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„Bürokratie ist nicht unser Job“



„Bürokratie ist nicht unser Job“
 
 
 
 

Aus einem einstigen reinen Heizölhandel ist mit Klein Bäder- und Heizungsbau ein erfolgreiches mittelständisches Unternehmen gewachsen

Wer von Hemer aus eine Autobahn in Richtung Ruhrgebiet oder Sauerland ansteuert, kommt am Gebäude der Klein Bäder und Wärme GmbH vorbei. Gleiches gilt für Ortsansässige oder Touristen, die aus der 38 000-Einwohner-Stadt in Nordrhein-Westfalen zu einem beliebten Ausflugsziel, dem Sorpesee, fahren. Geschäftsführer Martin Klein spricht daher von einem „genialen Standort“. Ein Grund, warum sich der klassische Mittelständler in der Region etabliert hat.

Als Glücksgriff erweist sich nicht nur der zentral gelegene Firmensitz. Rückblickend sind es auch kluge Entscheidungen, die Martin Klein mit seiner Familie zum richtigen Zeitpunkt getroffen hat. Dazu zählt der Wandel der Unternehmensphilosophie. Vor 50 Jahren (1968) als reiner Heizölhandel gestartet, entwickelte sich die Firma mehr und mehr zum Handwerksbetrieb – Mitte der 80er-Jahre zunächst mit Heizungssanierungen und in den 90ern mit dem Einbau von Bädern. „Ein Geschäftsfeld, das von 0 auf 100 durchgestartet ist“, erzählt Klein und ergänzt: „Bäder sind meine Leidenschaft.“
Sie bilden bis heute, neben Kesseltausch und Kesselwartung, das Kerngeschäft des Unternehmens. Bis zu 40 Komplettbäder mit Garantieleistung über alle Gewerke hinweg sowie etwa 20 neue Heizkessel bauen die angestellten Monteure im Jahr ein. Bei jeder Heizungsanlage wird ein hydraulischer Abgleich durchgeführt. Der Einkauf erfolgt online bei zwei bis drei Großhändlern – bei Kesseln zu 100 % über den zweistufigen Vertriebsweg. Über eine externe Energieberaterin wird zudem eine Fördermittelanfrage angeboten. Insgesamt, berichtet Klein, ist die Auftragslage gut. Die Vorlaufzeit beträgt ca. acht Wochen.

Kreative und zweckmäßige Einrichtung
Wer als Kunde die Geschäftsräume von Martin und Cornelia Klein aufsucht, der kauft keine Armatur, sondern wünscht in der Regel ein Komplettbad oder tendiert zum Zweit-Bad. Ihn erwartet eine knackige Beratung. „Kein Angebot geht bei uns unpersönlich schriftlich oder per E-Mail raus“, berichtet Martin Klein – der direkte Kundenkontakt genießt auch im digitalen Zeitalter hohe Wertschätzung. Im Erstgespräch werden die Weichen gestellt. Darin informiert Klein z. B. über fugenlose Fliesen, Lackspanndecken oder LED-Beleuchtungstechniken. „Badezimmer sind eine kreative und zweckmäßige Einrichtung zugleich“, sagt er. Signalisiert der Kunde Interesse, folgen das Aufmaß, eine dreidimensionale Planung und schließlich das Angebot. Entscheidet sich der Kunde für ein neues Bad, erstellt der Geschäftsinhaber die Ablaufpläne der Gewerke-Partner. In der Regel vergehen vom ersten „Spatenstich“ bis zum fertigen Komplettbad etwa drei Wochen. In denen verschafft sich Klein nahezu täglich einen Überblick auf der Baustelle – unabhängig davon, ob es sich um die Arbeit der eigenen Fachkräfte oder die der Gewerke-Partner handelt. Zeit, die sich auszahlt. Klein: „Unsere Kunden sind sehr zufrieden.“
Nicht nur sie. Auch die zehn Mitarbeiter fühlen sich wohl, versichert der Zentralheizungsbaumeister sowie Gas- und Wasserinstallateur-Meister. Ihnen werden Qualifizierungsmaßnahmen und Schulungen ebenso wie Werksbesichtigungen oder Betriebsfahrten geboten. Der Chef hat die Angestellten zum 50-jährigen Firmenjubiläum für ein Wochenende auf die spanische Ferieninsel Mallorca eingeladen. Ein Indiz der guten innerbetrieblichen Stimmung seien auch die monatlichen Grillevents, die schon mal bis weit nach Feierabend dauern könnten. Und an denen ein türkischer Umschüler teilnimmt, der in seinem Heimatland Informatik studiert hat. Von ihm sind die Kleins begeistert: „Er ist der bes­te Azubi, den wir je hatten.“ Im August ist – nach langer Suche – ein zweiter Auszubildender dazu gestoßen.

