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StartseiteWissenNews„Unsere Erfahrungen sind positiv“
9. April 2019
Interview mit Rainer Körner, 2. Vorsitzender des Sonnenhaus-Institut e.V.
2014 vollzog das Sonnenhaus-Institut eine Paradigmenwende: Statt nur
auf Solarthermie zu setzen wie bisher, können wahlweise auch
Photovoltaik-(PV)-Anlagen in Kombination mit Wärmepumpen einbezogen
werden. Im Interview spricht Rainer Körner, 2. Vorsitzender des
Sonnenhaus-Institut e.V., über Sonnenhäuser mit PV-Wärmepumpen-System
für Wärme, Strom und Elektromobilität und was zu beachten ist, wenn
wirklich Solarstrom genutzt werden soll.
IKZ-Energy: Heizen
mit Strom wird wieder populär über Wärmepumpen, weil überschüssiger
Solar- und Windstrom sinnvoll verwendet werden soll. Hält die Lösung,
was sie verspricht?
Rainer Körner: In den meisten
Fällen noch nicht. Wärmepumpen sind in den vergangenen Jahren
leistungsfähiger geworden. Außerdem lassen sich mit ihnen relativ leicht
die Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EneV) und kostengünstig die
KfW-Förderrichtlinien erfüllen. Dies hat dazu geführt, dass Wärmepumpen
immer beliebter wurden und in vielen Gebäuden zum Einsatz kommen. Auch
die Solarstrom-Module sind in den vergangenen Jahren leistungsfähiger
geworden und die Preise sind gefallen.
IKZ-Energy: Warum ist es interessant, überhaupt eine Wärmepumpe mit PV zu kombinieren?
Rainer Körner:
Interessant wurde die Kombination PV-Anlage und Wärmepumpe seit 2012.
Vorher war die Einspeisevergütung für Solarstrom noch so hoch, dass es
nicht wirtschaftlich war, den eigenen Strom selbst zu verbrauchen. Die
beiden Technikteile Wärmepumpe und PV-Anlage haben in den vergangenen
Jahren eine starke Effizienzverbesserung verbuchen können. Das macht es
interessant, diese Komponenten zu kombinieren. Da in den Haushalten die
meiste Energie für Heizung und Warmwasser verbraucht wird liegt es nahe,
eine Wärmepumpe in Verbindung mit der eigenen Solarstromanlage zu
nutzen. Es ist eine gute Möglichkeit, seinen Eigenverbrauch an
Solarstrom zu erhöhen und dadurch seine Nebenkosten zu senken.
IKZ-Energy: Auch Sonnenhäuser werden heute schon mit PV-Anlage und Wärmepumpe gebaut. Was ist das Besondere daran?
Rainer Körner:
Wir vom Sonnenhaus-Institut haben schon vor über fünf Jahren
praxistaugliche PV-Wärmepumpen-Systeme mit hohen solaren
Deckungsanteilen, also über 50 %, entwickelt und eingebaut.
IKZ-Energy: Wie lässt sich der Wert einordnen?
Rainer Körner:
50 % ist schon eine ganz sportliche Zahl, da im Winter die Sonne tief
steht, es weniger Sonnenstunden gibt und so in diesen Monaten weniger
Sonnenenergie eingefangen werden kann. Hervorzuheben ist auch, dass das
Sonnenhaus als einziges Hausbausystem für den Nutzer von Anfang an die
späteren Verbrauchskosten offenlegt. Durch eine Simulation, in die
örtliche Wetterdaten mit einfließen, wird errechnet, wie hoch der solare
Deckungsgrad ist und wie viel kW Energie dann eventuell noch zugeheizt
werden muss.
IKZ-Energy: Lässt sich der Wert belegen?
Rainer Körner: Die
Erfahrungen von mehreren Wintern sind schon da. Das Erfreuliche daran
ist, dass die Erfahrungen allesamt positiv sind. Hier hat sich natürlich
die jahrzehntelange Erfahrung mit einer effizienten Wärmeverteilung und
der Wärmespeicherung der thermischen Sonnenhäuser positiv ausgewirkt.
Auch im kürzlich abgeschlossenen Forschungsprojekt SolSys vom
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) wurden die
Ergebnisse bestätigt.
IKZ-Energy: Wie sieht die technische Lösung dafür aus? Und welche Rolle spielt der Wärmespeicher darin?
Rainer Körner:
Herkömmliche Wärmepumpensystemye werden nach dem Heizenergiebedarf
ausgelegt und haben so gar nicht die Möglichkeit, überschüssige Energie
in Wärme umzuwandeln. Die Wärmepumpen bei unseren
Wärmepumpen-Sonnenhaus-Systemen werden daher größer dimensioniert. Und
ganz wichtig: Sie werden solarstromgeregelt eingesetzt und können daher,
ähnlich wie ein thermischer Solarkollektor, fast ausschließlich mit
eigener Solarenergie betrieben werden.
Des Weiteren muss ein
Energie-Management-System eingesetzt werden, mit dem die Energieströme
für Haushaltsstrom, Heizenergie und Elektromobilität gesteuert, geregelt
und verteilt werden können.
IKZ-Energy: Gibt es noch weitere Details?
