Lieber Gast, um alle Inhalte sehen zu können, müssen Sie angemeldet sein! Jetzt registrieren oder einloggen.
StartseiteThemenHeizungstechnikNeue Symbiosen
2. Juli 2025
In unserem Trend-Beitrag zum Thema Pellets zeigt sich, dass das Thema Hybrid bereits in der Gegenwart und weiter in Zukunft an Fahrt gewinnen wird. In unserer Marktübersicht nehmen wir nun konkret die Hybridkombination aus Pellet- und Wärmepumpenzentralheizung für den Ein- und Zweifamilienhausbereich unter die Lupe. Wir stellten zur Teilnahme die Bedingung, dass ein Anbieter beide Systeme im Programm haben muss. Das ist zwar eingrenzend. Aber auch ein Ergebnis daraus ist: Die Zahl derer, die das machen, nimmt zu.
Vorab gesagt muss gesagt werden: Unsere Rahmenbedingungen bedeuten nicht, dass die Pelletkessel von Anbietern, die dieses Mal nicht teilgenommen haben, nicht mit Wärmepumpenzentralheizungen kombiniert werden können. Regelungstechnisch ist das machbar. Allerdings stellt sich die Frage, ob die Systeme dann so gut miteinander harmonieren wie ein Komplettpaket aus einer Hand und einem Guss.
Es gibt allerdings auch Hersteller, die grundsätzlich abgewunken haben mit dem Hinweis: Ein solches System sei in der Größenordnung Einfamilienhaus/Zweifamilienhaus nicht wirtschaftlich darstellbar. Das machte es einmal mehr umso interessanter zu erfahren, wie die darüber denken, die teilnahmen und welchen Benefit sie im Gegenzug versprechen.
Was für die Kombination spricht
Was spricht also für die Kombination aus zwei Zentralheizungen Holzpellets und Wärmepumpe? Alle Teilnehmer in der Marktübersicht bieten zur Pelletfeuerung eine Luft-Wasser-Wärmepumpe an. Wenn man die Rückmeldungen auf diese Frage sichtet, dann schält sich folgendes Ergebnis heraus bzw. folgende Pro-Argumentation: Der Kunde erhält ein komplett regeneratives Hybridsystem, das erstens Betriebssicherheit schafft (z. B. Strom-/Brennstoffkosten) und außerdem sich gegenseitig optimal ergänzt: Während die Wärmepumpe vorzugsweise im Sommer und in den Übergangszeiten voll arbeitet, springt die Pelletfeuerung dann als Master ein, wenn die Außentemperatur in den Keller geht (z. B. 0 °C) und Luft-Wasser-Wärmepumpen dann nicht mehr so effizient arbeiten.
Die neuralgischen Punkte hinsichtlich der Effizienz von Luft-Wasser-Wärmepumpen sind, auch wenn Hersteller sich hier immer weiter verbessern, sinkende Außentemperaturen und hohe Vorlauftemperaturen im Heizungssystem. Das zeigt auch unsere Übersicht im Bereich SCOP, zu dem wir parallel die Vorlauftemperatur abgefragt haben, bei der dieser ermittelt wurde. Der SCOP ist besser bei niedrigerem Vorlauf. Der SCOP gibt die Effizienz einer Wärmepumpe an. Es handelt sich um einen im Labor ermittelten Wert, ist also kein Ersatz für eine gemessene Jahresarbeitszahl (JAZ). Aber der SCOP ist realistischer als der COP.
Der Unterschied von SCOP (Seasonal COP) zum COP (Coefficient of Performance) ist, dass die Labor-Messung nicht nur bei einer Temperatur stattfindet, sondern bei vier unterschiedlichen Werten. Insofern sind SCOP-Werte höher zu bewerten als die COP-Werte, die zwar auch auf dem Prüfstand ermittelt werden, allerdings nicht nur die Effizienz bei einem Prüfpunkt angeben.
Die Wärmepumpen in der Übersicht sind als Monoblock ausgeführt. Das bedeutet, dass sie nur einen Aufstellplatz im Freien benötigen. Umgekehrt bedeutet der Betrieb einer Wärmepumpe und der Pelletfeuerung, dass der Pelletlagerraum kleiner ausfallen kann, da weniger Brennstoff im Jahr benötigt wird.
Einordnung Kältemittel
Hinsichtlich der verwendeten Kältemittel sind alle präsentierten Wärmepumpen mit der neuen F-Gase-Verordnung, die im März vergangenen Jahres in Kraft trat, konform. Zwar sind die GWP-Werte von R452B und R32 deutlich höher als der von Propan, doch andere Eigenschaften der Kältemittel spielen in der Praxis auch eine Rolle, z. B. ihre Entflammbarkeit.
