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StartseiteWissenReportagenKeine Gewinnmaximierung um jeden Preis
SHK-Familienunternehmen Goldhammer feiert 100. Geburtstag. Nicht Wachstum ist das vorrangige Ziel, sondern weiterhin zufriedene Kunden und Mitarbeiter
100 Jahre alte Handwerksbetriebe sind selten. Goldhammer in Wadersloh (NRW) feiert 2019 diesen runden Geburtstag. Uwe und Achim Goldhammer sind die Geschäftsführer des Familienunternehmens mit 17 Mitarbeitern. Weil die Auftragsbücher voll sind, könnten sie noch ein bis zwei Fachhandwerker mehr einstellen, erzählen die Firmenchefs im Gespräch mit der IKZ.
Es ist ein kalter Wintermorgen in der 12 000-Einwohner-Gemeinde
Wadersloh. Die Temperatur klettert kaum in den Plusbereich, ein böiger
Ostwind lässt die Fahnen am Rande des Industriegebiets „Centraliapark“
flattern. Viel Bewegung herrscht auch in jenem Gebäude, das auf 2000 m2
erweitert und 2012 bezogen worden ist. Die Aufschrift Goldhammer
flankiert den Komplex, dazu die Worte Heizung, Sanitär,
Alternativenergien. Drinnen ist es mollig warm. Auch ohne Heizung
würden die Goldhammers – Vater Uwe und Sohn Achim – schnell auf
Betriebstemperatur kommen. Denn das Telefon steht nicht still.
Entschuldigend
müssen Uwe und Achim Goldhammer einige Male unser Gespräch
unterbrechen. Kein Problem: Wir sind zu Gast, die Kunden gehen vor. Dass
die Geschäfte gut laufen, daraus machen die Firmeninhaber keinen Hehl.
Auftraggeber, in der Mehrzahl Privatkunden, müssen sich abseits von
Notfällen bei umfangreichen Arbeiten auf drei bis vier Wochen
Vorlaufzeit einstellen. Die Gewerke Heizung und Sanitär halten sich bei
den Goldhammers die Waage, die Altbausanierung bildet das Kerngeschäft.
Allerdings steigt der Anteil von Neubauten in letzter Zeit. „Die
Geiz-ist-geil-Mentalität ist vorbei. Kunden legen mehr Wert auf Qualität
und Ortsansässigkeit. Die Bereitschaft zu Investitionen wächst“, sagt
Achim Goldhammer.
Das Gute bewahren
Angesichts der großen Nachfrage
könnten die Goldhammers in zusätzliche Fachhandwerker investieren, doch
auch sie bemerken den sich ausbreitenden Mangel an Facharbeitern. Im
Übrigen gehört es bei Goldhammers zur bewährten Firmenpolitik, dass
Personalaufstockungen verantwortlich betrieben werden. „Wir halten
nichts von Mitarbeiter-Einstellungen und -Entlassungen je nach
Auftragslage. Wir stehen auch magere Zeiten gemeinsam durch“, sagen sie
unisono und ergänzen: „Wachsen ist schön und gut, aber wir möchten das
jetzige Paket aus zufriedenen Kunden und Mitarbeitern bewahren.“ Eine
jährliche Gewinnmaximierung, wie oftmals in der Industrie anvisiert
werde, streben Vater und Sohn nicht an. „Wir können mit dem zufrieden
sein, was wir haben. Denn wer müsste den Wachstumsgedanken schultern?
Das ginge auf Kosten der Mitarbeiter, auf Kosten der Arbeitsstunden,
womöglich auf Kosten des Betriebsklimas.“ Ein Risiko, das die
Goldhammers nicht eingehen möchten, denn: „Das sehr gute Betriebsklima
ist unser Pfund.“
Faire Arbeitszeiten, faire Entlohnung
Inwiefern?