„Handwerk hat keine Lobby“
Nachwuchs zu finden ist auch im Norden des Sauerlandes schwer, berichtet Cornelia Klein. Kaum einer möchte noch den SHK-Beruf erlernen. Warum? „Das Handwerk hat keine Lobby und kämpft mit einem Imageproblem.“ Die Gründe seien vielfältig. Im Kindergarten werde weniger „gewerkelt“ und in der Schule oftmals nicht vermittelt, dass Weiterbildungen zum Betriebswirt oder Meister möglich sind – selbst die spätere Leitung eines Betriebes. Und – so das subjektive Empfinden – auch im Elternhaus würden Kindern immer seltener Schraubenzieher und Hammer in die Hand gedrückt.
Nicht nur die Suche nach Fachkräften bereitet den Kleins Sorgen, sondern allen voran die Bürokratielast. Die Dokumentationspflicht sprenge mittlerweile sinnvolle Grenzen, dazu komme das komplizierte technische Regelwerk mit einer hohen Anzahl an Vorschriften. „Die ganze Bürokratie ist kaum noch händelbar. Der mit ihr einhergehende Zeitaufwand überschreitet jedes vernünftige Maß“, sagt Cornelia Klein. Mit der Meinung stehen sie und ihr Mann nicht alleine da. Das Ehepaar tauscht sich regelmäßig in einem „Erfa“-Kreis mit Gleichgesinnten der SHK-Branche aus und bekommt oft zu hören, dass bürokratische Hürden unternehmerisches Handeln ausbremsen. Eine Entwicklung, die die Exis­tenz kleinerer Betriebe bedrohe. Für Cornelia Klein ein Ärgernis: „Bürokratie ist nicht unser Job“, sagt sie. „Wir sind hier, um Kunden zufrieden zu stellen, um Arbeitsplätze zu erhalten und zu schaffen. Und natürlich, um als Unternehmen Geld zu verdienen.“ In diesem Zusammenhang, so die Rückmeldungen u. a. aus dem „Erfa“-Kreis, wünschen sich Betriebe mehr Unterstützung seitens der Innungen oder Kreishandwerkerschaften.

Digitale Instrumente, wo sie Sinn machen
Zeit nimmt nicht nur die zunehmende Bürokratie, sondern auch die Digitalisierung in Anspruch. Die Kleins setzen in ihrem Familienbetrieb digitale Instrumente dort ein, wo sie ihrer Meinung nach Sinn machen: bei der 3D-Badplanung z. B. oder dem hydraulischen Abgleich über eine Software. Alle Mitarbeiter sind mit Smartphones ausgestattet, bekommen den klassischen Reparaturzettel aber noch über die EDV ausgedruckt. Ob Tablets einmal das Allheilmittel sein werden und eine Arbeitserleichterung bedeuten, daran zweifeln Martin und Cornelia Klein heute. Beim Kunden sei der Aufwand mit Tablets manchmal sogar größer als über den analogen Weg, so ihre Erfahrung aus Fachgesprächen. Mit der „Light“-Version des digitalen Wandels haben sie ihren unternehmerischen Weg gefunden.
Martin und Cornelia Klein stehen in ihrer eleganten Badausstellung und sagen: „Wir kämpfen jeden Tag, um ein Stück weit besser zu werden.“ Fernab vom Alltag und vorhandenen Zwängen ein schönes Leitmotiv.

Bilder: IKZ
www.klein-baeder.de


Daten und Fakten

  • Geschichte: Das Unternehmen wurde 1968 als Heizölhandel gegründet und feiert 2018 sein 50-jähriges Bestehen. Martin Klein, Zentralheizungsbaumeister sowie Gas- und Wasserinstallateur-Meister, vergrößerte in den 80er- und 90er-Jahren den elterlichen Betrieb um die Bereiche Heizungs- und Bäderbau. 2004 entstand das Bürogebäude mit Badstudio.
  • Kerngeschäft: Heizungs- und Bäderbau.
  • Mitarbeiter: Zehn, davon fünf Monteure und ein Ölverkäufer.
  • Besonderheit: Seit mehreren Jahren trägt Klein-Bäder den Namenszusatz „Das Bäderhaus“ mit vier silbernen Sternen. Zudem trägt der Betrieb den Titel „1a-Fachhandwerker“. Geschäftsführer Martin Klein ist seit 2008 zertifizierter Bad- und Wohnberater.

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