Betriebsweise und Zusammenspiel
Je nach Anforderung der Betriebsweise (bivalent alternativ oder parallel) und den Wünschen des Kunden (z. B. Kühlung durch die Wärmepumpe im Sommer) muss die gesamte Lösung in sich stimmig sein. Der führende Wärmeerzeuger ist die Wärmepumpe. Wann jeweils umgeschaltet wird, lässt sich individuell festlegen, anhand eines vorgegebenen Schwellenwertes der Außentemperatur (Bivalenzpunkt), aber auch über angeforderte Systemtemperaturen oder ökonomische Gesichtspunkte (Kosten für die kWh Strom oder Pellets). Selbst der Füllstand des Pelletlagers könnte z. B. ein Grund sein, die Betriebsweise zu wechseln. Das Thema Eigenstromnutzung wird Hausbesitzern immer wichtiger. Alle in der Übersicht aufgeführten Wärmepumpen sind Photovoltaik-kompatibel. Wenn eine PV-Anlage auf dem Dach vorhanden ist, kann der Strom auch zum Betrieb der Wärmepumpe (mit)genutzt werden. Eine andere Möglichkeit ist, „überschüssigen“ PV-Strom im Pufferspeicher als Wärme zu parken. Die Regelungs- und Energiemanagementsysteme sind so ausgeklügelt, dass z. B. der Start des Pelletkessels verschoben werden kann, wenn man zunächst die bestmögliche Nutzung des Eigenstroms priorisiert.
Knackpunkt Kosten
Vieles ist machbar, aber das hat auch seinen Preis. Der Haken an der Sache ist, dass ein solches Hybridsystem doch recht teuer ist im Vergleich zu den möglichen Alternativen. Das geben auch die Anbieter unumwunden zu. Allerdings ist festzuhalten, dass beide Anlagenteile (Wärmepumpe und Pellets) aktuell noch (Stand ist Ende Mai 2025) über die Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM), die mittlerweile bei der KfW angesiedelt ist, gleichermaßen gefördert werden. Bei der Kombination mehrerer förderfähiger Heizungstechniken werden die förderfähigen Kosten bis zum Förderhöchstbetrag für die Bestimmung des Zuschussbetrages angesetzt. Der Förderhöchstbetrag für ein EFH (Gebäude mit einer Wohneinheit) beträgt 30 000 Euro. Der Förderhöchstbetrag für ein Gebäude mit zwei Wohneinheiten beträgt 45 000 Euro. Wieviel unterm Strich an Fördergeld absolut erhalten werden und maximal ausgeschöpft werden kann, hängt davon ab, ob und welche Boni zur Grundförderung (i. H. v. 30 %) noch möglich sind. Am Ende ist es ein Rechenexempel, das konkret durchexerziert werden muss, mit verschiedenen weiteren Faktoren, z. B. dass ein vorhandenes Wärmeverteilsystem weiter genutzt werden könnte. Wie sich die Heizungsförderung nach BEG unter der aktuellen Bundesregierung entwickeln wird, muss man sehen.
Einschätzungen zur Marktentwicklung
Alle teilnehmenden Anbieter stimmen darin überein, dass es sich bei dieser Hybridkonstellation derzeit um eine Marktnische handelt und dass die Marktentwicklung erst am Anfang steht. Allerdings sprechen verschiedene Aspekte dafür. Dazu zählt im Rahmen der Frage für viele, die sich mit dem Gedanken an eine Wärmepumpe tragen, wie sich die Strompreise weiterentwickeln werden. Hier verspricht ein solches System mehr Flexibilität.
Autor: Dittmar Koop
Anmerkung der Redaktion: Weitere Artikel zum Thema finden Sie in unserem IKZ-Sonderheft „Heizungstechnik 2025“. Es kann als gedrucktes Magazin zu einem Preis von 17,00 Euro (inklusive 7% MwSt. und Versand) per E-Mail an leserservice@strobelmediagroup.de bestellt werden. Als E-Paper gibt es das Sonderheft zu einem Preis von 11,99 Euro; für PREMIUM- und COMPLETE-Mitglieder ist es kostenfrei abrufbar.
Verwandte Artikel
Ursachen niedriger Jahresarbeitszahlen 15. April 2024
Feine Auswahl 25. November 2021
Unnötige Reserven vermeiden 5. März 2025
Modernisieren mit Wärmepumpen 21. Oktober 2020
Wenn der Kunde fragt – Teil 2 4. Juni 2021
Wärmepumpen: Betriebskosten in Mehrfamilienhäusern gerecht verteilen 28. November 2023
Hybridversorgung über private Nahwärme 30. September 2022
Zukunftsfähige Energiekonzepte für Strom und Wärme 4. März 2025
Eine Wärmepumpe für jedes Haus! 14. Oktober 2022
PVT-Wärmepumpen-Heizungen bestehen Realbetrieb 14. August 2024
Ausgewählte Inhalte
Leistungsgarantie
Datensicherheit