen Beeinflussung nicht gegeben werden kann.
„Forum für Wohnungslüftung“ erstmals auf der SHK Essen
Das
„Forum für Wohnungslüftung“ findet erstmals auf der SHK Essen statt. In
Halle 2 bietet es Besuchern neben einem Auszug an Informationen über
die am Markt befindlichen Technologien ein täglich stattfindendes
Vortragsprogramm (von 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr). Die Themen befassen sich
u. a. mit den Marktpotenzialen von Wohnungslüftungssystemen, mit
rechtlichen und normativen Herausforderungen, sowie
Installationsbeispielen aus der Praxis für Neu- und Altbau. Im Anschluss
stehen die Experten den Besuchern für Fragen zur Verfügung.
Veranstaltet wird das Forum gemeinsam vom Bundesverband der Deutschen
Heizungsindustrie BDH, dem Fachverband Gebäude-Klima FGK und dem
Fachverband SHK NRW.
Literatur:
[1] FGK-STATUS-REPORT 30: Richtiges Lüften in Haus
und Wohnung; Beschreibung technischer Maßnahmen, die auch bei dichter
Gebäude-Bauweise einen ausreichenden Luftwechsel gewährleisten (in
Zusammenarbeit mit RA Joachim Garbe-Emden, Schlawien-Naab-Partnerschaft)
Autor: Claus Händel, Fachverband Gebäude-Klima
Bilder: Fachverband Gebäude-Klima
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