Rainer Körner: Ein
weiteres Augenmerk ist das Wärmeverteilsystem, das die Heizenergie im
Haus effizient auf die Heizkreise verteilt und überschüssige Energie
optimiert in den Speicher schichtet. Da eine Wärmepumpe nur einen
geringen Temperaturhub hat, muss viel Heizungswasser mit einer hohen
Durchflussgeschwindigkeit gepumpt werden, was eine schichtenweise
Speicherung nicht einfach macht. Hierfür sind spezielle Wärmespeicher
und ein effizientes Verteilsystem notwendig.
Da es auf dem Markt
keine passende Lösung dafür gab, haben Mitglieder des
Sonnenhaus-Instituts selbst eine übergeordnete Regelung für die
Energieerzeugung, -verteilung und -speicherung entwickelt. Sie vereint
alle beschriebenen Eigenschaften in einem Produkt. Dieser
„Creativ-Manager“ kommt schon seit mehreren Jahren in Sonnenhäusern mit
PV und Wärmepumpe zum Einsatz.
IKZ-Energy: Wegen
der großen Nachfrage nach der Kombination von PV und Wärmepumpe hat das
Sonnenhaus-Institut 2014 neue Sonnenhaus-Kategorien hierfür geschaffen.
Die Haustypen heißen „Sonnenhaus Plus“ und „Sonnenhaus Autark“. Was
zeichnet diese Häuser aus?
Rainer Körner: Sie dienen
der ganzheitlichen Betrachtung der Energieflüsse im Haus, also nicht
nur für Heizung und Warmwasser, sondern auch für den Haushaltsstrom.
Beim „Sonnenhaus Autark“ beispielsweise wird der Schwerpunkt auf eine
weitgehend netzunabhängige solare Eigenstromversorgung gelegt mit dem
Ziel, einen möglichst hohen Autarkiegrad von 50 % oder mehr zu
erreichen.
IKZ-Energy: Elektroautos werden ebenfalls populärer. Welche Rolle können sie im Sonnenhaus übernehmen?
Rainer Körner: Zum
einen kann ein Teil der Energie für die Elektromobilität mit PV-Modulen
erzeugt werden, wodurch der Eigenverbrauchsanteil des auf dem Dach
erzeugten Sonnenstroms erhöht wird. Zu welchen Anteilen das bei Häusern
mit einem derzeit schon hohen solaren Deckungsgrad für Heizung,
Warmwasser und Haushaltsstrom möglich ist, hängt natürlich davon ab, ob
das Auto unter Tag zu Hause geladen wird oder abends fast voll oder
gegebenenfalls leer nach Hause kommt.
IKZ-Energy: Wie können sich Akkus aus Elektrofahrzeugen auf die Hausversorgung auswirken?
Rainer Körner:
E-Mobile verfügen über große Akkus. Wenn diese tagsüber geladen werden –
zum Beispiel durch PV-Anlagen oder Lastmanagement des
Energieversorgers, der überschüssigen Strom einspeist – und abends fast
voll geladen nach Hause kommen, könnte der Akku zur Hausversorgung mit
herangezogen werden – sofern die Akkus eine externe Entladung zulassen.
In diesem Bereich werden wir in den nächsten Jahren noch
Forschungsbedarf haben, um auch die Elektromobilität effizient in die
vorhandenen Energiesysteme mit einzubinden und Zusatznutzen zu
generieren.
IKZ-Energy: Es gibt immer noch
Bauherren, die lieber mit Solarthermie bauen wollen. Würden Sie ihnen
raten, lieber mit PV zu bauen oder wenigstens ein paar Solarstrommodule
mit auf dem Dach zu installieren?
Rainer Körner: Ich
rate, alle für eine Solarnutzung zur Verfügung stehenden Flächen zu
nutzen. Wenn somit beim thermischen Sonnenhaus noch freie Flächen zur
Verfügung stehen, sollten diese für Solarstrommodule genutzt werden.
Bei
der Auslegung einer Sonnenheizung muss zuerst geprüft werden, welche
Flächen zum Beispiel auf dem Dach oder an der Fassade unter
Berücksichtigung der Himmelsrichtung und Neigung für eine Solarnutzung
zur Verfügung stehen und wie viele kWh man zu welchem Zeitpunkt „ernten“
kann. Dagegen stehen die Verbräuche für Heizung, Warmwasser,
Haushaltsstrom und gegebenenfalls Elektromobilität. Danach versucht man,
die Nachfrage so gut wie möglich mit den Erträgen zu decken.
Die Fragen stellte Ina Röpke, Fachjournalistin Erneuerbare Energien und Energieeffizienz.
Zur Person
Rainer Körner ist 2. Vorsitzender des
Sonnenhaus-Institut e. V. Er hat mit seinem Bauunternehmen KHB-Creativ
Wohnbau bereits über 20 Sonnenhäuser gebaut, viele davon mit einer
solarstromgeregelten Wärmepumpe in Kombination mit einer
Photovoltaikanlage.
Hintergrund Sonnenhaus
Beim klassischen
Sonnenhaus werden große Solarthermie-Anlagen installiert, um einen
solaren Deckungsgrad von mindestens 50 % in der Wärmeerzeugung zu
erreichen. Nun gibt es auch die Kategorien „Sonnenhaus Plus“ und
„Sonnenhaus Autark“ mit großen PV-Anlagen. Außerdem wurde der Fokus von
der solaren Wärmeerzeugung auf Solarenergie für Wärme, Strom und
Elektromobilität erweitert.
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