Achim und Uwe Goldhammer berichten, wie sich die familiäre
Arbeitsatmosphäre positiv auf das tägliche Miteinander auswirkt. „Wie
man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Mit dieser Einstellung
sind wir bis heute gut gefahren“, resümiert Uwe Goldhammer. Faire
Arbeitszeiten und faire Entlohnung sprechen sich herum. Das hilft dem
Betrieb auch bei der Akquirierung von Auszubildenden. Aktuell sind es
fünf an der Zahl, die den Handwerksberuf lernen. Recht viel für einen
kleinen Betrieb in einem kleinen Ort, oder? „Wir hatten immer zwischen
zwei und drei Azubis“, berichtet Uwe Goldhammer. „Nicht, weil zahlreiche
Bewerbungen hereinflattern, sondern über persönliche Kontakte. Wir
werden beispielsweise von Eltern und Kunden angesprochen, ob ihre Söhne
nicht bei uns eine Ausbildung beginnen können.“ Ein mehrwöchiges
Praktikum sei hierfür Voraussetzung. „Schließlich müssen die jungen
Menschen den Betrieb kennenlernen und wir natürlich auch die jungen
Menschen.“ Motivierte Auszubildende hätten sehr gute Übernahmechancen.
Die
jungen Leute stehen dem Thema Digitalisierung generell aufgeschlossen
gegenüber. Die Umstellung auf digitale Prozesse wollen die
Geschäftsführer aus Wadersloh jedoch langsam angehen. Achim Goldhammer:
„Das ist ein steiniger Weg.“ Noch werde mit klassischen Auftragszetteln
gearbeitet. Zumindest die Zeiterfassung soll mittelfristig aber digital
erfolgen.
Gelebte Kollegialität mit Wettbewerbern
100 Jahre
Goldhammer – da wird in diesem Jahr auch der eine oder andere
Wettbewerber am Markt gratulieren. Vielleicht sogar mitfeiern. Denn der
Umgang mit anderen Handwerksbetrieben in der Region sei ausgesprochen
unkompliziert, berichtet Achim Goldhammer: „Das ist mehr ein Mit- als
ein Gegeneinander – geprägt von gegenseitigem Respekt bis hin zu
gelebter Kollegialität.“ Beispiel? Wenn es um Maschinen oder Lagerware
gehe, helfen die Goldhammers einem anderen, ähnlich großen SHK-Betrieb
aus – und umgekehrt. „Da gibt es kein Hauen und Stechen. Warum sollten
wir uns auch gegenseitig das Leben schwer machen?“ Ein gutes
Schlusswort, zumal das Telefon dann wieder klingelt. Der nächste Auftrag
winkt.
Daten und Fakten
Geschichte: Die
Firmenchronik des Familienunternehmens Goldhammer reicht bis ins Jahr
1919 zurück. In diesem Jahr legte Hero Goldhammer, der Großvater bzw.
Ur-Großvater der heutigen Geschäftsführer Uwe und Achim Goldhammer, den
Grundstein einer jahrzehntelangen erfolgreichen Geschäftstätigkeit. 1980
übernahm Uwe Goldhammer, Enkel des Firmengründers, die Verantwortung
für den Betrieb. Sein Sohn Achim Goldhammer ist seit 2010 in der
Geschäftsführung.
Kerngeschäft: Sanitär, Heizung, Klima & Lüftung, Erneuerbare Energien.
Mitarbeiter: 17, davon sieben Gesellen und fünf Auszubildende.
Besonderheit: Der 100. Firmengeburtstag wird am Samstag, 18. Mai, mit einem offiziellen Empfang gefeiert. Einen Tag später, am 19. Mai, veranstaltet Goldhammer einen Tag der offenen Tür. Dieser ist eingebettet in eine vom Gewerbeverein organisierte Fahrrad-Dorfrallye im Ort mit attraktiven Gewinnen.
Über den Betrieb Goldhammer berichten Alexander Bange und Markus Münzfeld.
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